APA/Sara James

Polnischer Popstar beklagt Diskriminierung

29. Mai 2025 · Lesedauer 4 min

Mit 16 Jahren zählt Sara James schon zu den größten Popstars ihrer polnischen Heimat. Doch die "America's Got Talent"-Finalistin hat auch Erfahrungen als Rassismusopfer. "Ich erinnere mich, dass nur wegen meiner Hautfarbe mit dem Finger auf mich gezeigt wurde", berichtet die Tochter eines Nigerianers und einer Polin in APA-Gespräch. Die Lage habe sich zwar gebessert, "aber in Polen ist noch so viel zu tun", verwies sie etwa auf die Diskriminierung der LGBTIQ-Community.

James stand bereits mit sechs Jahren auf der Bühne. Ihren Durchbruch schaffte sie mit 13 Jahren, als sie die Castingshow "The Voice Kids" in Polen gewann und beim Junior Eurovision Song Contest den zweiten Platz belegte. Am 6. Juni kommt sie nach Wien, um im Club U4 ihr Debütalbum "Playhouse" zu präsentieren. Der Auftritt soll der Höhepunkt der Veranstaltungen während der polnischen EU-Ratspräsidentschaft in diesem Halbjahr sein.

Vor der Stichwahl um das polnische Präsidentenamt ruft James ihre Landsleute zur Beteiligung auf. Bei der jüngsten Parlamentswahl seien ähnliche Aufrufe sehr erfolgreich gewesen, etwa durch Influencer im Internet. "Wir drängten die Menschen dazu, zu wählen und das hat so sehr geholfen", sagte sie mit Blick auf die Rekordteilnahme an dem Urnengang.

Die Parlamentswahl brachte den Sieg einer breiten Oppositionsallianz nach acht Jahren Regierungszeit der rechtskonservativen Partei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS). In der Stichwahl am Sonntag kommt es zu einem neuerlichen Showdown der beiden Lager, wenn einander der Parteifreund von Premier Donald Tusk, Rafał Trzaskowski, und der PiS-Kandidat Karol Nawrocki begegnen.

James hält sich mit politischen Aussagen bewusst zurück, pochte aber auf eine entsprechende Frage darauf, dass die Anliegen der jungen Generation von der Politik ernst genommen werden. "Ich bin keine Politikerin, sondern ein 16-jähriges Mädchen. Ich möchte, dass unsere Generation gehört und gesehen wird, dass wir verstanden werden. Es ist wichtig, dass wir einander respektieren, und das ist heute ein Problem", betonte sie. Die Menschen sollten einander so behandeln, wie sie selbst gerne behandelt würden, mahnte sie.

Die Sängerin wies darauf hin, dass der Rassismus in Polen gerade auch wegen der veränderten Einstellung der "Generation Z" zurückgedrängt werden konnte. Doch es liege immer noch viel im Argen. So könnten Lesben und Schwule in Polen immer noch nicht heiraten. "Sie können nicht einmal ein Paar sein. Das ist doch verrückt!" Stolz zeigte sich James hingegen auf das Engagement ihrer Landsleute für die Ukraine. "Ich bin sehr stolz auf mein Land, das haben wir gut gemacht." Nach Kriegsbeginn habe auch sie Kontakt zu ihrer ukrainischen Kollegin beim Junior ESC, Olena Usenko, aufgenommen, "um zu schauen, wie es ihr geht".

"Musik ist wie eine Art Therapie für mich"

Keine guten Erinnerungen hat James an ihre Kindheit im kleinen westpolnischen Ort Ośno Lubuskie. "Ich war das erste farbige Kind dort, und es war sehr schwierig für mich", berichtete sie von rassistischen Übergriffen durch andere Kinder. Ihrer Mutter habe sie erst sehr spät davon erzählt, und ihre gesamte Verwandtschaft sei mit der Situation überfordert gewesen. "Wenn ich ehrlich bin, muss ich mir selbst auf die Schulter klopfen", sagte James auf die Frage, wer ihr damals geholfen habe. "Ich habe mir eine dicke Haut zugelegt. Das ist nicht fair, denn als Kind sollte man keine dicke Haut haben müssen."

Bei der Bewältigung der traumatischen Erfahrungen habe ihr Musik geholfen. "Musik ist wie eine Art Therapie für mich", sagte sie. "Wenn ich alte Songs von mir höre, sehe ich wie viele Fortschritte ich gemacht habe." Musik helfe ihr auch, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Entsprechend hat James auch keinen "Plan B", was ihre berufliche Zukunft betrifft. "Es gibt keine andere Option, nur das Singen", sagte die 16-Jährige, die auch als landesweit bekannter Popstar noch die Schule besucht. "Ich bin in der dritten Klasse der Mittelschule und habe noch ein Jahr vor mir."

Mit "perfektem Song" zum Song Contest

Teil ihrer Lebensplanung ist auch der Eurovision Song Contest. Sie würde gerne beim ESC antreten, doch wolle sie darauf "vorbereitet" sein. "Ich will diesen einen perfekten Song haben und zu 100 Prozent sicher sein", sagte sie. Den Sieg von JJ bezeichnete James als "wohlverdient". "Mir hat die Opernpassage wirklich gut gefallen. Das war wundervoll, ich könnte so etwas nie schaffen", sagte sie über die ikonischen Hochtonpassagen des ESC-Siegerliedes "Wasted Love".

(Das Gespräch führte Stefan Vospernik/APA)

Zusammenfassung
  • Die 16-jährige Sara James zählt zu den größten Popstars Polens und war Finalistin bei 'America's Got Talent'.
  • James berichtet von eigenen Rassismuserfahrungen in Polen und sieht weiterhin großen Handlungsbedarf, besonders auch für die LGBTIQ-Community.
  • Am 6. Juni präsentiert sie ihr Debütalbum 'Playhouse' im Wiener Club U4 im Rahmen der polnischen EU-Ratspräsidentschaft.
  • James ruft ihre Landsleute zur Wahlbeteiligung bei der anstehenden Stichwahl auf und verweist auf die Rekordteilnahme bei der letzten Parlamentswahl nach ähnlichen Aufrufen.
  • Sie betont die Bedeutung von Respekt und fordert, dass die Anliegen der jungen Generation von der Politik ernst genommen werden.