APA/APA (AFP/Getty)/SCOTT OLSON

Trump vergleicht sich mit Churchill

0

Der unter Druck geratene US-Präsident Donald Trump verteidigt das Herunterspielen der Corona-Pandemie. Dabei greift er zu einem gewagten historischen Vergleich.

US-Präsident Donald Trump verglich seinen beschwichtigten Umgang mit der Corona-Pandemie mit dem Verhalten des britischen Premierministers Winston Churchill im Zweiten Weltkrieg. "Als Hitler London bombardierte, ging Churchill, ein großer Anführer, oft auf ein Dach in London und sprach", sagte Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung.

Trump wegen Woodward-Interview unter Druck

Trump ist knapp zwei Monate vor der Wahl in den USA unter Druck geraten, weil er in Interviews des Investigativjournalisten Bob Woodward im März gesagt hatte, er habe die Gefahr durch das Virus bewusst heruntergespielt. Entsprechende Passagen und Tonbandaufnahmen waren am Mittwoch von US-Medien veröffentlicht worden. Trump sagte danach zu seiner Verteidigung, er habe keine Panik verbreiten wollen.

"Keep calm and carry on"

Trump verwies am Donnerstag auf den Rat der Regierung in London an die Briten im Zweiten Weltkrieg: "Keep calm and carry on" (in etwa: Ruhe bewahren und weitermachen). "Das ist, was ich getan habe." Von Churchill ist überliefert, dass er die Bombenangriffe der Nazis auf London von einem Dach aus beobachtete, nicht aber, dass er dabei Reden hielt. Im Juni 1945 - also nach dem Kriegsende - sprach er im Wahlkampf auf einem Vordach, wie auf Fotos festgehalten wurde.

"Ich habe nicht gelogen"

Bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus dementierte Trump am Donnerstag, dass er die Amerikaner über die Gefahr durch das Coronavirus belogen habe. Die entsprechende Frage eines Reporters nannte er "eine Schande". "Ich habe nicht gelogen", sagte Trump. "Ich habe gesagt, wir müssen ruhig bleiben, wir dürfen nicht in Panik geraten." Trumps Herausforderer im Rennen ums Weiße Haus, der Demokrat Joe Biden, hatte dem Republikaner am Mittwoch vorgeworfen, das amerikanische Volk belogen zu haben und für den Tod Zehntausender US-Bürger verantwortlich zu sein.

Woodward für Trump ein "Spinner"

Trump argumentierte am Donnerstag, hätte Woodward gedacht, dass seine Aussagen problematisch seien, hätte er damit sofort an die Öffentlichkeit gehen sollen, statt monatelang damit zu warten. In Freeland nannte er den Pulitzer-Preisträger Woodward vor jubelnden Anhängern einen "Spinner".

Trump lobte in der Rede erneut das Krisenmanagement seiner Regierung, das eine Mehrheit der Amerikaner in Umfragen seit Monaten negativ beurteilt. Trump sagte: "Ich denke, wir haben bei der Pandemie wahrscheinlich die beste Arbeit von allen Ländern geleistet, sicherlich von allen wichtigen Ländern der Welt."

Mehr dazu

ribbon Zusammenfassung
  • Bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus dementierte Trump am Donnerstag, dass er die Amerikaner über die Gefahr durch das Coronavirus belogen habe.
  • Im Weißen Haus stellte Trump die Lage in den USA in der Corona-Pandemie als besser dar als in Europa.
  • Die Zahl der täglichen Neuansteckungen lag am Mittwoch bei mehr als 34.000. In absoluten Zahlen haben die USA weltweit die meisten Corona-Toten zu beklagen, nicht aber relativ zur Einwohnerzahl.

Mehr aus Politik