Russische Raketen treffen ukrainischen Truppenübungsplatz
Erst vor wenigen Wochen waren bei einem russischen Angriff gegen einen Truppenübungsplatz in der Region Dnipropetrowsk nach offiziellen Angaben mindestens zwölf Rekruten getötet und Dutzende verletzt worden. In Folge dieses Angriffs wurde die Führungsstruktur des ukrainischen Heeres geändert.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat unterdessen Europa vor neuen, nicht näher beschriebenen militärischen Schachzügen Russlands gewarnt. "Wir stellen einen weiteren geistigen Rückschritt der russischen Führung fest und haben Beweise dafür, dass sie neue Militäroperationen in Europa vorbereitet", schrieb Selenskyj auf der Plattform Telegram. Zuvor hatte ihm der Leiter des militärischen Geheimdienstes HUR, Kyrylo Budanow, Bericht über die aktuelle Lage erstattet.
Selenskyj wollte die Details zu den angesprochenen russischen Militäroperationen mit den Partnern Kiews erörtern. "Wir werden unsere Partner über die Fakten informieren, die unsere Nachrichtendienste aufgedeckt haben", kündigte er an. "Wir bereiten gemeinsame Verteidigungsentscheidungen vor, insbesondere mit dem Vereinigten Königreich und der EU."
17-Jähriger bei Luftangriff getötet
Bei einem russischen Luftangriff auf die ostukrainische Stadt Slowjansk ist ein 17-Jähriger getötet worden. Drei weitere Personen seien verletzt worden, schrieb der Militärgouverneur der Region Donezk, Wadym Filaschkin, bei Telegram. Außerdem wurden durch den Luftangriff demnach 32 Privathäuser und vier Hochhäuser beschädigt. Filaschkin appellierte an die Bevölkerung, die Region Donezk zu verlassen und sich in sichere Regionen des Landes zu begeben.
Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als drei Jahren gegen die russische Invasion. Russische Angriffe führen immer wieder zu zivilen Opfern in der Ukraine.
Kämpferische Töne zu Kursk
Die ukrainische Armeeführung widersprach am Sonntag russischen Angaben, wonach es Moskau gelungen sei, ukrainische Truppen vollständig aus Kursk zurückzudrängen. "Wir kontrollieren rund 90 Quadratkilometer des Gebiets im Bezirk Gluschkowo" in der russischen Grenzregion, sagte der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyj in einem am Sonntag veröffentlichten Pressebriefing. Er betonte, dies sei eine "vorbeugende" Maßnahme, um auf eine "mögliche feindliche Offensive" reagieren zu können.
Die an die Ukraine grenzende russische Region Kursk war vom Sommer 2024 bis zum Frühjahr 2025 teilweise von ukrainischen Truppen besetzt, nachdem die ukrainische Armee im August 2024 dort eine Offensive gestartet hatte. Russischen Angaben zufolge eroberte die russische Armee die ukrainisch besetzten Gebiete in Kursk vollständig zurück. Die russischen Soldaten rücken zudem in der anliegenden ukrainischen Region Sumy vor.
Kiew will Kämpfe an russischer Grenze intensivieren
Syrskyj kündigte zudem eine Ausweitung und Intensivierung der ukrainischen Angriffe auf militärische Ziele weit hinter der russischen Grenze an. Diese Angriffe seien besonders effektiv. "Wir kämpfen nicht gegen die Bevölkerung", betonte Syrksyj. "Wir zerstören nur militärische Ziele." Der ukrainische Oberbefehlshaber räumte ein, dass Russland besonders durch den Einsatz von Glasfaserdrohnen Vorteile besitze. "Wir holen in diesem Bereich auf", sagte er bei dem am Samstag abgehaltenen Treffen mit Journalisten.
Der Militärgeheimdienst HUR der Ukraine berichtete von einem erfolgreichen Einsatz gegen russischen Treibstoff-Nachschub in den besetzten Gebieten des Landes. Demnach sei in der Region Saporischschja ein Tankzug des russischen Militärs auf freier Strecke mit Drohnen zerstört worden. Die Kesselwagen seien "einer nach dem anderen wie auf einer Kegelbahn" von Drohnen getroffen worden, teilte der HUR auf Telegram mit. Über dem Gebiet bildeten sich demnach dichte Rauchwolken.
Insgesamt seien rund 20 Kesselwagen zerstört worden. Den russischen Eisenbahnern sei es gelungen, einen Teil des Zuges mit einer Diesellok in Richtung Melitopol in Sicherheit zu bringen. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.
Zusammenfassung
- Das russische Militär hat einen ukrainischen Truppenübungsplatz mit Raketen angegriffen und dabei laut ukrainischer Heeresführung drei Soldaten getötet sowie elf verletzt.
- Bei einem russischen Luftangriff auf Slowjansk in der Region Donezk kam ein 17-Jähriger ums Leben, drei weitere Menschen wurden verletzt und insgesamt 36 Gebäude beschädigt.
- Die ukrainische Armeeführung kündigte eine Intensivierung von Angriffen auf militärische Ziele weit hinter der russischen Grenze an und meldete die Zerstörung von rund 20 Kesselwagen eines russischen Treibstoffzugs in Saporischschja durch Drohnen.