UNO-Ermittler: Beweise für systematische Folter in Myanmar
Einigen seien Fingernägeln mit einer Zange entfernt worden. Unter den Gefolterten seien auch Kinder gewesen, die oft stellvertretend für ihre nicht auffindbaren Eltern inhaftiert würden.
"Wir haben erhebliche Beweise aufgedeckt, einschließlich Zeugenaussagen, die systematische Folter in Hafteinrichtungen in Myanmar belegen", sagte IIMM-Leiter Nicholas Koumjian. Ein IIMM-Sprecher lehnte es ab, Namen identifizierter Täter zu nennen, da die Ermittlungen andauerten. Der IIMM-Bericht stellt zudem fest, dass es sowohl durch Sicherheitskräfte als auch durch bewaffnete Oppositionsgruppen standrechtliche Hinrichtungen gegeben habe.
Myanmar ist in einen Bürgerkrieg versunken, nachdem die Militärs 2021 die demokratisch gewählte Regierung unter Führung der Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gestürzt hatten. Soldaten bekämpfen mehrere Aufstände im Landesinneren, weite Gebiete werden von Rebellen beherrscht. Der UNO zufolge wurden Zehntausende Menschen willkürlich festgenommen. Mit den Verhaftungen soll die Opposition mundtot gemacht werden, aber auch die Rekrutierung von Soldaten vorangetrieben werden.
Ein Sprecher der vom Militär gestützten Regierung reagierte zunächst nicht auf eine Bitte um Stellungnahme zu dem Bericht der UNO. Deren Erkenntnisse beziehen sich auf den Zeitraum von einem Jahr bis zum 30. Juni und beruhen auf Informationen aus mehr als 1.300 Quellen. Dazu zählen Aussagen Hunderter Augenzeugen sowie Beweise, Dokumente und Fotos.
Wahl im Dezember geplant
Die Militärregierung hat in der Vergangenheit Gräueltaten bestritten und macht "Terroristen" für Unruhen im Land verantwortlich. Erst im Juli beendete Juntachef Min Aung den vierjährigen Ausnahmezustand und kündigte im Vorfeld einer geplanten Wahl die Bildung einer neuen Regierung an, mit ihm selbst als kommissarischem Präsidenten.
Der 2018 gebildete IIMM untersucht Menschenrechtsverletzungen in Myanmar seit 2011, darunter auch die Verbrechen an der muslimischen Minderheit der Rohingya im Jahr 2017.
Zusammenfassung
- Die UNO hat nach eigenen Angaben Beweise für systematische Folter durch Myanmars Sicherheitskräfte vorgelegt, darunter Schläge, Elektroschocks, Strangulationen und das Entfernen von Fingernägeln, wobei auch Kinder betroffen sind.
- Seit dem Militärputsch 2021 wurden laut UNO zehntausende Menschen willkürlich festgenommen, der Ausnahmezustand endete im Juli, und im Dezember ist eine Wahl geplant.