APA/APA/UKRAINIAN EMERGENCY SERVICE/HANDOUT

Russische Drohne traf Wohnhaus in Dnipro: Mehrere Tote

Heute, 01:48 · Lesedauer 4 min

Bei einem neuen russischen Drohnenangriff sind in der ukrainischen Industriestadt Dnipro mindestens drei Menschen getötet und zwölf weitere verletzt worden, darunter zwei Kinder. Laut Ukraines Präsidenten Wolodymyr Selenskyj attackierten die russischen Streitkräfte in der Nacht auf Samstag mit 45 Raketen und 458 Drohnen vor allem Infrastruktur aus dem Energiesektor. Das russische Verteidigungsministerium meldete seinerseits, 83 ukrainische Drohnen seien abgefangen worden.

Die meisten seien über den Gebieten zerstört worden, die direkt an die Ukraine grenzen, teilt das Ministerium in Moskau am Samstag mit. Zudem wurden bei einem ukrainischen Drohnenangriff auf die russische Stadt Saratow nach Angaben des Regionalgouverneurs Roman Busargin zwei Menschen verletzt. Die Drohne habe ein Wohngebäude getroffen. Saratow, eine Industriestadt an der Wolga und rund 625 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt, wurde wiederholt vom ukrainischen Militär mit Drohnen angegriffen.

In Dnipro wiederum krachte nach Angaben des ukrainischen Zivilschutzes eine Drohne in ein neunstöckiges Wohnhaus, in dem dadurch Wohnungen auf mehreren Etagen zerstört wurden. Die Leiche einer Frau fanden Einsatzkräfte in einem der Apartments, zwei weitere Menschen in den Trümmern.

In einem Video des Zivilschutzes war ein großes Loch in dem Haus zu sehen. Menschen wurden durch die zerstörte Fassade aus den Wohnungen gerettet. Ein Feuer sei gelöscht worden, hieß es. Mehrere Menschen, darunter ein 13-jähriges Mädchen, mussten im Krankenhaus behandelt werden. Bereits zuvor hatte es geheißen, in der Region Saporischschja im Südosten der Ukraine sei ein Mann bei einem russischen Drohnenangriff getötet und eine Frau verletzt worden.

Stromausfälle und Zugverspätungen

Das Moskauer Verteidigungsministerium teilte mit, dass neben Energieinfrastruktur auch Bahnanlagen, die für die militärische Logistik in der Ukraine benutzt würden, Ziele der Angriffe waren. Vielerorts fielen Strom, Warmwasser und Heizung aus.

Nach Bahnangaben kommt es wegen Schäden im Gebiet Poltawa, das in der Zentralukraine liegt, zu erheblichen Zugverspätungen. Demnach gab es an einigen Haltepunkten Stromausfälle und Schäden am Kontaktnetz. In mehreren Regionen habe es Notstromabschaltungen gegeben, erklärte die ukrainische Energieministerin Switlana Grintschuk in Onlinenetzwerken.

Auch im Kiewer Gebiet meldeten die Behörden Stromausfälle nach russischen Raketen- und Drohnenangriffen gegen die Energieinfrastruktur. Nach Angaben der Gebietsverwaltung wurde eine Frau verletzt. Mehrere Häuser seien beschädigt worden. Russland versuche mit seinem Terror gegen die Energieinfrastruktur, den Menschen Licht und Wärme zu nehmen, hieß es in einer Mitteilung der Verwaltung bei Telegram.

Laut der ukrainischen Regierung seien mehrere große Energieanlagen in drei Regionen beschädigt worden. Betroffen seien Kiew und Poltawa im Zentrum sowie Charkiw im Nordosten des Landes, teilte Ministerpräsidentin Julia Swyrydenko auf Telegram mit. "Der Feind hat erneut gezielt die Energieinfrastruktur angegriffen." Alle Anstrengungen konzentrierten sich darauf, die Schäden zu beheben und die Stromversorgung wiederherzustellen.

Der ukrainische Energieversorger Zentroenergo kann nach eigenen Angaben aufgrund schwererer russischer Luftangriffe keinen Strom mehr produzieren. Die Anlagen in den Regionen Kiew und Charkiw seien nicht mehr betriebsfähig. "Unsere Erzeugung liegt jetzt bei Null", teilt das Unternehmen mit. Zentroenergo hatte zuletzt rund acht Prozent des Stroms in der Ukraine produziert.

Selenskyj fordert schärfere Sanktionen gegen russischen Energiesektor

Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, die Beseitigung der Schäden laufe. "Die Ziele der Terroristen sind unverändert: das einfache Leben, Wohnhäuser, unsere Energieanlagen, die Infrastruktur", teilte er bei Telegram mit. Er bekräftigte zudem seine Forderung an die Verbündeten seines Landes, schärfere Sanktionen gegen den russischen Energiesektor zu verhängen.

Russland hat seine Angriffe auf die Energieinfrastruktur in der Ukraine in den vergangenen Monaten verstärkt. Fachleuten zufolge drohen der Ukraine vor den Wintermonaten Heizungsausfälle. Die Notstromabschaltungen würden aufgehoben, wenn sich die Lage im Energiesystem gebessert habe, hielt Grintschuk fest. Sie erklärte nun, "trotz der Pläne des Feindes wird die Ukraine in diesem Winter Licht und Wärme haben".

Ukrainischer Offizier wegen tödlicher Soldaten-Feier in Haft

Unterdessen hat ein Gericht in der Industriestadt Dnipro Haftbefehl gegen einen Kommandeur der ukrainischen Armee erlassen, wie das Staatliche Ermittlungsbüro mitteilte. Trotz eines Verbots des ukrainischen Generalstabs soll der Offizier 100 Soldaten zu einer Feier versammelt und sie so zur Zielscheibe für einen tödlichen russischen Angriff gemacht haben. Bei dem Schlag mit Raketen und Drohnen in der Region Dnipropetrowsk seien am Samstag vor einer Woche zwölf Soldaten und sieben Zivilisten getötet worden, teilte die Generalstaatsanwaltschaft in Kiew mit. Zudem seien 36 Soldaten verletzt worden.

Den Ermittlungen zufolge soll der Offizier die Soldaten zu der Zeremonie am 1. November versammelt haben, um ihnen eine Auszeichnung zu verleihen. Während der Feier hätten die russischen Truppen mit zwei ballistischen Raketen und drei Drohnen angegriffen, hieß es. Der nun beschuldigte Kommandeur muss sich wegen Vernachlässigung seiner Dienstpflichten verantworten, wie die Generalstaatsanwaltschaft weiter mitteilte.

Zusammenfassung
  • Bei einem russischen Drohnenangriff auf ein neunstöckiges Wohnhaus in Dnipro wurden mindestens drei Menschen getötet und zwölf, darunter zwei Kinder, verletzt.
  • Russland attackierte in der Nacht auf Samstag mit 45 Raketen und 458 Drohnen vor allem Energieinfrastruktur, was zu Stromausfällen und Zugverspätungen in mehreren Regionen führte.
  • Der ukrainische Energieversorger Zentroenergo kann derzeit keinen Strom mehr produzieren, da seine Anlagen in den Regionen Kiew und Charkiw zerstört wurden.
  • Ukraines Präsident Selenskyj forderte nach den Angriffen erneut schärfere Sanktionen gegen den russischen Energiesektor.
  • Ein ukrainischer Offizier wurde festgenommen, weil er trotz Verbots 100 Soldaten zu einer Feier versammelt hatte, bei der ein russischer Angriff 19 Menschen tötete.