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Pentagon-Leaks: USA zweifeln an Erfolg von ukrainischer Gegenoffensive

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Vor kurzem gerieten Geheimdokumente des US-Verteidigungsministeriums zum Ukraine-Krieg an die Öffentlichkeit. Diese beinhalten auch eine Einschätzung des Pentagons zur bevorstehenden ukrainischen Frühlingsoffensive. Die USA schätzen deren Erfolgsaussichten demnach als gering ein. Kiew ist verärgert.

Glaubt man geleakten Geheimdokumenten des US-Verteidigungsministeriums, bezweifeln die USA, dass die erwartete und bereits mehrmals angekündigte Frühjahrsoffensive der Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland große Erfolge bringen wird. Kiew könnte die ursprünglichen Pläne zur Rückeroberung von Russland besetzter Gebiete diesen Papieren zufolge "weit verfehlen", heißt es laut einem "Washington Post"-Bericht am Dienstag. Grund seien demnach die Schwierigkeiten Kiews bei der Aufstockung von Truppen, Munition und Ausrüstung.

Die Unterlagen offenbarten die Bedenken der US-Regierung zum Stand des Krieges, schrieb das Blatt. Zudem könnten sie jene Kritiker ermutigen, die von den USA und der NATO größere Anstrengungen für eine Verhandlungslösung forderten.

Nur "bescheidene Gebietsgewinne" erwartet

Die Einschätzung in den als streng geheim gekennzeichneten Papieren stamme von Anfang Februar und verweise auf "erhebliche Defizite bei der Truppenaufstockung und -Erhaltung". Zudem sei darin die Rede von der Wahrscheinlichkeit, dass die ukrainische Gegenoffensive nur "bescheidene Gebietsgewinne" erzielen könnte.

Die Strategie Kiews konzentriere sich laut diesen Dokumenten darauf, umkämpfte Gebiete im Osten zurückzugewinnen und gleichzeitig nach Süden vorzustoßen, um die russische Landbrücke zur besetzten Halbinsel Krim zu kappen. Diese allgemeine Strategie ist allerdings keine neue Enthüllung, sondern gilt laut nahezu einhelliger Meinung von Militärexperten noch als erfolgversprechendste Möglichkeit. Auch Militärexperte Gerald Karner teilte im PULS 24 Interview diese Einschätzung.

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Die Widerstandskraft der russischen Verteidigungsanlagen und die Mängel bei Ausbildung und Munition auf ukrainischer Seite würden den Fortschritt der Offensive aber wahrscheinlich erschweren und die Verluste vergrößern, hieß es weiter.

Unabhängig von den durchgesickerten Papieren seien US-Geheimdienstberater zu der Einschätzung gelangt, dass der Ausgang der erwarteten ukrainischen Frühjahrsoffensive eher bescheiden sein werde, schrieb die "Washington Post" unter Berufung auf eigene Quellen weiter. Demnach werde nicht erwartet, dass das ukrainische Militär so viele Gebiete zurückgewinnen werden könne wie im vergangenen Herbst im Osten und Süden des Landes.

Quelle der geleakten Geheimdokumente unklar

Seit Wochen kursieren im Internet offensichtlich geheime Dokumente von US-Stellen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. US-Medien berichten seit Tagen über sensibles Material zu beiden Kriegsparteien, ohne die Unterlagen selbst zu veröffentlichen. Unklar ist, wer die schon vor Wochen bei prorussischen Kanälen verbreiteten Dokumente publiziert hat.

Die US-Regierung bemüht sich um Aufklärung. "Wir nehmen die Sache sehr, sehr ernst", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Montag (Ortszeit) in Washington. Das Verteidigungsministerium leite eine behördenübergreifende Prüfung, "welche Auswirkungen dies auf die nationale Sicherheit haben könnte". Beim Justizministerium laufe eine strafrechtliche Untersuchung. Präsident Joe Biden werde fortlaufend informiert.

Erinnerung an WikiLeaks

Der Vorfall weckt Erinnerungen an die Enthüllung von rund 700.000 vertraulichen Dokumenten zu Aktivitäten des US-Militärs im Irak und in Afghanistan durch die Online-Plattform WikiLeaks im Jahr 2010. Darunter befanden sich auch brisante Informationen zur Tötung von Zivilisten und Misshandlung von Gefangenen.

Die USA fordern wegen der Enthüllungen die Auslieferung des 51-jährigen australischen WikiLeaks-Gründers Julian Assange, der in London in einem Hochsicherheitsgefängnis sitzt - unter menschenunwürdigen Bedingungen, wie Menschenrechtsaktivisten kritisieren.

ribbon Zusammenfassung
  • Vor kurzem gerieten Geheimdokumente des US-Verteidigungsministeriums zum Ukraine-Krieg an die Öffentlichkeit.
  • Diese beinhalten auch eine Einschätzung des Pentagons zur bevorstehenden ukrainischen Frühlingsoffensive.
  • Die USA schätzen deren Erfolgsaussichten demnach als gering ein. Kiew ist verärgert.