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Plus bei Schülerzahlen in Wien

Heute, 09:43 · Lesedauer 4 min

In der Ostregion enden mit dieser Woche die Sommerferien. In der Bundeshauptstadt Wien beginnt die Schule am kommenden Montag für rund 253.000 Kinder und Jugendliche - etwa 132.500 von ihnen werden im Pflichtschulbereich zu finden sein. Hier beträgt das Plus rund 1,8 Prozent, wie Bildungsstadträtin Bettina Emmerling (NEOS) am Donnerstag mitteilte. Zugleich gebe es eine kleine Entspannung in Sachen Lehrkräftemangel, berichtete sie.

Schon im Juli wurden laut der Ressortchefin 1.250 offene Stellen besetzt. Anschließend habe man erstmals auch im August ein Fenster mit Bewerbungen gestartet. Ergebnis: Auf 240 ausgeschriebene Posten bewarben sich laut Emmerling etwa 700 Personen. "Da geht etwas in eine richtige und bessere Richtung", freute sie sich bei der Schulstart-PK im Rathaus. Die Kombination aus Schüler-Plus und Pensionierungen bleibt laut der Stadträtin jedoch eine Herausforderung.

Zuversichtlich zeigte man sich auch, was die klassenführenden Lehrkräfte anbelangt. Hier waren im August noch 22 Stellen nicht vergeben. Wie Bildungsdirektorin Elisabeth Fuchs erläuterte, arbeite man derzeit daran, diese besetzen zu können - wobei der Aufnahmeprozess eine gewisse Zeit in Anspruch nehme, wie sie hinzufügte. Dass es in der einen oder anderen Klasse zunächst zu einer Übergangslösung komme, sei darum nicht auszuschließen, hieß es am Donnerstag.

Mehr als 20.000 Kinder werden kommende Woche zum ersten Mal die Schulbank drücken. Die Volksschulen erhalten laut Emmerling Verstärkung durch 18 Fellows von Teach for Austria, die heuer erstmals in der Primarstufe zum Einsatz kommen. Lob gab es auch für das von Emmerlings Vorgänger in Wien, Christoph Wiederkehr (NEOS), geführte Bildungsministerium. Dieses stelle nun die Mittel für die Deutschförderung bedarfsorientiert zur Verfügung, betonte die Stadträtin.

521 Vollzeitäquivalente würden hier nun eingesetzt werden können. Das seien mehr als doppelt so viele wie bisher. "Man sieht, dass in Wien eine Aufholjagd stattfindet", hob Emmerling hervor. Auch die Sommerdeutschkurse seien nahezu vollständig ausgelastet gewesen. Dies zeige, dass Bedarf und Nachfrage hoch seien, befand sie. Heuer konnten auch angehende Taferlklassler das Angebot in Anspruch nehmen.

Schwerpunkt auf mentaler Gesundheit

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auch auf der mentalen Gesundheit der Schülerinnen und Schüler. Im kommenden Schuljahr soll es zusätzlich zu den bereits bestehenden Angeboten 600 Workshops im Rahmen der sogenannten Mental Health Days geben. Dort werden Themen wie Mobbing, Essstörungen, Handysucht, Leistungsdruck, Depression, Suizidalität und Ängste behandelt.

Als Reaktion auf den Amoklauf von Graz wurde zudem ein Leitfaden für Pädagoginnen und Pädagogen bzw. Schulleitungen entwickelt. Dieser enthält Handlungsempfehlungen für unterschiedliche Krisensituationen. Bauliche oder organisatorische Maßnahmen wie Zugangskontrollen werde es aber nicht geben, sagte Emmerling.

Auf Leseförderung oder Demokratiebildung wird ebenfalls ein besonderer Fokus gelegt. Intensiver will man sich auch mit der Finanzbildung beschäftigen, um finanzielle Stolperfallen für Jugendliche nach Möglichkeit zu vermeiden, wie es hieß.

Opposition sieht weiter Mängel

Wenig beeindruckt zeigte sich Wiens Grünen-Chefin Judith Pühringer. Die Stadträtin rühme sich dafür, dass zum Schulstart jedes Schulkind Unterricht bekommt, staunte sie: "Das sollte doch die Mindestanforderung sein." Pühringer ortete bei den NEOS eine Lerngerade statt einer Lernkurve. Noch immer gebe es große Probleme mit außerordentlichen Schülerinnen und Schülern sowie Personalmangel.

Die Wiener ÖVP vermisste klare Angaben zum Schulstart. Es sei ungewiss, ob am ersten Schultag alle Lehrerplanstellen besetzt werden könnten oder auch nicht, kritisierte Klubchef Harald Zierfuß. Das Bewerbungsfenster im August sei spät. Dass Anstellungen eine Zeit dauern sollte für die Bildungsdirektion keine Überraschung sein, meinte er. Zierfuß ortete "Chaos in Wiens Bildungsverwaltung".

FPÖ-Klubobmann Maximilian Krauss sprach von einem "erschreckend niedrigen Niveau" der Wiener Bildungspolitik. Die NEOS hätten es angesichts fehlender Lehrer, steigendem Druck in den Pflichtschulen oder dem Scheitern bei der Integration nicht geschafft, eine nachhaltige Strategie für die Schule aufzustellen. "Stattdessen feiern sie es schon als Erfolg, wenn am ersten Schultag überhaupt Lehrer vor den Klassen stehen", beklagte er.

Zusammenfassung
  • Zum Schulstart in Wien werden rund 253.000 Kinder und Jugendliche erwartet, davon etwa 132.500 im Pflichtschulbereich, was einem Anstieg von 1,8 Prozent entspricht.
  • Beim Lehrkräftemangel gibt es leichte Entspannung: Im Juli wurden 1.250 offene Stellen besetzt und im August bewarben sich 700 Personen auf 240 ausgeschriebene Posten, jedoch sind noch 22 klassenführende Lehrerstellen vakant.
  • Für die Deutschförderung stehen nun 521 Vollzeitäquivalente zur Verfügung – mehr als doppelt so viele wie bisher – und es werden 600 Workshops zur mentalen Gesundheit angeboten.