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Tirols Notariatskammer-Präsident fordert Bürokratieabbau

11. Aug. 2025 · Lesedauer 3 min

Der Präsident der Notariatskammer für Tirol und Vorarlberg, Oskar Platter, hat einen bundesweiten Bürokratieabbau und ein Vorantreiben der Digitalisierung vor allem bei Amtswegen eingefordert. Notare könnten als "One-Stop"-Shops einen wichtigen Beitrag leisten und künftig etwa Firmenbucheinträge vornehmen, Steuernummern vergeben oder einvernehmliche Scheidungen abwickeln. Damit könnten Justiz und Ämter entlastet sowie Bürokratie abgebaut werden, sagte Platter im APA-Gespräch.

Darüber hinaus sei es unter diesem Gesichtspunkt auch sehr gut vorstellbar, dass man Verlassenschaften - wie es bisher langjährig der Fall war - nicht nur vorbereitet, sondern gänzlich abwickeln könnte. "Bislang ist es so, dass wir die Verlassenschaften vorbereiten und das Gericht die Beschlüsse ausfertigt", erklärte er. "Es spräche absolut nichts dagegen, wenn wir das künftig einfach komplett übernehmen", so der Notariatskammerpräsident, der seine Funktion im heurigen April angetreten hat.

Selbiges gelte auch für Firmenbucheintragungen oder Steuernummern: "Hier können wir im Umfeld von Unternehmensgründungen so schnell tätig und aktiv sein, wie man es nur irgendwie braucht." Dass diese zusätzlichen Tätigkeiten der Notare im Konsens mit den betreffenden Institutionen - in diesem Fall Finanzämter und Gerichte - erfolge, sei für ihn dabei selbstverständlich: "Wir wollen im abgesprochenen Einvernehmen unterstützen und entlasten und ganz sicher niemandem irgendetwas wegnehmen." Etwaige diesbezügliche Missverständnisse wolle er in seiner Funktion als Notariatskammer-Präsident zeitnah "ausräumen".

Die Notare als sogenannte "One-Stop-Shops" bzw. Dienstleister, bei dem Klienten niederschwellig verschiedenste Prozesse und Erledigungen abwickeln könnten, passten jedenfalls sehr gut in die "gegenwärtige Zeit der fortschreitenden Digitalisierung" und könnten sehr gut zu einem sinnvollen Bürokratieabbau beitragen. "Die ID-Austria hat in dieser Hinsicht wirklich einen großen Schub verursacht", führte Platter aus. Selbst nehme man "wöchentlich digitale Beglaubigungen vor" und agiere auch sonst im Einklang mit KI und digitalen Welten. "Die Künstliche Intelligenz als Tool kann Prozesse vereinfachen", war der Präsident sicher.

"Empathie" auch in KI-Zeiten wichtig

Dennoch könne die Künstliche Intelligenz die Arbeit der Notare "nicht wirklich ersetzen", denn in vielen Fragen, beispielsweise bei Testamenten, sei auch "viel Empathie und Fingerspitzengefühl" gefragt". "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die KI ein Testament verfasst, mit dem dann alle Seiten glücklich sind", so Platter. Der "menschliche Aspekt" zähle in solchen Fragen jedenfalls auch in Zukunft.

Ebenjener menschliche Aspekt sei definitiv grundlegend für weitere drängende Themen, die derzeit am Tapet seien. "Derzeit beschäftigt uns etwa die Nachfolgeregelung bei Unternehmen", führte Platter aus. "47 Prozent der befragten kleinen und mittelständischen Unternehmen planen in den nächsten Jahren eine Übergabe, davon haben aber 49 Prozent noch keine geeignete Nachfolge", skizzierte Platter die Problematik. "Die Notare können hier zentrale rechtliche Berater sein", meinte er.

Zusammenfassung
  • Oskar Platter, Präsident der Notariatskammer für Tirol und Vorarlberg, fordert einen bundesweiten Bürokratieabbau und will, dass Notare als "One-Stop"-Shops Aufgaben wie Firmenbucheinträge, Steuernummernvergabe und Scheidungen übernehmen.
  • Platter sieht die Digitalisierung als Chance und berichtet, dass Notare bereits wöchentlich digitale Beglaubigungen durchführen und die ID-Austria einen großen Digitalisierungsschub gebracht hat.
  • Bei Unternehmensnachfolgen zeigt sich laut Platter Beratungsbedarf: 47 Prozent der KMU planen eine Übergabe, aber 49 Prozent davon haben noch keine geeignete Nachfolge.