Russen und Ukrainer werfen einander wieder AKW-Beschuss vor

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Kurz vor der Ankunft einer Expertengruppe der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) ist das südukrainische Atomkraftwerk Saporischschja nach Angaben der russischen Besatzungsverwaltung erneut beschossen worden. Die Ukraine wiederum machte die russische Armee für neuerlicher Angriffe verantwortlich. Mittlerweile kam die IAEA-Mission in der Stadt Saporischschja an. Das AKW ist russisch besetzt, die gleichnamige Stadt am anderen Dnipro-Ufer dagegen nicht.

Es habe mehr als 60 Einschläge durch Drohnenangriffe und Artilleriebeschuss auf dem Kraftwerksgelände und in der Umgebung gegeben, teilte der Vertreter der russischen Besatzer, Wladimir Rogow, am Mittwoch auf Telegram mit. Opfer habe es nicht gegeben. Seinen Angaben zufolge wurde zudem unter anderem das Gebäude der Stadtverwaltung der Kraftwerksstadt Enerhodar beschädigt. Ein veröffentlichtes Video zeigte Fenster ohne Glas und Schäden an der Fassade. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht. Das direkt beim AKW gelegene Enerhodar sei von den Russen mit Granaten angegriffen worden, erklärte wiederum der Chef der ukrainischen Militärverwaltung des Bezirks Nikopol, Ewhen Jewtuschenko.

Am Mittwoch hatte sich eine 14-köpfige Expertengruppe der IAEA unter Leitung ihres Generaldirektors Rafael Grossi von Kiew auf den Weg nach Enerhodar gemacht. Der Konvoi aus rund 20 Fahrzeugen, darunter auch ein Rettungswagen, kam am Mittwoch in der Stadt Saporischschja an, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Die IAEA-Experten wollen sich ein Bild von der Situation im Kraftwerk machen und mit den verbliebenen ukrainischen Mitarbeitern reden. Nach jüngsten russischen Angaben sollen die Inspektoren am Donnerstagmorgen im AKW ankommen. Die Inspektion solle bis zu zwei Tage dauern, meldet die russische Nachrichtenagentur TASS unter Berufung auf die von Russland eingesetzte Regionalverwaltung. Sechs bis acht IAEA-Experten sollten danach in der Anlage bleiben.

Russland stellte sich hinter den Vorschlag der IAEA für eine dauerhafte Präsenz internationaler Experten am umkämpften AKW Saporischschja, wie Grossi dies vorgeschlagen hatte. Man begrüße diese Idee, sagte der russische Gesandte für die internationalen Organisationen in Wien, Michail Uljanow, am Mittwoch.

Häufiger werdender Artilleriebeschuss von Gebäuden auf dem Kraftwerksgelände führte zuletzt zu Stromausfällen und erhöhte international die Sorge vor einer Atomkatastrophe. Kiew wirft dabei den russischen Truppen vor, sich selbst zu beschießen. Russland machte dagegen die Ukraine für den Angriffe verantwortlich.

Das AKW Saporischschja im Südosten des Landes wurde kurz nach dem Beginn des russischen Einmarsches Ende Februar von russischen Truppen besetzt. Mit seinen sechs Blöcken und einer Nettoleistung von 5.700 Megawatt ist es das größte Atomkraftwerk Europas. Vor dem Krieg hatte es mehr als 10.000 Mitarbeiter.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die IAEA-Experten Mittwoch früh in Kiew empfangen. "Das Eintreffen der IAEA-Mission in der Ukraine ist heute sicherlich eine der wichtigsten Sicherheitsfragen der Ukraine und der Welt", sagte er gemäß einem Video, das am Dienstag im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt wurde. Selenskyj nannte eine "unverzügliche Entmilitarisierung" des von Russland besetzten Atomkraftwerks Saporischschja als Ziel. Es solle eine demilitarisierte Zone um das Kraftwerk herum geschaffen werden. "Und ein Übergang des AKWs unter die Kontrolle des ukrainischen Staats", betonte Selenskyj. Nur so seien alle atomaren Risiken ausschließbar.

ribbon Zusammenfassung
  • Kurz vor der Ankunft einer Expertengruppe der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) ist das südukrainische Atomkraftwerk Saporischschja nach Angaben der russischen Besatzungsverwaltung erneut beschossen worden.
  • Die Ukraine wiederum machte die russische Armee für neuerlicher Angriffe verantwortlich.
  • Nach jüngsten russischen Angaben sollen die Inspektoren am Donnerstagmorgen im AKW ankommen.