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Selenskyj: Russland würde nach Sieg Polen angreifen

18. Dez. 2025 · Lesedauer 2 min

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor einem russischen Angriff auf Polen im Fall eines Sieges Russlands über die Ukraine gewarnt. "Ohne unsere Unabhängigkeit wird Moskau unweigerlich nach Polen und tiefer nach Europa vordringen", sagte Selenskyj am Freitag während seines Besuchs in Warschau bei einer Pressekonferenz mit seinem polnischen Kollegen Karol Nawrocki.

Selenskyj betonte vor diesem Hintergrund die Wichtigkeit der Einigkeit zwischen Kiew und Warschau. "Deshalb ist es wichtig, dass wir existieren, dass Sie existieren, dass die Ukraine und Polen existieren und dass wir zusammenstehen", sagte der ukrainische Präsident.

Das EU- und NATO-Mitgliedsland Polen hat Grenzen zur Ukraine, zu Russlands Verbündetem Belarus und zur russischen Exklave Kaliningrad. Das Land ist ein wichtiger Unterstützer Kiews bei der Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg.

Im Streit um ein düsteres Kapitel der gemeinsamen Geschichte der Ukraine und Polens signalisierte Selenskyj Entgegenkommen. Die Ukraine sei bereit, die Exhumierung der polnischen Opfer der Wolhynien-Massaker am Ende des Zweiten Weltkriegs zu beschleunigen, sagte Selenskyj nach dem Treffen mit Nawrocki.

Bei den Massakern in Wolhynien und Ostgalizien zwischen 1943 und 1945 ermordeten ukrainische Nationalisten der Aufstandsarmee UPA etwa 100.000 Polen. Sie hofften, durch einen Aufstand gegen die deutschen Besatzer und die Beseitigung der polnischen Zivilbevölkerung den ukrainischen Anspruch auf das Gebiet zu untermauern.

Umgang mit Weltkriegsgräuel belastet das Verhältnis

Die Ukraine hat erst vor einigen Monaten Grabungen zugelassen, um nach den Opfern zu suchen. Die Exhumierungen wurden an zwei Orten begonnen. Der Prozess kommt aber nur stockend voran, wofür die Ukraine die schwierigen Bedingungen angesichts des Abwehrkriegs gegen Russland verantwortlich macht. Das Thema ist seit langem eine Belastung zwischen Warschau und Kiew.

Das EU- und NATO-Land Polen gehört zu den wichtigsten militärischen und politischen Unterstützern der Ukraine und hat eine knappe Million Kriegsflüchtlinge von dort aufgenommen. Polens rechtskonservativer Präsident Nawrocki hatte mehrfach mehr Dankbarkeit und Entgegenkommen von der Ukraine gefordert.

Nun zeigte sich Polens Staatschef zufrieden. Er sei nach dem Gespräch mit Selenskyj überzeugt, dass alle bürokratischen und juristischen Fragen, die bisher Hindernisse für eine Lösung im Umgang mit den Folgen der Weltkriegsmassaker waren, aus dem Weg geräumt werden.

Selenskyj dankte den Polen nachdrücklich für ihre militärische Hilfe und die Aufnahme der Flüchtlinge. "Polen hat uns immer unterstützt, war immer an unserer Seite", sagte er. Dafür werde die Ukraine immer dankbar sein.

Zusammenfassung
  • Der ukrainische Präsident Selenskyj warnte in Warschau, dass Russland nach einem Sieg über die Ukraine unweigerlich nach Polen und weiter nach Europa vordringen würde.
  • Im gemeinsamen Gespräch mit Polens Präsident Nawrocki betonte Selenskyj die Bedeutung der Einheit beider Länder und signalisierte Entgegenkommen bei der beschleunigten Exhumierung der etwa 100.000 polnischen Opfer der Wolhynien-Massaker.
  • Polen gehört zu den wichtigsten Unterstützern der Ukraine im Krieg gegen Russland und hat knapp eine Million ukrainische Flüchtlinge aufgenommen, wofür Selenskyj ausdrücklich dankte.