Streiktag in Frankreich: Hunderttausende gegen Sparpläne
Etliche Menschen in Frankreich ließen aus Protest die Arbeit ruhen. Zahlreiche Apotheken blieben wegen des Streiks geschlossen, Lehrkräfte fehlten in den Schulen und bei Bussen und Bahnen gab es Ausfälle und Verzögerungen.
Besonders am Vormittag hatte es in verschiedenen Landesteilen Blockaden gegeben - etwa an Busdepots, Verkehrsachsen und weiterführenden Schulen. Kurzzeitig waren Dutzende Demonstranten in den Hof des Wirtschaftsministeriums eingedrungen. Mehr als 180 Menschen wurden landesweit festgenommen, circa 30 davon in Paris.
Der Streik richtet sich gegen Sparmaßnahmen, die auf die Menschen in Frankreich zukommen könnten. Das Land hat gemessen an der Wirtschaftsleistung mit 114 Prozent die dritthöchste Schuldenquote in der EU nach Griechenland und Italien. In absoluten Zahlen lastet auf Frankreich mit rund 3.300 Milliarden Euro der höchste Schuldenberg in der Eurozone. Auch die Staatsausgaben gehören zu den höchsten in Europa. Das Haushaltsdefizit lag zuletzt bei 5,8 Prozent. Die EU hat bereits im Juli 2024 ein Defizitverfahren gegen Frankreich eröffnet.
Ein breites Gewerkschaftsbündnis hatte zu dem Arbeitsausstand aufgerufen. Sparpläne der mittlerweile zurückgetretenen Regierung erachten die Gewerkschaften als brutal. Sie kritisierten, dass vor allem die Arbeiterinnen und Arbeiter, Pensionisten, Kranke und Menschen in prekären Verhältnissen unter den Kürzungen zu leiden hätten. Besonders stark in der Kritik stand der Vorschlag, zwei Feiertage zu streichen. Frankreichs neuer Premier Sébastien Lecornu kündigte an, diesen Plan nicht umzusetzen.
Lecornu berät derzeit über einen neuen Aufschlag für einen Sparhaushalt. Noch ist sehr wenig darüber bekannt, wo der neue Regierungschef sparen will. Mit dem Protest wollen die Demonstranten auch Druck auf ihn ausüben.
Zusammenfassung
- Landesweit protestierten laut Innenministerium rund 500.000 Menschen, laut Gewerkschaft CGT sogar über eine Million, gegen Sparmaßnahmen in Frankreich.
- Der Streik führte zu geschlossenen Apotheken, fehlenden Lehrkräften, Ausfällen bei Bussen und Bahnen sowie Blockaden und mehr als 180 Festnahmen.
- Frankreich steht mit einer Schuldenquote von 114 Prozent und einem Schuldenberg von rund 3.300 Milliarden Euro unter Druck; die EU hat ein Defizitverfahren eröffnet.