APA/APA (AFP)/WOJTEK RADWANSKI

Polen gibt Nutzung von Spionage-Software zu

0

Der Chef der polnischen Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, hat den Erwerb der israelischen Spionage-Software Pegasus durch Polen eingeräumt.

Polnische Dienste müssten diese Art von Geräten haben, rechtfertigte Kaczynski in einem Interview der Wochenzeitung "Sieci", das am Freitag in Auszügen veröffentlicht wurde.

Die von dem israelischen Unternehmen NSO entwickelte Pegasus-Software ist in der Lage, sämtliche Daten von damit angegriffenen Mobiltelefonen auszulesen. Außerdem kann Pegasus unbemerkt Kamera und Mikrofon des Gerätes anschalten.

Opposition abgehört?

Auf die Frage, ob die Regierung in Warschau Pegasus zum Abhören von Oppositionspolitikern genutzt habe, antwortete Kaczynski, die Software werde zum "Kampf gegen Verbrechen und Korruption in vielen Ländern" eingesetzt. Dies unterliege der Kontrolle von Gerichten und Staatsanwälten. Die Vorwürfe der Opposition in diesem Zusammenhang bezeichnete er als "viel Lärm um nichts".

Die Forschungsgruppe Citizen Lab mit Sitz in Kanada hatte bestätigt, dass Pegasus unter anderem gegen den Anwalt Roman Giertych und die Staatsanwältin Ewa Wrzosek eingesetzt wurde, die den Umbau der Justiz in Polen kritisiert hatte.

Kaczynski: Kein Einsatz im Wahlkampf

Kaczynski bestritt einen Einsatz der Software während des Wahlkampfs. Die Opposition habe "verloren, weil sie verloren hat", sagte der Chef der PiS-Partei. "Kein Pegasus, keine Dienste, keine heimlich beschafften Informationen jeglicher Art haben im Wahlkampf 2019 eine Rolle gespielt".

Amnesty bestätigt Spionage

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erklärte am Freitag, sie verfüge ebenfalls über unabhängige Informationen darüber, dass Brejza anhand von Pegasus ausspioniert worden sei. "Diese Erkenntnisse sind schockierend, aber nicht überraschend", erklärte die Organisation.

Amnesty forderte einen weltweiten Stopp für den Export, den Verkauf, die Weitergabe und den Einsatz von Überwachungstechnologie, "bis ein solider, menschenrechtskonformer Rechtsrahmen geschaffen ist". Der Einsatz der Pegasus-Software in Polen gebe "Anlass zu ernster Besorgnis, nicht nur für Politiker, sondern für die gesamte polnische Zivilgesellschaft".

Oppositionsführer Donald Tusk hatte Ende Dezember eine "tiefe Krise der Demokratie" in Polen beklagt und einen Untersuchungsausschuss zu den Vorwürfen gefordert, nach denen die polnische Regierung mit Pegasus Oppositionspolitiker aushorche.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Chef der polnischen Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, hat den Erwerb der israelischen Spionage-Software Pegasus durch Polen eingeräumt.
  • Polnische Dienste müssten diese Art von Geräten haben, rechtfertigte Kaczynski in einem Interview der Wochenzeitung "Sieci", das am Freitag in Auszügen veröffentlicht wurde.
  • Die von dem israelischen Unternehmen NSO entwickelte Pegasus-Software ist in der Lage, sämtliche Daten von damit angegriffenen Mobiltelefonen auszulesen. Außerdem kann Pegasus unbemerkt Kamera und Mikrofon des Gerätes anschalten.
  • Auf die Frage, ob die Regierung in Warschau Pegasus zum Abhören von Oppositionspolitikern genutzt habe, antwortete Kaczynski, die Software werde zum "Kampf gegen Verbrechen und Korruption in vielen Ländern" eingesetzt.
  • Oppositionsführer Donald Tusk hatte eine "tiefe Krise der Demokratie" in Polen beklagt und einen Untersuchungsausschuss zu den Vorwürfen gefordert, nach denen die polnische Regierung mit Pegasus Oppositionspolitiker aushorche.
  • Die Forschungsgruppe Citizen Lab mit Sitz in Kanada hatte bestätigt, dass Pegasus unter anderem gegen den Anwalt Roman Giertych und die Staatsanwältin Ewa Wrzosek eingesetzt wurde, die den Umbau der Justiz in Polen kritisiert hatte.

Mehr aus Politik