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Iranisches Atomprogramm

Trump widerspricht Geheimdienst: Atomanlagen "vollständig zerstört"

Heute, 02:35 · Lesedauer 3 min

Die US-Angriffe haben einem US-Geheimdienstbericht zufolge das iranische Atomprogramm nur um einige Monate zurückgeworfen. Donald Trump ist anderer Ansicht.

US-Medien berichteten am Dienstag, dass die Angriffe die Zentrifugen und Vorräte an angereichertem Uran nicht vollständig zerstört hätten. Die Zugänge zu einigen Anlagen wären versperrt, ohne dass unterirdische Gebäude zerstört wurden. 

Ein fünfseitiger US-Geheimdienstbericht geht davon aus, dass der Iran seinen Bestand an angereichertem Uran bereits vor den Angriffen an andere Orte verlegt hatte, wie die "New York Times" weiter berichtete. 

CNN zufolge soll der Angriff das iranische Atomprogramm um weniger als sechs Monate zurückgeworfen haben.

Trump: Nuklearanlagen "vollständig zerstört"

US-Präsident Donald Trump wies die Berichte zurück. "Die Nuklearanlagen im Iran sind vollständig zerstört!"

Kurz zuvor bestätigte die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, zwar die Echtheit der Geheimdienst-Einschätzung. Sie sagte jedoch, sie sei "völlig falsch und als 'streng geheim' eingestuft worden, aber trotzdem durchgesickert". 

Die Weitergabe dieser "angeblichen Einschätzung" sei ein "klarer Versuch", Trump und die "mutigen Kampfpiloten" zu diskreditieren. 

Leavitt bezeichnete die Mission als "perfekt ausgeführt" und erklärte im Onlinedienst X: "Jeder weiß, was passiert, wenn man 14 30.000-Pfund-Bomben perfekt auf ihre Ziele abwirft: totale Vernichtung."

Iran will Atomprogramm fortsetzen

B-2-Kampfflugzeuge der USA hatten am Wochenende zwei iranische Atomanlagen mit bunkerbrechenden Bomben vom Typ GBU-57 angegriffen. Ein U-Boot griff eine dritte Anlage mit Tomahawk-Marschflugkörpern an. 

Trump bezeichnete die Angriffe als "spektakulären militärischen Erfolg" und sagte, sie hätten die Atomanlagen "ausgelöscht". 

Von der iranischen Regierung hieß es am Dienstag, sie habe die "notwendigen Maßnahmen" ergriffen, um die Fortsetzung des Atomprogramms sicherzustellen.

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, betonte derweil die Notwendigkeit der Wiederaufnahme der Arbeit seiner Behörde im Iran. 

Dies sei "der Schlüssel zu einer erfolgreichen diplomatischen Einigung, um den Streit um die iranischen Atomaktivitäten endgültig beizulegen", wurde er in einer von der IAEA am Dienstagabend veröffentlichten Erklärung zitiert.

IAEA-Chef will Arbeit im Iran wieder aufnehmen

Grossi habe dem iranischen Außenminister Araghtschi in einem Brief verdeutlicht, wie wichtig diese Zusammenarbeit sei, und ihm ein baldiges Treffen vorgeschlagen, hieß es in der Mitteilung. 

Die Inspektoren der IAEA seien während der gesamten Dauer des Konflikts im Iran geblieben. Sie seien bereit, ihre Arbeit sobald wie möglich aufzunehmen, zu den Atomanlagen zurückzukehren und die Bestände an nuklearem Material zu überprüfen. 

Darunter seien mehr als 400 Kilogramm Uran mit einem beinahe waffentauglichen Reinheitsgrad von 60 Prozent.

Über den Verbleib dieses hochangereicherten Materials ist öffentlich nichts bekannt. Laut Diplomaten könnten damit mehrere Atombomben hergestellt werden, falls das Uran weiter auf 90 Prozent angereichert würde, was als relativ kleiner Schritt gilt. 

Zuletzt hatten Vertreter der Führung in Teheran Spekulationen darüber genährt, dass der Iran die Kooperation mit der IAEA aussetzen könnte.

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Zusammenfassung
  • Ein US-Geheimdienstbericht kommt zu dem Schluss, dass die jüngsten US-Angriffe das iranische Atomprogramm nur um einige Monate zurückgeworfen haben, da Zentrifugen und angereichertes Uran nicht vollständig zerstört wurden.
  • Donald Trump widerspricht dem Bericht und behauptet, die Nuklearanlagen seien "vollständig zerstört" und die Angriffe seien ein "spektakulärer militärischer Erfolg" gewesen.
  • Bei dem Angriff kamen B-2-Kampfflugzeuge und ein U-Boot zum Einsatz, die insgesamt 14 Bomben zu je 30.000 Pfund sowie Tomahawk-Marschflugkörper auf drei iranische Atomanlagen abwarfen.