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Steirische Spitalspläne bis 2030 mit Erhalt aller Standorte

03. Nov. 2025 · Lesedauer 5 min

Die steirische Landesregierung hat am Montag den Regionalen Strukturplan Gesundheit (RSG-St) bis zum Jahr 2030 vorgelegt und damit die Eckpunkte für die künftige Spitalsstuktur in der Grünen Mark vorgezeichnet. Die von der FPÖ umgeworfenen Pläne für den Bezirk Liezen sind auch in den Plan eingeflossen: Das von der Vorgängerregierung geplante Leitspital kommt nicht. Stattdessen wird der Standort Rottenmann ausgebaut und die anderen Standorte mit Angebotsänderungen erhalten.

Im sogenannten "Spitalsnetz Liezen" ist die "Aufrechterhaltung der drei Spitalsstandorte Rottenmann, Bad Aussee und Schladming" vorgesehen. Zudem wurde eine grenzübergreifende Zusammenarbeit mit den Nachbarbundesländern vereinbart - konkret mit Oberösterreich für das Krankenhaus in Bad Ischl und Salzburg für das Spital in Schwarzach. Details dazu konnte Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) am Montag noch nicht nennen. Die Detailplanung beginne, sobald der neue RSG in Kraft sei.

Fix dagegen ist, dass der Standort im steirischen Rottenmann fachlich weiterentwickelt werden soll: Eine neue Abteilung für Orthopädie und Traumatologie in Kooperation mit der Klinik Diakonissen Schladming soll eingerichtet werden und auch Hospizbetten sind erstmals im Bezirk geplant. Für die ambulante Versorgung für Kinder- und Jugendliche stehe künftig die "Kindergesundheit Liezen" zur Verfügung.

"Für Schladming ist eine Stärkung der bestehenden Stärken des Krankenhauses vorgesehen", hieß es weiter: "Das umfasst etwa eine enge Zusammenarbeit im Bereich der Orthopädie-Traumatologie-Versorgung mit Rottenmann." Für die wohnortnahe Betreuung vor und nach der Entbindung soll in Schladming ein Hebammenzentrum errichtet werden. Die Gynäkologie, die Geburtshilfe und auch die Chirurgie in Schladming werden allerdings aufgegeben. Da soll künftig die Kooperation mit Schwarzach greifen.

Der Standort Bad Aussee soll zu einem Zentrum für ältere Menschen mit einem Departement für Akutgeriatrie und Remobilisation weiterentwickelt werden. Eine internistische Ambulanz bleibe weiterhin bestehen. Das reicht allerdings so manchen in der Bevölkerung in Bad Aussee nicht: Sie forderten zuletzt weiterhin die umfassende medizinische Versorgung vor Ort und nicht nur eine Spezialisierung auf die Versorgung älterer Menschen.

Abgesehen vom Bezirk Liezen gibt es auch in anderen Regionen Widerstand gegen die vorab kolportierten Pläne: In Bad Radkersburg soll es künftig keine Orthopädie mehr geben. Diese wird getreu dem neuen RSG nach Deutschlandsberg wandern. In Radkersburg soll künftig ein "Zentrum für Remobilisation und Nachsorge" entstehen sowie ein Gesundheitszentrum mit 24/7-Versorgung, so die im Strukturplan festgehaltenen Vorhaben. Die Geburtshilfe in Hartberg bleibt vorerst erhalten, allerdings mit Kapazitätsanpassungen. Insgesamt werden sämtliche Spitalsstandorte in ihrer Zuständigkeit noch mehr in akute und geplante Eingriffe getrennt. Kornhäusl sagte nach der Präsentation der Pläne: "Die Veränderungen sind keine Option, sondern überlebensnotwendig."

Begutachtungsphase beginnt nun

Der RSG mit weiteren Planungen und Anpassungen in allen Spitalsverbünden und 40 Standorten geht nun in die Begutachtung und soll Mitte Dezember beschlossen werden, um mit Jahresbeginn 2026 in Kraft zu treten. Die Details zu den Plänen in allen Regionen sollen in den kommenden Tagen und Wochen bei regionalen Informationsveranstaltungen dargelegt werden.

Summa summarum sollen im Jahr 2030 in der Steiermark mindestens 40 Gesundheitszentren (derzeit 26), zwei neue multiprofessionelle Facharztzentren und ein Schmerzzentrum, rund 500 allgemeinmedizinische und 780 fachärztliche Ordinationen für die ärztliche Versorgung der Bevölkerung vor Ort zur Verfügung stehen. Vorgesehen sind vermehrt ambulante und tagesklinische Eingriffe. "Das entlastet die Patientinnen und Patienten und das System gleichermaßen. Für die Sicherstellung einer engmaschigen Betreuung ist eine Aufstockung des Angebots von ambulanten und tagesklinischen Betreuungsplätzen notwendig. Daher ist bis zum Jahr 2030 ein Ausbau der tagesklinischen und ambulanten Betreuungsplätze von 225 (Vergleichsbasis: 2022) auf 528 Plätze vorgesehen."

Die Gesamtzahlen im Detail

Die Schwerpunkte bis 2030 liegen in den Bereichen Ortho-Trauma, Remobilisation und Neurologie sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie. Da herrsche steigender Bedarf an Kapazitäten. In den drei völlig neuen Facharztzentren sollen in Zukunft im niedergelassenen Bereich ambulante und tagesklinische Spitalsleistungen erbracht werden.

Die Gesamtkapazität im fondsfinanzierten Spitalsbereich, in der stationäre Betten, tagesklinische und ambulante Betreuungsplätze zusammengefasst sind, wird in der Steiermark im Jahr 2030 mit 5.647 Plätzen beinahe gleich hoch wie im Vergleichsjahr 2022 sein (5.653). Es kommt allerdings zu Verschiebungen: Die stationären Betten gehen von 5.428 auf 5.127 zurück, dafür steigen die ambulanten Betreuungsplätze von 151 auf 426 und die tagesklinischen Kapazitäten von 74 auf 94.

Kritik der Opposition

KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler kritisierte den vorgelegten Plan. Anstatt Klarheit zu schaffen, blieben zahlreiche Fragen offen: "Es fehlt weiterhin an Personal und Kassenstellen, Bad Aussee hat de facto den Krankenhausstatus verloren, die Kosten im Gesundheitswesen explodieren, Betten werden reduziert und selbst die angekündigten Kooperationen mit anderen Bundesländern sind noch nicht konkretisiert. Dieser Strukturplan ist kein Zukunftsprogramm, sondern der Versuch, ein kaputtgespartes System schönzureden." SPÖ-Landesparteichef Max Lercher ließ ebenfalls kein gutes Haar an den Plänen: "Die Landesregierung schließt de facto das LKH Bad Aussee und die Orthopädie in Bad Radkersburg. Damit bricht die FPÖ unter Mario Kunasek im Gesundheitsbereich sämtliche Wahlversprechen, die sie letztes Jahr abgegeben hat."

Grünen-Klubobfrau Sandra Krautwaschl meinte: "Entscheidend ist, was wirklich umgesetzt wird. Bislang kennen wir nur Ankündigungen und Absichtserklärungen." NEOS-Chef Niko Swatek zeigte sich besorgt: "Der Landesregierung dünnt die steirische Gesundheitsversorgung in der gesamten Steiermark aus. Abteilungen werden geschlossen, verschoben und geteilt - übrig bleibt ein Fleckerlteppich an medizinischer Versorgung."

Zusammenfassung
  • Die steirische Landesregierung hat den Regionalen Strukturplan Gesundheit (RSG-St) bis 2030 präsentiert, der den Erhalt aller Spitalsstandorte vorsieht, aber deren Angebote neu strukturiert.
  • Im Bezirk Liezen wird das ursprünglich geplante Leitspital nicht gebaut, stattdessen werden die Standorte Rottenmann, Bad Aussee und Schladming mit unterschiedlichen Spezialisierungen weitergeführt.
  • Bis zum Jahr 2030 sollen in der Steiermark mindestens 40 Gesundheitszentren (derzeit 26), zwei neue multiprofessionelle Facharztzentren sowie ein Schmerzzentrum entstehen.
  • Die Zahl der ambulanten und tagesklinischen Betreuungsplätze wird von 225 im Jahr 2022 auf 528 im Jahr 2030 erhöht, während die stationären Betten von 5.428 auf 5.127 sinken.
  • Die Opposition kritisiert die Pläne scharf und bemängelt insbesondere den Verlust umfassender medizinischer Versorgung in Bad Aussee sowie die Reduktion von Betten und Abteilungen.