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Streumunition: 314 Tote und Verletzte im vergangenen Jahr

Heute, 08:30 · Lesedauer 3 min

2024 wurden weltweit 314 Menschen durch Streumunition verletzt oder getötet, davon allein 208 in der Ukraine. Das geht aus dem jährlichen Streumunitionsmonitor hervor. Es gebe aber eine hohe Dunkelziffer, weil nicht immer registriert werde, dass Verletzungen durch Streumunition verursacht wurden, berichtete die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW), die den Bericht erstellt.

Streumunition wurde in der Ukraine sowohl von russischen als auch ukrainischen Streitkräften eingesetzt. Auch die Ukraine soll die Waffen in Russland genutzt haben, der Einsatz habe aber nicht verifiziert werden können, heißt es in dem Bericht. Beide Länder gehören nicht zu den 111, die das "Übereinkommen über das Verbot von Streumunition" (Oslo-Konvention) ratifiziert haben. Im Jahr 2023 lag die Zahl der Opfer durch Streumunition weltweit bei 219.

Von den insgesamt 314 Zivilistinnen und Zivilisten wurden 257 durch direkte Angriffe mit Streumunition und 57 durch Unfälle mit nicht-explodierter Streumunition in insgesamt neun Ländern getötet oder verletzt. Die durch direkte Angriffe mit Streumunition getöteten und verletzten Menschen wurden in den Nicht-Vertragsstaaten Myanmar (32), Syrien (27) und der Ukraine (193) registriert.

Die im Jahr 2024 insgesamt 57 Getöteten und Verletzten durch Überreste von Streumunition in Vertragsstaaten stammten aus Afghanistan (7), Irak (11), Laos (2), Libanon (2) und Mauretanien (2). Weiters verzeichnete man Opfer in Jemen (1), Syrien (17) und der Ukraine (15) - Länder, die nicht Teil des Abkommens sind.

Die tatsächliche Opferzahl dürfte laut dem Bericht aber weitaus höher sein. Allein in der Ukraine wurden im Jahr 2024 rund 40 Streumunitionsangriffe gemeldet, bei denen die Zahl der Opfer nicht verzeichnet wurde. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 wurden dort mehr als 1.200 Opfer von Streumunition registriert.

Insgesamt 111 Vertragsstaaten

Die Konvention über Streumunition hat 111 Vertragsstaaten und 12 Unterzeichnerstaaten. Österreich ist ebenfalls Vertragsstaat des Übereinkommens über Streumunition - es trat 2010 in Kraft. Mitglied der. Die jüngsten Staaten, die der Konvention beigetreten sind, sind Südsudan und Nigeria. Im Südsudan trat die Konvention am 1. Februar 2024 in Kraft, in Nigeria, einem früheren Unterzeichnerstaat der Konvention, am 1. August 2023.

Vor wenigen Monaten trat Litauen als erster Vertragsstaat aus dem 2010 in Kraft getretenen Abkommen aus. Die Regierung begründete dies mit wachsenden regionalen Sicherheitsbedrohungen. Insgesamt 11 Vertragsstaaten haben die Räumung von mit Streumunition verseuchten Gebieten abgeschlossen - zuletzt Bosnien-Herzegowina im Jahr 2023.

Kritik an Deutschland

Das Abkommen umfasst ein kategorisches Verbot von Einsatz, Entwicklung, Herstellung, Lagerung und Transfer von Streumunition. Wie im vergangenen Jahr wird Deutschland kritisiert, weil es die Lagerung von Streumunition der US-Streitkräfte auf seinem Territorium und den Transfer in die Ukraine duldete, wie eine NDR-Recherche ans Licht gebracht hatte. Deutschland gehört zu den Vertragsstaaten.

Die gefährliche Munition wird von Streubomben verteilt, die teils hunderte Minibomben enthalten. Sie verteilen sich bei Explosion über große Flächen. Sie werden von Flugzeugen und Raketenwerfern aus abgeschossen. Viele landen auch als Blindgänger in Böden und töten oder verletzen Menschen noch Jahre später. Die allermeisten Opfer sind Zivilisten.

Zusammenfassung
  • Im Jahr 2024 wurden weltweit 314 Menschen durch Streumunition getötet oder verletzt, wobei allein in der Ukraine 208 Opfer gezählt wurden.
  • Sowohl Russland als auch die Ukraine setzen Streumunition ein, doch beide Länder haben das internationale Verbot nicht unterzeichnet, während insgesamt 111 Staaten Vertragsparteien sind.
  • Deutschland wird kritisiert, weil es als Vertragsstaat die Lagerung und den Transfer von US-Streumunition auf seinem Territorium duldet, obwohl das Abkommen dies untersagt.