APA/APA/AFP/LOUISA GOULIAMAKI

Ukraine: Mehr als drei Millionen Menschen geflohen

0

Knapp drei Wochen nach Beginn des russischen Angriffskrieges sind aus der Ukraine mehr als drei Millionen Menschen geflohen.

Die Zahl sei gerade überschritten worden, sagte ein Sprecher der Organisation für Migration (IOM), am Dienstag in Genf. Das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) nannte auf seiner Webseite 2,95 Millionen Geflüchtete. Allein 1,8 Millionen davon kamen nach UNHCR-Angaben in Polen an.

Täglich 12.000 Menschen in Deutschland

Nach Deutschland kommen täglich etwa 12.000 Kriegsflüchtlinge, seit Beginn des russischen Angriffskrieges sind knapp 160.000 Menschen aus der Ukraine eingereist, wie das Innenministerium am Dienstag mitteilte. Erfasst werden allerdings nur diejenigen Flüchtlinge, die von der Bundespolizei festgestellt werden, etwa an der österreichisch-bayerischen Grenze oder in Zügen. Da es aber im Regelfall keine festen Grenzkontrollen an den EU-Binnengrenzen gibt und Ukrainer vorerst ohne Visum einreisen dürfen, ist die Zahl der nach Deutschland eingereisten Kriegsflüchtlinge wahrscheinlich bereits deutlich höher. Nicht erfasst wird außerdem, wie viele von ihnen womöglich von Deutschland aus weiterreisen zu Freunden oder Verwandten in anderen Staaten.

Kohlenberger: Flüchtlingsversorgung "nicht auf Zivilgesellschaft abwälzen"

Mehr als 160.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine haben auch in Tschechien bereits eine offizielle Aufenthaltserlaubnis erhalten. Das teilte das Innenministerium in Prag am Dienstag mit. Knapp die Hälfte der Flüchtlinge sind demnach Kinder und Jugendliche. Aufgrund von Mobilfunkdaten schätzen die Behörden des EU-Mitgliedstaats die Gesamtzahl der Ukraine-Flüchtlinge im Land auf 200.000 bis 270.000. Die Gesamtzahl dürfte nach Einschätzung von Innenminister Vit Rakusan binnen weniger Wochen auf mehr als 400.000 ansteigen.

Tschechien hat Schwierigkeiten bei Unterkünften

Tschechien hat zunehmend Schwierigkeiten, Unterkünfte für die Neuankömmlinge zu finden. In Prag werden inzwischen Turnhallen als Notlösung genutzt. In der zweitgrößten Stadt Brünn (Brno) wurden auf dem Messegelände Betten aufgestellt. Alle staatlichen Stellen sind angewiesen, nach Unterbringungsmöglichkeiten zu suchen. Das Parlament hat Flüchtlinge in seinen beiden Erholungsheimen in Harrachov und Lipnice nad Sazavou einquartiert, die normalerweise den Abgeordneten und ihren Familien vorbehalten sind.

In Großbritannien haben sich innerhalb eines Tages bereits fast 89.000 Briten registriert, um für mehrere Monate Flüchtlinge aus der Ukraine bei sich aufzunehmen. Das geht aus Zahlen der britischen Regierung hervor, die diese am Dienstag veröffentlicht hat. Haushalte bekommen dafür eine Aufwandsentschädigung, Interessierte müssen für mindestens sechs Monaten einen Raum mietfrei bereitstellen und sich Kontrollen unterziehen. Minister Michael Gove sagte, das Programm solle zunächst mit Ukrainern starten, die bereits Verbindungen nach Großbritannien hätten, aber im weiteren Verlauf auch anderen offen stehen.

Britische Regierung unter Druck

Die britische Regierung ist mit ihrer restriktiven und selektiven Aufnahme von Flüchtlingen stark unter Druck geraten. Über ein anderes Programm, bei dem ukrainische Familienangehörige nach Großbritannien geholt werden können, sind bisher rund 4.000 Visa vergeben worden. Verglichen mit den EU-Staaten ist das ein Bruchteil. Ein zentrales Versprechen des Brexits war es, die Kontrollen über die eigenen Grenzen des Vereinigten Königreichs zurückzugewinnen. Daher lehnt es London weiterhin ab, Schutzsuchende ohne entsprechende Kontrollen und Visa ins Land zu lassen.

ribbon Zusammenfassung
  • Knapp drei Wochen nach Beginn des russischen Angriffskrieges sind aus der Ukraine mehr als drei Millionen Menschen geflohen.
  • Die Zahl sei gerade überschritten worden, sagte ein Sprecher der Organisation für Migration (IOM), am Dienstag in Genf.
  • Das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) nannte auf seiner Webseite 2,95 Millionen Geflüchtete.
  • Allein 1,8 Millionen davon kamen nach UNHCR-Angaben in Polen an.

Mehr aus Politik