APA/GEORG HOCHMUTH

Unmut über uneinheitliches Corona-Vorgehen an Schulen

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Fast vier Wochen nach Beginn des neuen Schuljahrs haben die Gesundheitsbehörden in Österreich noch zu keinem einheitlichen und nachvollziehbaren Umgang mit Covid-19-Fällen an Schulen gefunden, beklagen Lehrervertreter bei einem Rundruf der APA. Die Entscheidungen seien nicht immer nachvollziehbar, in Ballungsräumen kämen erschwerend teils lange Wartezeiten bei Tests dazu, so der Tenor unter den befragten Lehrkräften.

Die Gesundheitsbehörden hätten anscheinend aus den Problemen im Frühjahr nicht überall dazugelernt, beklagt der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG). Beispiel Testdauer: "Ich bekomme Rückmeldungen aus ganz Österreich, dass man da schneller werden kann. Wien sticht besonders hervor; hier ist es sehr chaotisch, sehr unkoordiniert und die Wartezeiten sind teils extrem lange. Aber: Es beginnt besser zu werden."

Ein großes Thema ist für Roland Gangl (FCG), den obersten Lehrervertreter an den Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen (BMHS), dass die Entscheidungen der Gesundheitsbehörden beim Auftreten von Covid-19-Fällen nicht nachvollziehbar seien. Die eine Bezirkshauptmannschaft schicke Kontaktpersonen in Quarantäne, die andere nicht; die eine lasse diese testen, die andere nicht. "Hier fehlt uns Klarheit, nach welchen Grundlagen Entscheidungen getroffen werden." Und das sorge für Unruhe und Diskussionen an den Schulen.

Elisabeth Rosenberger vom Bundeselternverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen (BEV) kritisiert die Reibungsverluste zwischen den Behörden. Die Situation sei je nach Bundesland recht unterschiedlich, in Wien etwa laufe aber das Zusammenspiel von Bildungs- und Gesundheitsbehörden mit der Schule immer noch nicht rund. Und: Die Schulen würden mit zusätzlichen Formularen und Listen überhäuft. "Der bürokratische Aufwand ist dermaßen groß, dass manche schon sagen: Wenn ein Kind einen Schnupfen hat, melde ich das nicht einmal als Verdachtsfall."

Die oberste Vertreterin der Eltern an Pflichtschulen, Evelyn Kometter, beklagt wiederum, dass sich an manchen Schulen niemand für die Information von Eltern im Zusammenhang mit Covid-19 zuständig fühle. Vor allem an Kleinschulen ohne eigene Leitung hapere es bei der Kommunikation, und das sei für sie problematischer als ein bis zwei Tage auf ein Testergebnis zu warten, wie das ihren Rückmeldungen zufolge derzeit abseits von Wien der Fall sei.

Durch die Quarantäne von Lehrern gebe es punktuell in mehreren Bundesländern Probleme, den Unterricht aufrecht zu halten, berichtet Kimberger: "Wenn in einer Kleinschule drei Lehrer ausfallen, kann ein regulärer Unterricht nicht mehr organisiert werden." Auch AHS-Gewerkschafter Herbert Weiß (FCG) kennt solche Fälle, das Problem seien in diesem Zusammenhang vor allem die teilweise langen Wartezeiten bis zur Rückmeldung der Testergebnisse. "Man müsste versuchen, das schnell zu klären", fordert er rasche Abklärung von Verdachtsfällen über alle Bundesländer hinweg.

Geht es nach Elternsprecherin Kometter, sollen Lehrer, die präventiv in Quarantäne geschickt werden, ihren Unterricht einfach von daheim aus online abhalten. Von Schülern und Eltern sei während der Umstellung auf Fernunterricht im Frühjahr Flexibilität verlangt worden, diese sollten die Lehrer nun auch zeigen. Der oberste Lehrergewerkschafter Kimberger kann dieser Forderung durchaus etwas abgewinnen. Lehrer in Quarantäne könnten sich etwa auf digitalem Wege genauso wie Risikopersonen, die vom Präsenzunterricht befreit sind, "sehr wohl an der pädagogischen Arbeit der Schulen beteiligen".

ribbon Zusammenfassung
  • Fast vier Wochen nach Beginn des neuen Schuljahrs haben die Gesundheitsbehörden in Österreich noch zu keinem einheitlichen und nachvollziehbaren Umgang mit Covid-19-Fällen an Schulen gefunden, beklagen Lehrervertreter bei einem Rundruf der APA.
  • Die Gesundheitsbehörden hätten anscheinend aus den Problemen im Frühjahr nicht überall dazugelernt, beklagt der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG).

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