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Bei Zeugen Jehovas

Wollte Ex-Frau töten: Lebenslang für steirischen Bombenbauer

30. Apr. 2025 · Lesedauer 4 min

Ein 56-jähriger Steirer ist am Mittwoch im Grazer Straflandesgericht wegen mehreren Bomben, die er gebaut und bei den Zeugen Jehovas deponiert hatte, zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Der IT-Techniker hatte eigentlich seine Ex-Frau töten wollen, gestand er bei dem Prozess. Andere Sprengsätze seien als Ablenkungsmanöver gedacht gewesen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Verurteilt wurde er wegen des Verbrechens der terroristischen Straftaten sowie wegen Mordversuchs an seiner Ex-Frau und anderen Personen. Die Geschwornen hatten einstimmig für die Verurteilung gestimmt. Der Angeklagte erbat sich nach der Urteilsverkündung drei Tage Bedenkzeit.

Am zweiten Verhandlungstag waren zunächst die Ermittler am Wort gewesen. Jener Beamte, der den IT-Techniker nach der Festnahme als erstes befragte, gab an: "Wir haben ihn bei der Arbeit festgenommen. Wir versuchten es still über die Bühne zu bringen." Dafür sei der Beschuldigte dankbar gewesen.

Bombe im Auto der Ehefrau

Er habe sich gleich kooperativ gezeigt und sofort gesagt, er wisse, weshalb sie ihn mitnehmen: "Ich wollte meine Frau umbringen", habe er gesagt. Noch bevor er ausführlich befragt worden sei, habe sich der 56-Jährige erkundigt, ob die Bombe am Auto seiner Ex-Frau schon gefunden worden sei. Erst da sei es dann umgehend zu Sicherheitsmaßnahmen in Graz gekommen, wo die Frau mit dem Auto zu diesem Zeitpunkt unterwegs war.

Bei der Vernehmung habe sich der Verdächtige sehr klar geäußert und Angaben gemacht, mit denen die Ermittler gut arbeiten konnten. Er lehnte zunächst auch einen Verteidiger ab und machte seine erste Aussage ohne Anwalt.

Der Ermittler schilderte, dass die gesamte Abteilung schon nach den ersten Rohrbomben im August 2023 "unter Spannung" gestanden sei: "Der Aufwand war enorm." Die Situation sei als Gefahr für die Zeugen Jehovas erkannt worden. Erst nach der Festnahme habe sich gezeigt, dass der Mann offenbar "nur" seine Ex-Frau töten wollte, erklärte der Ermittler, ohne dabei despektierlich sein zu wollen.

Ermittlungspanne: Bombe 6 Wochen unentdeckt

Der Beamte wurde auch wegen einer Ermittlungspanne befragt, denn die Bombe am Auto der Ex-Frau wurde bei der ersten Überprüfung nicht entdeckt und auch die Sprengstoff-Hunde schlugen nicht an. Daher waren die Frau sowie die Kinder des ehemaligen Ehepaares noch weitere Wochen mit der Bombe am Pkw unterwegs. Der Ermittler gestand ein, dass die Bombe daher insgesamt sogar sechs Wochen am Wagen montiert war.

Video: Anschläge auf Zeugen Jehovas - Bombenbauer vor Gericht

Der Beschuldigte indessen gab auf die Nachfrage des Richters an, dass er nicht gewusst habe, dass auch seine Tochter und sein Sohn mit dem Wagen der Mutter gefahren sind: "Es gab ja keinen Kontakt." Die aktenführende Beamtin in dem Fall erklärte, dass die Zeugen Jehovas nach den ersten Rohrbomben in Leibnitz eingeschult wurden, worauf sie achten sollten.

"Es hat auch innerhalb der Glaubensgemeinschaft Schulungen gegeben." Es wurden auch bei sämtlichen 25 Königreichssälen in der Steiermark Kameras montiert. Die Kosten dafür habe die Religionsgemeinschaft selbst getragen. Dafür wurde symbolisch Schadenersatz gefordert.

Gutachter sieht weder Empathie noch Mitleid

Nachdem am Montag bereits das Sprengstoff-Gutachten sowie die psychologische Untersuchung erörtert wurden, war am Mittwoch noch das psychiatrische Gutachten von Manfred Walzl an der Reihe. Er diagnostizierte eine "sehr schwer ausgeformte kombinierte Persönlichkeitsstörung" mit narzisstischer Ausprägung. Obwohl es sich um eine schwere Störung handle, sei die Zurechnungsfähigkeit beim Angeklagten erhalten gewesen.

"Ich habe in 38 Jahren als Gutachter noch niemanden getroffen, der so offen mit seinen strafrechtlichen Problemen umgegangen ist." Der 56-Jährige habe ihm klar gesagt: "Er wollte von seiner Ex-Frau nicht mehr als Melkkuh angesehen werden." Es habe ihm gereicht. Walzl schilderte, dass der Steirer ihm gesagt habe: "Ich habe erreicht, was ich wollte." Empathie oder Mitleid konnte der Gutachter dabei nicht erkennen.

Zusammenfassung
  • Ein 56-jähriger Steirer wurde in Graz wegen des Baus mehrerer Bomben zu lebenslanger Haft verurteilt.
  • Der Mann wollte seine Ex-Frau töten, wobei andere Sprengsätze als Ablenkung dienten.
  • Die Bombe am Auto der Ex-Frau blieb sechs Wochen unentdeckt, was eine Ermittlungspanne darstellt.
  • Ein psychiatrisches Gutachten bestätigte eine schwere Persönlichkeitsstörung, aber die Zurechnungsfähigkeit war gegeben.
  • Die Staatsanwältin forderte eine Verurteilung wegen terroristischer Straftaten, da ein Angst-Klima unter den Zeugen Jehovas geschaffen wurde.