APA/APA (AFP/Getty)/Nathan Howard

Toter bei Demos von Trump-Anhängern und -Gegnern in Portland

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US-Präsident Donald Trump macht Gewalt am Rande von Protesten in amerikanischen Städten immer mehr zum Wahlkampfthema im Rennen ums Weiße Haus. Nachdem in der Nacht auf Sonntag ein Mann in der Stadt Portland erschossen wurde, brachte Trump die Gewalt erneut mit der Politik der Demokraten in Verbindung. Nähere Angaben zum Toten gab es zunächst nicht.

US-Präsident Donald Trump macht Gewalt am Rande von Protesten in amerikanischen Städten immer mehr zum Wahlkampfthema im Rennen ums Weiße Haus. Nachdem in der Nacht auf Sonntag ein Mann in der Stadt Portland erschossen wurde, brachte Trump die Gewalt erneut mit der Politik der Demokraten in Verbindung. Nähere Angaben zum Toten gab es zunächst nicht.

Am Dienstag will Trump in die Stadt Kenosha fahren, in der es nach den Schüssen eines Polizisten in den Rücken eines Afroamerikaners ebenfalls Proteste gibt. Dabei wolle er sich mit Sicherheitsbehörden treffen und sich ein Bild von den Schäden bei gewaltsamen Protesten machen, sagte ein Sprecher. Von einem Gespräch mit der Familie des Verletzten Schwarzen war nicht die Rede.

Trump hat das Versprechen von "Recht und Ordnung" zu einer zentralen Botschaft im laufenden Präsidentschaftswahlkampf gemacht. In Portland (Oregon) gibt es seit Wochen jede Nacht Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt. Am Samstag fuhr ein Autocorso von Trump-Anhängern durch Portland. Laut Medienberichten waren es mehrere hundert Autos mit etwa 2.500 Trump-Unterstützern. Trump begrüßte die Aktion auf Twitter mit den Worten "Großartige Patrioten!".

Laut Medienberichten kam es in Portland zu Auseinandersetzungen zwischen Trump-Anhängern und Demonstranten. Beamte hätten Schüsse gehört und seien daraufhin zum Tatort gefahren, teilte die Polizei mit. Dort hätten sie ein Opfer mit einer Schusswunde in der Brust vorgefunden. Eine Mordermittlung sei bereits im Gange. Nähere Angaben zu dem Toten machte die Polizei zunächst nicht.

Auf dem Video eines "New York Times"-Reporters war zu sehen, wie von der Ladefläche eines Pickups im Autocorso mit einem Paintball-Gewehr auf Demonstranten geschossen wird. Von einem anderen Wagen wird Pfefferspray versprüht. Der erschossene Mann trug laut Medienberichten eine Baseball-Kappe der rechten Gruppe "Patriot Prayer".

Zuvor hatte die Polizei getwittert, dass es im Zuge eines Protestes im Zentrum von Portland "einige Fälle von Gewalt zwischen Demonstranten und Gegendemonstranten" gegeben habe. Beamte hätten eingegriffen und einige Menschen festgenommen.

Auch die Website OregonLive hatte von "Zusammenstößen" und "Spannungen" zwischen den verschiedenen Protestgruppen berichtet. Ob es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen den Zusammenstößen und den späteren Schüssen gab, war zunächst unklar.

In Kenosha im Bundesstaat Wisconsin waren in der Nacht auf Mittwoch zwei Menschen am Rande von Protesten erschossen worden. Als Schütze wurde im benachbarten Bundesstaat Illinois ein 17-Jähriger festgenommen. Er war mit anderen bewaffneten Zivilisten unterwegs, die behaupteten, Eigentum vor Plünderungen schützen zu wollen. Zumindest seine Schüsse auf zwei Personen waren von Augenzeugen gefilmt worden. Der Mann wurde wegen Mordes und versuchten Mordes angeklagt. Sein Anwalt erklärte, es habe sich um Selbstverteidigung gehandelt. Auf seinen Social-Media-Profilen bekundete er Bewunderung für die Polizei und trat als Trump-Anhänger in Erscheinung.

Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden, der acht Jahre Vizepräsident unter Barack Obama war, ist bei schwarzen US-Amerikanern populär. Trump versucht, die Demokraten mit Gewalt bei Protesten in Verbindung zu bringen und Ängste bei potenziellen Wählern zu schüren. Die Krawalle seien ein Vorgeschmack darauf, dass in "Bidens Amerika" niemand sicher sein werde, sagte Trump jüngst. Biden warf Trump im Gegenzug vor, die Gewalt im Land anzufachen, um daraus politischen Nutzen zu ziehen: "Er gießt mehr Benzin ins Feuer", sagte Biden.

Unterdessen werden häppchenweise Details zum Polizeieinsatz bekannt, bei dem ein Polizist in Kenosha vor einer Woche dem 29-jährigen Jacob Blake siebenmal in den Rücken geschossen hatte. Auf einem Video des Zwischenfalls ist zu sehen, wie Blake um ein Auto geht, während ihm zwei Polizisten mit gezogenen Waffen folgen. Eine davon ist auf seinen Rücken gerichtet. Als Blake die Fahrertür aufmacht und sich hineinbeugt, greift einer der Polizisten ihn am Shirt und schießt. Das Video löste in den USA Empörung aus. Im Auto befanden sich Blakes Kinder im Alter von drei, fünf und acht Jahren. Am Samstag gab es in Kenosha einen Protestmarsch mit Hunderten Teilnehmern.

Der Generalstaatsanwalt von Wisconsin, Josh Kaul, teilte mit, dass auf dem Boden der Fahrerseite ein Messer gefunden worden sei. Er machte aber auf Nachfragen keine Angaben dazu, ob Blake ein Messer in der Hand gehabt habe. Zudem hieß es, die Polizisten hätten zweimal versucht, Blake mit einem Elektroschocker zu betäuben, das habe aber nicht funktioniert.

Die Polizeigewerkschaft von Kenosha erklärte am Wochenende, gegen Blake habe ein Haftbefehl wegen des Vorwurfs eines sexuellen Übergriffs vorgelegen. Zudem hätten die Polizisten ein Messer in seiner Hand gesehen und es habe eine körperliche Auseinandersetzung Blakes mit den Polizisten gegeben. Blakes Anwälte erklärten im Sender CNN, diese Behauptungen seien "übertrieben" und sollten den Einsatz übermäßiger Gewalt rechtfertigen.

Die Anzeige war der Grund dafür, dass der nach den Schüssen von der Hüfte abwärts gelähmte Blake mit einer Fußfessel an das Krankenhaus-Bett gebunden wurde. Nach Kritik der Familie wurde dies aufgehoben.

Kritiker werfen Trump vor, sich auf die Gewalt am Rande der Demonstrationen zu fokussieren, anstatt das Rassismus-Problem im Land anzugehen. Der Rechtspopulist hat sich bisher noch nicht öffentlich zu den Polizeischüssen auf Blake geäußert. Bei einem Wahlkampfauftritt im Bundesstaat New Hampshire am Freitag hatte Trump gesagt, der "Rassenhass" in den USA werde von Medien wie den Fernsehsendern CNN und MSNBC geschürt. Der Präsident warnte bei diesem Anlass auch erneut vor einem "linken Mob".

ribbon Zusammenfassung
  • US-Präsident Donald Trump macht Gewalt am Rande von Protesten in amerikanischen Städten immer mehr zum Wahlkampfthema im Rennen ums Weiße Haus.
  • Nachdem in der Nacht auf Sonntag ein Mann in der Stadt Portland erschossen wurde, brachte Trump die Gewalt erneut mit der Politik der Demokraten in Verbindung.
  • Am Samstag fuhr ein Autocorso von Trump-Anhängern durch Portland.
  • Nähere Angaben zu dem Toten machte die Polizei zunächst nicht.

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