100 Tage im Amt
Trump badet in Superlativen über sich selbst
US-Präsident Donald Trump kommt nach den ersten 100 Tagen im Amt in Michigan auf die Bühne vor tausenden treuen Anhängern und lässt sich feiern. Von der Decke herabhängend manifestiert ein Plakat das "goldene Zeitalter", das er einleiten wolle.
Sich selbst bescheinigte Trump einen historischen Start als 47. US-Präsident. Er sprach von den "erfolgreichsten ersten 100 Tagen einer Regierung in der Geschichte" der Vereinigten Staaten. Er habe die Inflation gesenkt, bekämpfe die "illegale Einwanderung" auf beispiellose Weise und gehe gegen "woke" Ideologien vor – etwa gegen Männer, die sich als Frauen ausgäben. Leider werde er darin immer wieder von Gerichten behindert, klagte der Präsident.
Trump wähnte sich für einen Moment wieder dort, wo er am besten ist: Im Wahlkampf. Das Bad in der Menge, die Liebe seiner Fans, die inszenierten Jubelszenen als Bilder für das ganze Land und die Welt. Dabei könnte die Kluft zwischen innerhalb und außerhalb der Halle in Warren kaum größer sein. Seine Zustimmungsrate ist so niedrig wie bei keinem Präsidenten seit über 60 Jahren.
Zölle: Glänzende Zukunft für die Autoindustrie
Auch der Autoindustrie prophezeite er eine glänzende Zukunft. Dies liege an seiner Zoll- und Steuerpolitik. Oder daran, dass er nicht an seinen Ankündigungen festhält. Sein großes Projekt, die Welt in seinen Augen mit Zöllen wieder gerecht zu machen, schraubte er dabei noch Stunden davor zurück. Der Republikaner hatte nämlich ein Dekret zu Zollerleichterungen für Autohersteller unterzeichnet, die vorherige Ankündigungen abmildern sollen.
Dank seiner Zölle und der geplanten Steuererleichterungen kämen Unternehmen aus der ganzen Welt in die Vereinigten Staaten und eröffneten neue Werke, sagte Trump weiter. Dazu sollen auch die Zollerleichterungen beitragen. Erleichterungen von Zöllen, die er selbst eingeführt hatte.
Video: Historisch unbeliebt - Bilanz nach 100 Tagen Trump
Demokraten seien "Kriminelle"
Trump beschimpfte zudem die oppositionellen Demokraten als "Verrückte" und "Kriminelle". Seine Anhänger in Warren bejubelten den Präsidenten und schwenkten Plakate mit der Aufschrift des Slogans "Make America Great Again" (Macht Amerika wieder großartig). Im Saal hingen zudem Plakate mit der Aufschrift "100 Days of Greatness" (100 Jahre Größe") und "Jobs Jobs Jobs".
"Niemand kann in 100 Tagen so schnell etwas erreichen", sagte der pensionierte Krankenpfleger Steve Camber. Trump mache seinen Job "wirklich gut", lobte der 60-Jährige. Die 55-jährige Lisa Reeves sagte, Trump habe ein "Herz für Amerika" und die richtige Moralvorstellung. Die 40-jährige Nelly Nkouka sagte, sie schätze Trumps "Ehrlichkeit" und seine unverblümte Art. Allerdings hätten auch Einwanderer den amerikanischen Traum verdient, sagte die Frau, die 2005 aus dem Kongo in die USA kam.
Schlechte Beliebtheitswerte für Trump einfach "fake"
Trumps harter Kurs gegen Migranten, Richter, Staatsbedienstete, Universitäten und sexuelle Minderheiten stößt in weiten Teilen der Bevölkerung auf Widerstand. Kritiker werfen ihm zudem vor, die Weltwirtschaft mit seiner wechselhaften Zoll- und Außenpolitik in Unsicherheit gestürzt und die NATO-Verbündeten brüskiert zu haben. Im Ukraine-Krieg hatte Trump eine schnelle Lösung angekündigt, diese ist aber weiter nicht in Sicht.
US-Medien hatten zuletzt Umfragen veröffentlicht, nach denen Trump nur noch vier von zehn US-Bürgern hinter sich hat. Bei Wirtschaft und Einwanderung sind seine Werte demnach noch schlechter. Trump bezeichnete dies erneut als "Fake" und behauptete, mindestens 60 Prozent der Bürger stünden hinter ihm.
Zusammenfassung
- US-Präsident Donald Trump lobt seine ersten 100 Tage der zweiten Amtszeit als die erfolgreichsten einer US-Regierung und prophezeit der Autoindustrie durch seine Zoll- und Steuerpolitik eine glänzende Zukunft.
- Kritiker werfen Trump vor, die Weltwirtschaft in Unsicherheit gestürzt und die NATO-Verbündeten brüskiert zu haben, während Umfragen zeigen, dass nur vier von zehn US-Bürgern hinter ihm stehen.
- Trotz positiver Rückmeldungen von Anhängern, die seine Ehrlichkeit und Moral schätzen, bleibt Trumps harter Kurs gegen Migranten und seine wechselhafte Politik umstritten.