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Rotkreuz-Vertreter wollen im Gazastreifen aktiv bleiben

27. Mai 2025 · Lesedauer 3 min

Helfer des palästinensische Roten Halbmondes wollen vor dem Hintergrund des von Israel initiierten Verteilungsplans weiterhin in Gaza humanitäre Hilfe leisten. "Sie werden bleiben. Sie werden nicht ersetzt werden", sagte Christopher Rassi, Vize-Generalsekretär der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC), am Dienstag vor Journalisten in Wien. Um die nun anlaufende neue Form der Hilfe im Gazastreifen zu beurteilen, sei es zu früh.

Wichtig sei, dass humanitäre Zugänge und Prinzipien eingehalten würden, sagte Rassi in einem Pressegespräch mit dem Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuz, Michael Opriesnig. Die Stiftung Gaza Humanitarian Foundation (GHF) hat am Montag die Verteilung von Hilfsgütern mit einem neuen Mechanismus im Gazastreifen begonnen. Die UNO sieht diesen geplanten Mechanismus kritisch, unter anderem, weil Zivilisten auf dem Weg zu Verteilungszentren ins Kreuzfeuer geraten könnten und der Weg dorthin für Alte und Kranke eine unüberwindbare Hürde darstellen könnte.

Rassi bezeichnete das Leiden der Bevölkerung im Gazastreifen als "unerträglich" und mit Worten nicht mehr zu beschreiben. Es mangle an Lebensmitteln, Wasser und Treibstoffen. Seit Ausbruch des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der Hamas seien 36 Mitarbeiter der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung getötet worden, 30 vom Palästinensischen Roten Halbmond, sechs von der israelischen Rotkreuz-Schwestergesellschaft Magen David Adom. Dazu kommen weitere vier getötete Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK). Weltweit sei 2024 das bisher tödlichste Jahr für humanitäre Helfer gewesen. "Die Gewalt gegen humanitäre Helfer muss aufhören. Wir trainieren unsere Leute, um Leben zu retten und nicht um zu sterben", sagte Rassi. Er beklagte außerdem eine wachsende Polarisierung der humanitären Hilfe in der Gesellschaft.

Auch in der Ukraine werde das Rote Kreuz weiterhin bleiben, sagte der stellvertretende Generalsekretär, derzeit seien dort 60 Gesellschaften des Roten Kreuzes im Einsatz, darunter auch das Österreichische Rote Kreuz. Die schweren Luftangriffe Russlands hätten Millionen von Menschen ohne Strom und Heizung gelassen und würden einen Wiederaufbau auf Jahre hin beeinträchtigen.

Weltweit gebe es derzeit 90 Operationen des Roten Kreuzes mit einem Finanzierungsbedarf von insgesamt 1,9 Milliarden Schweizer Franken (2,03 Mrd. Euro), sagte Rassi. Viele Einsätze würden sich abseits der Weltöffentlichkeit abspielen, etwa in der Demokratischen Republik Kongo, in Afghanistan oder in Bangladesch. In Angola leiste das Rote Kreuz Hilfe gegen den Choleraausbruch, in Westafrika gegen die Krankheit Mpox. Dazu komme der Klimawandel, der weit mehr als Auswirkungen auf die Umwelt habe, sondern auch humanitäre Hilfe erfordere.

Kürzungen weltweit trotz steigenden Bedarfs

Opriesnig beklagte die "schmerzhaften" Kürzungen für humanitäre Hilfe, zuletzt auch in Österreich etwa beim Auslandskatastrophenfonds und in der Entwicklungszusammenarbeit. "Dies trifft auf eine Situation, wo der Bedarf weltweit steigt", sagte er. Weltweit hätten viele Länder große Kürzungen in diesem Bereich vorgenommen, Opriesinig nannte die USA, die Niederlande und Großbritannien. Derzeit leistet das Österreichische Rote Kreuz unter anderem Hilfe nach dem verheerenden Erdbeben in Myanmar sowie in der Ukraine und auch im Nahen Osten, in Beirut, Syrien und Ägypten.

Zusammenfassung
  • Helfer des Palästinensischen Roten Halbmonds wollen trotz des neuen israelischen Hilfsverteilungsplans weiterhin im Gazastreifen bleiben und humanitäre Hilfe leisten.
  • Seit Ausbruch des Gaza-Kriegs wurden 36 Mitarbeiter der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung getötet, darunter 30 vom Palästinensischen Roten Halbmond und 6 von Magen David Adom, sowie 4 weitere vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz.
  • Weltweit laufen aktuell 90 Rotkreuz-Operationen mit einem Finanzierungsbedarf von 1,9 Milliarden Schweizer Franken (2,03 Mrd. Euro), während gleichzeitig schmerzhafte Kürzungen der humanitären Hilfe kritisiert werden.