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Ukrainische Truppen ziehen sich aus Sjewjerodonezk zurück

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Die Ukraine zieht ihre Truppen aus der seit Wochen umkämpften Stadt Sjewjerodonezk im Osten des Landes zurück.

"Es ist sinnlos, in Stellungen zu bleiben, die über viele Monate hinweg zertrümmert wurden, nur um dort zu bleiben", sagt der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj. Die ukrainischen Truppen müssen daher abgezogen werden. Die Zahl der Toten würde nur stark steigen, die Stadt sei zum größten Teil von den russischen Streitkräften besetzt.

Verteidiger sollen andere Militäroperationen durchführen

"Unsere Verteidiger, die dort sind, haben bereits den Befehl erhalten, sich in neue Positionen zurückzuziehen und von dort aus normale, vollwertige Militäroperationen durchzuführen", erklärte Hajdaj. Er führte aber nicht aus, ob die Truppen dies auch schon getan haben oder wo genau sie Stellung beziehen sollen.

Bis 90 Prozent von Sjewjerodonezk zerstört

Den Angaben des Gouverneurs zufolge sind in Sjewjerodonezk mittlerweile bis zu 90 Prozent der Häuser zerstört. Die Stadt zählte zu den letzten Teilen von Luhansk, die noch nicht vollständig von russischen und prorussischen Kämpfern erobert waren. In der nahe gelegenen Stadt Lyssytschansk rückten russische Soldaten am Donnerstag ebenfalls bis an den Stadtrand vor. Die Eroberung des Gebiets Luhansk - ebenso wie die des angrenzenden Gebiets Donezk - zählt offenbar zu Russlands Hauptzielen.

Russland rückt auf Lyssytschansk vor

In der nur durch einen Fluss von Sjewjerodonezk getrennten Zwillingsstadt Lyssytschansk rückten russische Soldaten ebenfalls bis an den Stadtrand vor. Am Freitag sollen prorussische Kämpfer eigenen Angaben zufolge die Siedlungen Hirske und Solote erobert haben. Die Luhansker Separatisten zeigten das Hissen einer sowjetischen Flagge auf dem Gebäude der Stadtverwaltung von Solote, das südlich von Lyssytschansk liegt. Unklar ist, ob zumindest Teile der ukrainischen Einheiten sich rechtzeitig zurückziehen und somit retten konnten.

Geheimdienst: Russland leidet unter Personalmangel

Die russische Luftwaffe dürfte nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten unterdessen unter Personalmangel leiden. Das legten Äußerungen eines kürzlich in Gefangenschaft geratenen russischen Kampfflugzeug-Piloten nahe, der angab, im Dienst der Söldnertruppe Wagner zu stehen. "Der Einsatz von bereits ausgeschiedenem Personal bei der engen Luftunterstützung, das nun bei Wagner unter Vertrag steht, zeigt, dass die russische Luftwaffe wahrscheinlich Schwierigkeiten hat, die Invasion in die Ukraine mit ausreichender Flugzeugbesatzung zu unterstützen", hieß es in der Mitteilung.

ribbon Zusammenfassung
  • Die ukrainischen Truppen müssen abgezogen werden, sagt der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, im Fernsehen.
  • Die Zahl der Toten würde dann stark steigen. "Deshalb haben unsere Verteidiger, die dort sind, bereits den Befehl erhalten, sich in neue Positionen zurückzuziehen und von dort aus normale, vollwertige Militäroperationen durchzuführen."
  • Den Angaben des Gouverneurs zufolge sind in Sjewjerodonezk mittlerweile bis zu 90 Prozent der Häuser zerstört.
  • Die russische Luftwaffe dürfte nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten unterdessen unter Personalmangel leiden.

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