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Sozialministerium zufrieden mit "Wohnschirm"

Heute, 10:06 · Lesedauer 3 min

Das Sozialministerium hat am Dienstag seine Evaluierung zum "Wohnschirm" präsentiert. Das Programm soll Wohnungslosigkeit verhindern bzw. beenden. "Der Wohnschirm ist ein erfolgreiches Modell", sagte die zuständige Ministerin Korinna Schumann (SPÖ). Die Evaluierung wurde von der Wirtschaftsuni Wien durchgeführt und stützt diesen Befund. Die Zielgruppe der armutsbetroffenen Menschen werde gut erreicht und unterstützt.

"Wohnen ist ein Grundrecht und eine zentrale soziale Frage", betonte Schumann bei der Pressekonferenz. "Niemand soll seine Wohnung verlieren, niemand dauerhaft wohnungslos bleiben." Rund 20.000 Personen seien in Österreich zuletzt als obdachlos registriert gewesen, die Dunkelziffer sei aber höher. Rund eine Million Menschen empfänden zudem ihre Wohnkosten als Belastung. Schumann: "Notlagen lassen sich nie vollständig verhindern, daher braucht es diese Hilfe."

Der "Wohnschirm" setzt sich aus drei Bereichen zusammen. Im Bereich "Miete" hat es bis Ende August 2025 15.632 bewilligte Anträge gegeben. 14.184 davon für Wohnungssicherung, 1.448 für einen Wohnungswechsel. Für Schumann eine "beeindruckende Zahl". Besonders profitieren Frauen vom Programm, rund 53 Prozent der unterstützten Erwachsenen sind weiblich. Insgesamt haben 35.679 Personen Hilfe erhalten.

Beim "Housing First" werden wohnungslose Menschen in ein neues Zuhause begleitet. Seit Oktober 2024 gab es 1.169 bewilligte Anträge, 766 wurden unterstützt. Der "Wohnschirm Energie" hilft bei der Vermeidung von Energieabschaltungen. Aktuell erhalten bundesweit rund 120 Haushalte monatliche Unterstützung. Zudem gibt es 80 regionale Beratungsstellen, die Menschen in Notlagen begleiten.

"Prävention billiger als Obdachlosigkeit"

Untersuchungsleiter Christian Grünhaus von der WU unterstrich die ökonomischen und sozialen Vorteile des "Wohnschirms". Die Evaluierung zeige, dass besonders die Zielgruppe der armutsbetroffenen Menschen sehr gut erreicht werde. Diese bewerten zudem die angebotenen Beratungen als gut. 92 Prozent gaben an, sie hätten ohne die Unterstützung Schwierigkeiten bei einem Wohnungsverlust bekommen. Für die Analyse wurden zwei Wellen von Befragungen von Betroffenen ausgewertet. 688 bzw. 1.012 Personen antworteten zwischen 2022 und 2024.

Michael Häupl, Präsident der Volkshilfe Wien, hob ebenfalls die Erfolge des "Wohnschirms" hervor: "Delogierungsprävention ist billiger als Obdachlosigkeit." In politischen Diskussionen sei das oft nicht selbstverständlich, daher sei es wichtig, Daten zur Argumentation zu haben, so der ehemalige Wiener Bürgermeister (SPÖ). Die Volkshilfe Wien organisiert die bundesweite Abwicklung von "Wohnschirm Miete" und "Energie".

Fortsetzung gefordert

Der "Wohnschirm" wurde 2022 gestartet und ursprünglich mit 24 Mio. Euro dotiert. Später wurde er ausgeweitet und verlängert, aktuell geht die Laufzeit bis Ende 2026. Im kommenden Jahr sinkt das Budget wieder, Schumann will sich aber für eine Fortsetzung des Programms starkmachen.

Dafür plädierte am Dienstag auch Ines Stilling, Bereichsleiterin für Soziales der Arbeiterkammer (AK), in einer Aussendung. "Der Wohnschirm ist wichtig und richtig, um Mieter:innen in Zahlungsnot aufzufangen." So würden soziales Leid und volkswirtschaftliche Folgekosten verringert. "Daher soll der Wohnschirm angesichts des anhaltenden Bedarfs verlängert werden."

Für den Dachverband der Wohnungslosenhilfe (BAWO) sind "Wohnschirm" und auch Mietpreisbremse "richtige Schritte", darauf müssten allerdings weitere folgen. "Gedeckelte Mieten würden sich zum Beispiel positiv auf die Kaufkraft vieler auswirken und armutsbetroffene Menschen entlasten - und das ohne zusätzliche Kosten für den Sozialstaat", so BAWO-Obfrau Elisabeth Hammer. Ein Zweigverein des BAWO ist für die Abwicklung des "Wohnschirm Housing First" zuständig.

Zusammenfassung
  • Das Sozialministerium zeigt sich nach einer Evaluierung der Wirtschaftsuni Wien mit dem 'Wohnschirm' zufrieden: Bis Ende August 2025 wurden 15.632 Anträge im Bereich Miete bewilligt und insgesamt 35.679 Menschen unterstützt, davon 53 Prozent Frauen.
  • 92 Prozent der befragten Betroffenen gaben an, dass sie ohne diese Unterstützung Schwierigkeiten bei einem Wohnungsverlust gehabt hätten, und rund 120 Haushalte erhalten aktuell monatliche Hilfe gegen Energieabschaltungen.
  • Sozialpartner wie Arbeiterkammer und BAWO fordern angesichts des anhaltenden Bedarfs eine Verlängerung des Programms und zusätzliche Maßnahmen wie Mietpreisbremse und gedeckelte Mieten.