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Trotz Delta-Variante: Merkel kündigt Einreiselockerung für Großbritannien an

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Deutschland und Großbritannien wollen ihre Beziehungen mit einem Kooperationsvertrag und regelmäßigen Regierungskonsultationen auf eine neue Grundlage stellen. Merkel sagte, es werde nach dem Brexit ein "neues Kapitel" aufgeschlagen und kündigte auch Lockerungen bei den Corona-Einreisebestimmungen an.

Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) traf am Freitag den britischen Premierminister Boris Johnson auf dessen Landsitz Chequers. Merkel versprach Johnson, die strikten Einreisebeschränkungen für Großbritannien wegen der Verbreitung der Delta-Variante des Coronavirus bald zu lockern. Sie gehe davon aus, dass das Land "in wirklich absehbarer Zeit" vom Virusvariantengebiet zum Hochinzidenzgebiet heruntergestuft wird.

Besorgt zeigte sie sich allerdings über die geplante Austragung der Halbfinalspiele und des Finales der Fußball-Europameisterschaft im Londoner Wembley-Stadion vor 45.000 beziehungsweise 60.000 Zuschauern.

Johnson zeigte sich überzeugt, dass Großbritannien nach dem Brexit trotz der Spannungen mit der EU seine Beziehung zu Deutschland vertiefen kann. "Mit gutem Willen und Geduld können wir das klären", sagte er über die Konflikte mit der EU bezüglich Sonderregeln für Nordirland bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Merkel.

Jährliche Beratungen geplant

Beratungen der Regierungschefs und eines großen Teils ihrer Minister über zentrale Fragen der Beziehungen beider Länder sollen einmal im Jahr stattfinden. Darüber hinaus sei ein "Freundschaftsvertrag oder Kooperationsvertrag" geplant, der die gesamte Breite der Beziehungen abbilden solle, sagte Merkel.

Merkels Besuch wird in London als Chance gesehen, die diplomatischen Beziehungen mit dem zweitgrößten Handelspartner nach jahrelangem Gerangel um den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union zu festigen. Im Vorfeld des Besuchs hatte Johnson Merkels positiven Einfluss auf die bilateralen Beziehungen während ihrer 16-jährigen Amtszeit betont.

Merkel bei Kabinett-Konferenz

Merkel wird bei ihrem Besuch in Großbritannien auch an einer Videokonferenz des britischen Kabinetts teilnehmen und zu den Ministerinnen und Ministern sprechen - eine Ehre, die zuletzt 1997 dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton zuteilwurde. Gegen 17.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit wird die Kanzlerin von Queen Elizabeth auf Schloss Windsor zu einer Audienz empfangen.

Johnson hat zu Ehren der promovierten Physikerin Merkel zudem einen Preis für Wissenschafterinnen aus Deutschland und Großbritannien ausgelobt. Der Preis ist nach der deutsch-britischen Astronomin Caroline Herschel benannt und mit 10.000 Pfund (11.600 Euro) dotiert, wie die britische Regierung am Freitag mitteilte. Er soll jährlich an eine Astrophysikerin aus Deutschland oder Großbritannien verliehen werden.

Geplant sind nach Angaben aus der Downing Street auch ein neuer deutsch-britischer Kulturdialog, eine Aufstockung der Mittel für das Austauschprogramm Connection und Fördermittel für eine direkte Stromverbindung zwischen Deutschland und Großbritannien. Johnson erklärte, Deutschland und Großbritannien seien durch eine "unerschütterliche Freundschaft" und "gemeinsame Ansichten" in vielen politischen Fragen verbunden. In Merkels 16-jähriger Amtszeit sei das deutsch-britische Verhältnis wieder "neu belebt" worden.

ribbon Zusammenfassung
  • Deutschland und Großbritannien wollen ihre Beziehungen mit einem Kooperationsvertrag und regelmäßigen Regierungskonsultationen auf eine neue Grundlage stellen.
  • Das gaben der britische Premierminister Boris Johnson und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Freitag nach ihrem Treffen auf dem Landsitz Chequers des britischen Regierungschefs in der Nähe von London bekannt.
  • Merkel sagte, es werde nach dem Brexit ein "neues Kapitel" aufgeschlagen.
  • Beratungen der Regierungschefs und eines großen Teils ihrer Minister über zentrale Fragen der Beziehungen beider Länder sollen einmal im Jahr stattfinden. Darüber hinaus sei ein "Freundschaftsvertrag oder Kooperationsvertrag" geplant.

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