Regierung startet Stakeholderprozess zu Holocaust-Zentrum
Der nationale Stakeholderprozess im Bundeskanzleramt dient zur Vorbereitung der Machbarkeitsstudie für ein Österreichisches Holocaust-Zentrum. Die Idee dazu hatte der Präsident der Israelitischen Religionsgesellschaft (IKG), Oskar Deutsch. Ziel sei es, gemeinsam mit relevanten Akteuren und Akteurinnen aus Erinnerungskultur, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik, die Grundlagen für einen solchen Ort zu erarbeiten, hieß es dazu aus dem Kanzleramt.
"Gerade angesichts der aktuellen antisemitischen Gewalt weltweit ist es unsere Verantwortung, Erinnerung nicht dem Vergessen zu überlassen, sondern sie institutionell und dauerhaft zu verankern", meinte der für das Projekt hauptsächlich zuständige Staatssekretär Alexander Pröll (ÖVP) in einer Stellungnahme. Ein Österreichisches Holocaust-Zentrum wäre ein Ort des Gedenkens und der Verantwortung sowie "ein klares Bekenntnis der Republik, sich ihrer Geschichte zu stellen und aus ihr für die Zukunft zu lernen".
Im Vorfeld des Treffens hat das Außenministerium bereits eine internationale Befragung von Holocaust-Gedenk- und Bildungsinstitutionen durchgeführt. Die Ergebnisse wurden bei dem Treffen am Dienstag präsentiert. Im Mai 2026 sollen die Ergebnisse der internationalen Befragung und des Stakeholderprozesses in einem Bericht zusammengeführt und öffentlich vorgestellt werden. Parallel dazu wird eine Kommission eingesetzt, die auf dieser Grundlage die eigentliche Machbarkeitsstudie erarbeitet. Diese soll bis Ende 2026 erste Ergebnisse vorlegen.
Grüne gegen "Zentralisierung" von Gedenken
Kritisch sehen das geplante Zentrum die Grünen. "Anstatt Gedenken erneut zu zentralisieren, wäre es endlich an der Zeit den Blick auf jene Orte zu richten, an denen sich Nazi-Verbrechen, Flucht, Vertreibung und Vernichtung zugetragen haben", meinte deren Sprecher für Gedenkpolitik und Rechtsextremismus, Lukas Hammer. In Österreich gebe es weder ein nationales Gedenkstättenkonzept, noch einheitliche Finanzierung. De facto seien nur Mauthausen und Gusen gesetzlich verankert, "alles andere nicht".
Zusammenfassung
- Am Dienstag startete im Bundeskanzleramt der Stakeholderprozess zur Vorbereitung einer Machbarkeitsstudie für ein österreichisches Holocaust-Zentrum, dessen erste Ergebnisse bis Ende des Jahres vorliegen sollen.
- Im Mai 2026 werden die Resultate einer internationalen Befragung und des Stakeholderprozesses in einem Bericht zusammengeführt und präsentiert, woraufhin eine Kommission bis Ende 2026 eine Machbarkeitsstudie erstellt.
- Kritik kommt von den Grünen, die anmerken, dass in Österreich nur Mauthausen und Gusen gesetzlich als Gedenkstätten verankert sind und ein nationales Gedenkstättenkonzept fehlt.
