Peršmanhof-Einsatzleiter anderer Dienststelle zugewiesen
Gemäß interner Recherchen der Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit sei der Einsatz an der Gedenkstätte durch den stellvertretenden Leiter des LSE angeordnet und operativ geleitet worden, teilte das Innenministerium mit. Eine schriftliche Anordnung liege nicht vor. Grundlage war der Verdacht von Verwaltungsübertretungen nach dem Kärntner Naturschutzgesetz und dem Kärntner Campingplatzgesetz. Vor Ort waren von Anfang an Bedienstete der Landespolizeidirektion Kärnten, sowie Personen der Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt und das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl - Regionaldirektion Kärnten. Als behördlicher Einsatzleiter fungierte der Bezirkshauptmann von Völkermarkt. Später wurde vom Einsatzleiter Verstärkung angefordert, weshalb die Schnelle Interventionsgruppe (SIG) anrückte. Das Betreten der Räumlichkeiten der Gedenkstätte sei zur Durchführung fremdenpolizeilicher Maßnahmen erfolgt.
Auf Grund dieser bisherigen internen Erkenntnisse sei der Einsatzleiter bis auf Weiteres "vor allem auch zur Wahrung seiner schutzwürdigen Interessen in Erfüllung der gesetzlichen Fürsorgeverpflichtung der Dienstbehörde - einer nicht unmittelbar operativ tätigen Organisationseinheit der Landespolizeidirektion Kärnten zugewiesen" worden, teilte das Innenministerium mit.
Aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Grünen durch Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) geht zudem hervor, dass dieser erst "im Nachhinein über den Einsatz informiert" wurde. Bei dem Einsatz, der in den zwei Tagen vor dem 27. Juli geplant wurde, seien 72 Lichtbilder, 75 Übersichtslichtbilder und vier Videos aus Dokumentations- und Beweissicherungsgründen angefertigt worden, so Karner.
Der Abschlussbericht der nach massiver Kritik an dem Einsatz eingesetzten Analysekommission soll laut Innenministerium in der zweiten Oktoberhälfte vorliegen. Aus einem am Dienstag veröffentlichten Zwischenbericht geht hervor, dass die Kommission unter der Leitung von Mathias Vogl, Leiter der Sektion Recht im Innenministerium, bisher vier Mal tagte, sich vor Ort ein Bild machte und mit verschiedenen Auskunftspersonen Gespräche geführt hat. Auf Grund des umfangreichen Materials seien die Vorgänge und Umstände am Vorfallsort weitestgehend dokumentiert, heißt es in dem Bericht.
Unterschiedliche Reaktionen
Nicht näher dazu äußern wollte sich der slowenische Botschafter Marko Štucin: Im Ö1-"Mittagsjournal" verwies er darauf, dass es sich derzeit nur um einen Zwischenbericht handle, der noch kaum konkrete Erkenntnisse enthalte. Verständnis für die weitere Prüfung äußerte Eva Hartmann von einem der Betreibervereine des Peršmanhofs: Eine gründliche Aufarbeitung brauche Zeit, und diese solle man sich nehmen. Sie ortet noch Widersprüche und eine Reihe offener Fragen - etwa warum es wegen einer Verwaltungsübertretung beim Campen einen so massiven Polizeieinsatz mit Hubschrauber, Sondereinheit und Polizeihunden gegeben habe.
Kritik kam von den Grünen: Die Antworten Karners würden den Eindruck verstärken, "dass hier unter einem einen Vorwand gehandelt und der Einsatz länger geplant wurde", so der Sprecher für Vergangenheitspolitik und Rechtsextremismus, Lukas Hammer. Volksgruppen-Sprecherin Olga Voglauer wiederum meinte, dass es erschreckend sei, "dass die Landespolizeidirektion Kärnten offenbar meint, bei mutmaßlichen Verwaltungsübertretungen nach dem Naturschutzgesetz gleich den Verfassungsschutz samt Helikopter losschicken zu müssen". Ganz anders die FPÖ: Sicherheitssprecher Gernot Darmann und Linksextremismussprecher Sebastian Schwaighofer orteten den Skandal in der Versetzung des stellvertretenden LSE-Leiters. "ÖVP-Innenminister Karner lässt sich von den Grünen und Linksextremen treiben und fällt unseren Polizisten nach einer medial inszenierten Hetzjagd in den Rücken", hieß es in einer Aussendung
Der vierstündige Großeinsatz bei einem antifaschistischen Camp am Kärntner Peršmanhof, der auch eine Gedenkstätte beherbergt, hatte im Sommer für Aufsehen gesorgt und diplomatische Verwicklungen mit Slowenien zur Folge. Nicht nur sei das Vorgehen überzogen gewesen, sondern auch angesichts des geschichtsträchtigen Ortes unangemessen, so die Kritik insbesondere seitens der Kärntner Slowenen. Der Bauernhof, der heute eine Gedenkstätte und ein Museum ist, war am 25. April 1945 Schauplatz eines Nazi-Massakers an Kärntner Slowenen, darunter auch Kinder.
Zusammenfassung
- Nach dem umstrittenen Polizeieinsatz am 27. Juli am Peršmanhof in Kärnten wurde der stellvertretende Leiter des LSE Kärnten einer anderen Dienststelle zugewiesen, da er den Einsatz ohne schriftliche Anordnung leitete.
- Die eingesetzte Analysekommission tagte bisher viermal, ein Abschlussbericht wird für die zweite Oktoberhälfte erwartet, während der Einsatz weiterhin für politische und diplomatische Diskussionen sorgt.
