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Sohn von Aung San Suu Kyi: "Sie könnte bereits tot sein"

Heute, 10:31 · Lesedauer 3 min

Das Schicksal der von der Armee entmachteten Regierungschefin von Myanmar und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi ist unbekannt. Die 80-Jährige könnte mittlerweile auch gestorben sein, sagte ihr Sohn Kim Aris in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters in Tokio und verwies auf die von der Militärregierung verhängte Informationssperre. Er habe seit Jahren nichts von seiner Mutter gehört.

Seit dem Militärputsch 2021 habe er nur sporadisch und aus zweiter Hand von ihren Herz-, Knochen- und Zahnfleischproblemen erfahren. "Niemand hat sie seit über zwei Jahren gesehen", sagte er. "Soweit ich weiß, könnte sie bereits tot sein." Ein Sprecher der Militärregierung reagierte zunächst nicht auf Reuters-Anfragen.

Suu Kyi verbüßt eine 27-jährige Haftstrafe unter anderem wegen Anstiftung zum Aufruhr, Korruption und Wahlbetrugs. Sie wies alle Vorwürfe zurück. Aris zufolge wird sie vermutlich in der Hauptstadt Naypyitaw festgehalten. In dem letzten Brief, den er vor zwei Jahren von seiner Mutter erhalten habe, habe sie sich über die extremen Temperaturen in ihrer Zelle im Sommer und Winter beklagt.

Suu Kyi wurde 1989 von der damaligen Militärregierung unter Hausarrest gestellt und bekam 1991 als Anerkennung für ihren Kampf für Demokratie und Menschenrechte den Friedensnobelpreis verliehen. 2010 kam sie frei und wurde nach den Wahlen 2015 - der ersten wirklich demokratischen Abstimmung in Myanmar seit einem Vierteljahrhundert - zur De-facto-Regierungschefin. Ihr internationales Ansehen wurde jedoch später durch den Vorwurf des Völkermords an der muslimischen Minderheit der Rohingya stark eingetrübt.

Wahlen in Myanmar stehen an

Die Militärregierung hat Wahlen in Myanmar angesetzt, die in mehreren Wochen zwischen Dezember 2025 und Jänner 2026 stattfinden sollen. Die UNO hat allerdings erklärt, sie gingen nicht von einer freien und fairen Abstimmung aus. Die wichtigsten Oppositionsgruppen haben zum Boykott der Wahlen aufgerufen. Auch er lehne die Wahlen ab, sagte Aris, der mittlerweile britischer Staatsbürger ist.

Er hoffe jedoch, dass sie eine Möglichkeit zur Verbesserung der Lage seiner Mutter bieten könnten. "Ich stelle mir vor, dass (Militärchef) Min Aung Hlaing seine eigene Agenda hat, was meine Mutter betrifft", sagte Aris. "Wenn er sie benutzen will, um die Bevölkerung vor oder nach den Wahlen zu besänftigen, indem er sie entweder freilässt oder in den Hausarrest verlegt, dann wäre das zumindest etwas."

Aris will die anstehenden Wahlen nutzen, um die internationale Aufmerksamkeit verstärkt auf Myanmar zu lenken. Seine Heimat drohe angesichts anderer weltweiter Konflikte in Vergessenheit zu geraten. Er habe sich in Japan mit Politikern und Regierungsvertretern getroffen, um sie zu einer härteren Haltung gegenüber der Junta zu bewegen. "Ich glaube, sie wäre unglaublich traurig, dass ich das tun muss", sagte Aris mit Blick auf seine Mutter. "Sie wollte immer, dass ich mich nicht einmischen muss. Aber ich habe im Moment keine wirkliche Wahl. Ich bin schließlich ihr Sohn."

Myanmar wird seit dem Putsch von schweren inneren Konflikten zerrissen. Nach dem Staatsstreich erhoben sich Rebellen gegen das Militär und eroberten weite Teile des Landes. International ist die Regierung in Naypyidaw bis auf gute Kontakte zu China weitgehend isoliert.

(von John Geddie/Reuters)

Zusammenfassung
  • Das Schicksal der von der Armee entmachteten Regierungschefin von Myanmar und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi ist unbekannt. Die 80-Jährige könnte mittlerweile auch gestorben sein, sagte ihr Sohn Kim Aris in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters in Tokio und verwies auf die von der Militärregierung verhängte Informationssperre. Er habe seit Jahren nichts von seiner Mutter gehört.