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Trump-Prozess: Richter ließ Gerichtssaal räumen

Im Prozess gegen Ex-US-Präsident Donald Trump rund um Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar ist dem zuständigen Richter am Montag der Kragen geplatzt. Er ließ den Gerichtssaal räumen.

Im Prozess gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump im Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar ist es zum Eklat gekommen. Richter Juan Merchan ließ den Gerichtssaal in Downtown Manhattan vorübergehend räumen - weil er sich von einem Trump-nahen Entlastungszeugen respektlos behandelt fühlte.

Dem Richter platzte bei der Befragung von Robert Costello am Montag der Kragen, weil dieser die richterlichen Entscheidungen infrage zu stellen schien.

Nachdem die Staatsanwaltschaft mit dem Ex-Trump-Anwalt Cohen ihren letzten Zeugen aufgerufen hatte, bat Trumps Verteidigung am Montag Robert Costello zur Befragung. Der einstige rechtliche Berater Cohens sollte die Glaubwürdigkeit des Hauptbelastungszeugen untergraben - könnte sich durch sein Verhalten aber eher selbst geschadet haben: Costello antwortete mehrfach auf Fragen, bei denen Merchan zuvor einen Einspruch der Staatsanwaltschaft zugelassen hatte. Der Richter belehrte den Zeugen deshalb, dass dieser in solchen Fällen nicht antworten dürfe.

Kurze Zeit später kommentierte Costello dann einen weiteren stattgegebenen Einspruch vernehmlich mit "Jeesh" - übersetzbar etwa mit einem abfälligen "Oh mein Gott". Merchan ließ die Geschworenen in der Folge aus dem Saal bringen und sagte zum Trump-Verbündeten im Zeugenstand: "Ich möchte in meinem Gerichtssaal über den richtigen Anstand sprechen." Er verbitte sich Kommentare zu seinen Entscheidungen. "Sie geben mir keinen Seitenblick und verdrehen nicht die Augen", diktierte Merchan, der den Ruf hat, sich nichts gefallen zu lassen.

"Starren Sie mich nieder?"

Als Costello den Richter dann fortwährend finster und mit rotem Gesicht anschaute, platzte es aus Merchan hörbar verärgert heraus: "Starren Sie mich nieder?" Er ließ daraufhin den Saal räumen - mithilfe lauter und schneidender Anweisungen des Personals im Gericht, so dass sogar Trump sich umdrehte und das Geschehen beobachtete. Journalistinnen und Journalisten durften den Saal nach einigen Minuten wieder betreten, die Befragung wurde fortgesetzt.

US-Medien sprachen vom "verrücktesten Moment" des Prozesses. Dabei hielt das Verfahren um eine der polarisierendsten politischen Figuren überhaupt schon vorher einige spektakuläre Momente bereit. Ein Reporter, der quasi täglich über das Verfahren berichtet, bezeichnete den Trump-Prozess als beste Reality-Show aller Zeiten.

Ex-Trump-Anwalt gesteht Diebstahl

Trumps ehemaliger Anwalt Cohen hat derweil eingestanden, den republikanischen Präsidentschaftskandidaten bestohlen zu haben. Der 57-Jährige sagte am Montag aus, er habe für eine Firma Trumps 50.000 Dollar an ein Technologieunternehmen zahlen sollen.

Er habe aber nur 20.000 Dollar gezahlt und den Rest behalten. Insgesamt habe ihm die Trump Organization 100.000 Dollar für die Transaktionen mit dem Energieunternehmen erstattet.

Cohen rechtfertigte sein Vorgehen als eine Art Selbsthilfe. Er sei verärgert gewesen, weil sein Jahresbonus gekürzt worden sei, nachdem er 130.000 Dollar seines eigenen Geldes vorgestreckt hatte, um das Schweigen des Pornostars Stormy Daniels zu erkaufen. Cohen ist der wichtigste Zeuge der Anklage. Sein Geständnis, seinen damaligen Chef bestohlen zu haben, könnte seine Glaubwürdigkeit bei den Geschworenen beschädigen.

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Der Prozess dreht sich um den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, Trump habe seine Aussichten auf einen Erfolg bei der Präsidentschaftswahl 2016 durch die Zahlung von 130.000 Dollar (120.000 Euro) an die Pornodarstellerin Daniels verbessern wollen und den Geldfluss danach falsch verbucht.

Obwohl die - von keiner Seite bestrittene - Zahlung selbst nicht illegal war, soll der heute 77-jährige Republikaner bei der Erstattung des Betrages an seinen damaligen persönlichen Anwalt Michael Cohen Unterlagen manipuliert haben, um den wahren Grund der Transaktion zu verbergen. Deshalb handle es sich um illegale Wahlkampf-Finanzierung. Trump, der im November erneut US-Präsident werden will, hat auf nicht schuldig plädiert.

ribbon Zusammenfassung
  • Im Prozess gegen Donald Trump rund um Schweigegeldzahlungen ließ Richter Juan Merchan den Gerichtssaal räumen.
  • Er fühlte sich von einem Zeugen respektlos behandelt.