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Rekordbeteiligung an Türkei-Wahl in Österreich

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Fünf Tage vor dem Wahltag in der Türkei ist am Dienstag die Stimmabgabe für Auslandstürken zu Ende gegangen.

In Österreich wurde dabei eine Rekordbeteiligung von 56,17 Prozent verbucht, um gut sieben Prozent mehr als vor fünf Jahren. Wie Botschafter Ozan Ceyhun der APA am Abend mitteilte, gaben 62.349 der 111.000 Auslandswähler in Österreich ihre Stimme ab. Sie würden "immer mehr merken, dass sie etwas bewegen können", erklärte Ceyhun den deutlichen Anstieg.

Sie habe "überhaupt kein Problem damit", dass in Österreich lebende türkische Staatsbürger weiterhin von der Möglichkeit zur Stimmabgabe in ihrem Heimatland Gebrauch machen, sagte die Tirolerin. Dass die Stimmen der Auslandswähler bei der Präsidentenwahl den Ausschlag geben könnten, glaube sie nicht. Yildirim wird ab Freitag mit Kollegen von SPÖ, NEOS und FPÖ an einer Wahlbeobachtungsmission in der Türkei teilnehmen. Am Sonntag will sie in ihrer Geburtsstadt Istanbul die Wahl beobachten.

Großes Interesse an Zukunft

Botschafter Ceyhun hatte die Teilnahme von in Österreich lebenden Auslandstürken beim Start der Stimmabgabe damit begründet, dass sie hierzulande von politischer Mitbestimmung ausgeschlossen seien. Die türkischen Wahlen seien damit die einzige "Chance", ihren Problemen Gehör zu verschaffen, argumentierte der Spitzendiplomat. Zugleich betonte er mit Blick auf entsprechende Kritik der FPÖ, dass illegale Doppelstaatsbürger, "wenn es sie gibt, sicher nicht wählen gehen, weil sie Angst haben".

Nach den vorläufigen Zahlen gaben heuer um fast 11.000 Auslandswähler in Österreich mehr ihre Stimme ab als vor fünf Jahren. Bei den Präsidenten- und Parlamentswahlen 2018 wurden in Österreich 51.597 Stimmen bei 106.000 Wahlberechtigten gezählt, was einer Beteiligung von knapp 49 Prozent entsprach. Die Auslandswähler würden "immer mehr merken, dass sie etwas bewegen können", erklärte Ceyhun den deutlichen Anstieg. Bis Sonntag könnten noch weitere Stimmen hinzu kommen könnten, weil in Österreich registierte Auslandswähler noch an Flughäfen oder in der Türkei selbst votieren können.

Ceyhun: Präsidentenwahl "sehr knapp"

Ceyhun sagte, dass das Rennen bei der Präsidentenwahl "sehr knapp" sei. Für beide Seiten (Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan und sein Herausforderer Kemal Kilicdaroglu) sei eine absolute Mehrheit im ersten Wahlgang möglich, und der Trend würde im Endspurt immer mehr in Richtung der größeren Parteien gehen. Sollte es zu einer Stichwahl kommen, könnte die Wahlbeteiligung unter den Auslandstürken "noch höher sein, weil es ums Ganze geht".

Die Auslandstürken gelten traditionell als starke Stütze von Staatspräsident Erdogan und seiner konservativ-islamischen AK-Partei. Bei der Präsidentenwahl 2018 entfielen 72,3 Prozent der in Österreich abgegebenen Stimmen auf ihn, während er sich in der Endabrechnung mit 52,6 Prozent durchsetzte. Umfragen sehen Erdogan diesmal hinter seinem sozialdemokratischen Herausforderer Kilicdaroglu, der ein Sechs-Parteien-Oppositionsbündnis anführt.

Stimmabgabe in sechs Orten

"Es wurde oft festgestellt in der Migrationsforschung, dass jene, die auswandern, konservativ bleiben", erklärte Yildirim den großen Rückhalt für Erdogan unter den Auslandstürken. Sie würden an einer "Illusion" der Türkei festhalten, die sie nur noch zum Urlaub besuchen würden, erläuterte die Sozialdemokratin. Bei ihren Urlaubsaufenthalten könnten die Auslandstürken mit harter Währung zählen, während die Einheimischen unter den massiven Preissteigerungen durch die Abwertung der türkischen Lira leiden würden, veranschaulichte sie.

In Österreich konnte diesmal nicht nur in den drei Generalkonsulaten (Wien, Salzburg und Bregenz) abgestimmt werden, sondern auch an drei weiteren Orten in Linz, Graz und Innsbruck. Diese Wahllokale hatten vom 29. April bis 1. Mai geöffnet, die Generalkonsulate vom 27. April bis 9. Mai. In Wien und Graz wurden 30.989 Stimmen gezählt, in Salzburg, Linz und Innsbruck 14.862 und in Bregenz 16.534, berichtete der Botschafter.

Beteiligung in Deutschland

In Deutschland fiel die Wahlbeteiligung hingegen niedriger aus als vor fünf Jahren. 732.776 der 1,5 Millionen in Deutschland registrierten Wähler gaben bis Dienstagabend ihre Stimme ab und damit knapp ein Prozent weniger als 2018, wie aus vorläufigen Zahlen der Wahlbehörde vom Mittwoch hervorging. Die Beteiligung lag damit in Deutschland bei 48,8 Prozent, meldete die Deutsche Presse-Agentur (dpa).

Der Türkei-Experte Yunus Ulusoy hatte noch am Dienstag von einer deutlich gestiegenen Beteiligung berichtet und gemeint, dass der Oppositionsallianz diesmal wohl eine bessere Mobilisierung geglückt sei als 2018. Erdogan war damals in Deutschland auf knapp 65 Prozent der Stimmen gekommen. Insgesamt lag die Zahl der von Auslandstürken abgegebenen Stimmen jedoch auf einem Rekordhoch. 53,18 Prozent der 3,4 Millionen Wähler im Ausland haben ihre Stimme bisher abgeben - 2018 waren es 48,8 Prozent gewesen.

ribbon Zusammenfassung
  • Fünf Tage vor dem Wahltag in der Türkei ist am Dienstag die Stimmabgabe für Auslandstürken zu Ende gegangen.
  • In Österreich wurde dabei eine Rekordbeteiligung von 56,17 Prozent verbucht, um gut sieben Prozent mehr als vor fünf Jahren.
  • Botschafter Ceyhun hatte die Teilnahme von in Österreich lebenden Auslandstürken beim Start der Stimmabgabe damit begründet, dass sie hierzulande von politischer Mitbestimmung ausgeschlossen seien.

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