APA/APA (AFP)/LOUISA GOULIAMAKI

Unbegleitete Minderjährige aus Moria kommen aufs Festland

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Nach der Brandkatastrophe im Flüchtlingslager Moria will Griechenland noch am Donnerstag Familien und besonders bedürftigen Menschen eine neue Unterkunft beschaffen. Eine Fähre wurde zur Insel Lesbos entsandt. Zwei griechische Marine-Schiffe sollen zudem zusätzliche Schlafmöglichkeiten bieten. Unterdessen sollen Plätze für minderjährige Flüchtlinge von Moria in anderen EU-Ländern gefunden werden.

Eine Fähre, die "Blue Star Chios", wird in einem Hafen im Westen der Insel Lesbos erwartet. Dieses Schiff soll rund 1.000 Migranten aufnehmen. Andere Migranten sollen in den nächsten Tagen von zwei Schiffen der griechischen Kriegsmarine aufgenommen werden. Zudem wurden drei Flugzeuge eingesetzt, um insgesamt 406 unbegleitete Minderjährige aufs griechische Festland zu bringen. Sie wurden zuvor auf das Corona-Virus getestet.

Die griechische Regierung erklärte unterdessen, dass die Migranten den Großbrand selbst gelegt hätten. "Das Feuer wurde von Menschen gelegt, die Asyl beantragt haben - als Reaktion auf die wegen des Coronavirus verhängte Quarantäne (in Moria)", hieß es. Es handle sich um Menschen, die "ihr Gastland nicht respektieren". Mit solchen Aktionen jedoch torpedierten diese Menschen jede Lösung. "Wir sagen es ihnen klipp und klar: Sie werden nicht wegen des Feuers die Insel verlassen. Das können sie vergessen." Gelungen sei den Brandstiftern lediglich, Tausende Menschen - darunter Familien - obdachlos zu machen, kritisierte Petsas.

Tausende Menschen verbrachten die erste Nacht nach dem Großbrand auf den Straßen rund um das Lager Moria. Verzweifelte Familien, oft mit kleinen Kindern, irrten nach einer zweiten Nacht im Freien über die Insel, wie AFP-Reporter berichteten. "Man hat uns im Stich gelassen, ohne Essen, Wasser oder Arzneimittel", sagte Fatma aus Syrien, ihr zweijähriges Kind im Arm.

Die Polizei stoppte unter Einsatz von Tränengas einige jugendliche Migranten, die versuchten, in die Hauptstadt der Insel zu kommen, wie das Staatsfernsehen berichtete. Zuvor hatten einige Migranten die Polizei mit Steinen angegriffen. Überlegungen, übergangsweise neue Zelte auf Lesbos für die Flüchtlinge aufzustellen, stießen auf Widerstand der einheimischen Bevölkerung und der Behörden vor Ort.

Indes wird vor einem unkontrollierbaren Ausbruch der Corona-Epidemie gewarnt. 35 Migranten waren positiv auf das Virus getestet worden. Sie sind im Gefolge des Großbrandes untergetaucht und könnten Tausende andere Menschen anstecken. Die Polizei habe nur acht von ihnen aufgreifen können, teilte die Regierung mit.

Die griechische Präsidentin Katerina Sakellaropoulou erklärte am Donnerstag, die Probleme müssten ohne "Verzögerung, Schwarze-Peter-Spiel, Kriegsgeschrei" gelöst werden. Vor allem dürfe "Europa nicht wegsehen". Das Flüchtlingsthema sei in erster Linie ein europäisches Problem.

Frankreich gab bekannt gemeinsam mit Deutschland einen Vorschlag zu planen, um Flüchtlinge aufzunehmen. Dabei gehe es insbesondere um Minderjährige, sagte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron am Donnerstag in Ajaccio auf der Mittelmeerinsel Korsika. Es sollten auch andere europäische Partner gewonnen werden: "Wir müssen mit Griechenland solidarisch sein." Es gehe nun um eine "gute Antwort der Solidarität" an Griechenland, sagte der 42-Jährige.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel will die EU-Staaten davon überzeugen, sich an der deutsch-französischen Initiative zur Aufnahme von minderjährigen Flüchtlingen aus dem niedergebrannten Lager Moria zu beteiligen. Um die Initiative habe sie der griechische Premier Kyriakos Mitsotakis gebeten, sagte Merkel am Donnerstag bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin.

Merkel sagte weiter, sie danke der EU-Kommission, die einen neuen Anlauf für die Verteilung von Flüchtlingen unternehme. Zudem werde Deutschland dem Wunsch der griechischen Regierung nachkommen, bei der Versorgung und Unterbringung der Flüchtlinge aus dem abgebrannten Lager auf der Insel Lesbos zu helfen.

ribbon Zusammenfassung
  • Andere Migranten sollen in den nächsten Tagen von zwei Schiffen der griechischen Kriegsmarine aufgenommen werden.
  • Die griechische Regierung erklärte unterdessen, dass die Migranten den Großbrand selbst gelegt hätten.
  • 35 Migranten waren positiv auf das Virus getestet worden.
  • Sie sind im Gefolge des Großbrandes untergetaucht und könnten Tausende andere Menschen anstecken.
  • Die Polizei habe nur acht von ihnen aufgreifen können, teilte die Regierung mit.

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