APA/MANFRED FESL

Ort für Gedenkstein von Hitler-Geburtshaus noch offen

0

Das Innenministerium geht nun auf die Debatte rund um den Verbleib des Gedenksteins vor dem Hitler-Geburtshaus in Braunau ein, die nach der Präsentation der Pläne zur Neugestaltung des Hauses entfacht ist. Man stelle der Stadtgemeinde als Eigentümer des Gedenksteins Experten zur Verfügung, um "einen möglichst breiten Diskussionsprozess" zu ermöglichen, heißt es am Sonntag.

Das Innenministerium geht nun auf die Debatte rund um den Verbleib des Gedenksteins vor dem Hitler-Geburtshaus in Braunau ein, die nach der Präsentation der Pläne zur Neugestaltung des Hauses entfacht ist. Man stelle der Stadtgemeinde als Eigentümer des Gedenksteins Experten zur Verfügung, um "einen möglichst breiten Diskussionsprozess" zu ermöglichen, heißt es am Sonntag.

Damit ist der Verbleib des Gedenksteins nach dem Umbau des Geburtshauses von Hitler offenbar wieder offen. Ziel des Diskussionsprozesses sei "eine breite Einbindung der Bevölkerung und der lokalen Interessensgruppen", zitiert der Kurier Innenminister Karl Nehammer (ÖVP). Er unterstütze die Stadtgemeinde Braunau bei einem "Projekt zur historischen Kontextualisierung". Oliver Rathkolb, Vorstand des Instituts für Zeitgeschichte an der Uni Wien, Clemens Jabloner, früherer Präsident des Verwaltungsgerichtshofs, und Barbara Glück, Leiterin des Mauthausen Memorials, stellen dafür ihre Expertise zur Verfügung. Die Entscheidung müsse dann von den örtlichen Verantwortungsträgern getroffen werden.

Bei der Präsentation der Pläne zur Neugestaltung des Hitler-Geburtshauses am Dienstag verwies das Innenministerium darauf, dass eine Experten-Kommission zum historisch korrekten Umgang mit dem Geburtshaus Adolf Hitlers sich für eine Verlegung des Gedenksteines vor dem Haus weg an einen anderen Ort entschieden habe. Der Gedenkstein sollte laut Sektionschef Hermann Feiner möglichst im "Haus der Geschichte" untergebracht werden. Davon ist nun keine Rede. Feiner wird aber damit zitiert, dass nationalsozialistische Gruppen daran neu anknüpfen würden, wenn der Mahnstein an der ursprünglichen Stelle bleibe.

Jabloner und Rathkolb argumentieren in dieselbe Richtung. Geburtshäuser von Diktatoren seien von einer irrationalen Aura umgeben, die ihre Anziehungskraft ausmachen würden, und daher müsste für den Gedenkstein vor dem Haus der Vorstadt 15 in Braunau eine bessere Lösung gefunden werden, so Rathkolb. Außerdem sollte der Text "um eine der aktuellen zeithistorischen Forschung gerechte Textierung ergänzt werden". Jabloner spricht sich für "einen neuen Standort vor Ort mit einer weiterführenden Textierung" aus. Der Gedenkstein trägt aktuell die Aufschrift "Für Frieden, Freiheit und Demokratie - Nie wieder Faschismus - Millionen Tote mahnen".

Die Pläne für den Umbau des Hitler-Geburtshauses zu einer Polizeiinspektion werden aber nicht mehr geändert. Das Vorarlberger Architektenbüro Marte.Marte wird die Umgestaltung vornehmen. Der Umbau soll gegen Ende 2022 abgeschlossen sein. Danach kann die Polizei einziehen. "Das ist das Ergebnis eines jahrelangen Prozesses und daran wird nicht mehr gerüttelt", hieß es am Sonntag auf APA-Anfrage aus dem Innenministerium.

Zuvor hatte der Direktor des Jüdischen Museums Hohenems Hanno Loewy in einem Interview mit ORF Vorarlberg vorgeschlagen das Hitler-Geburtshaus in Braunau am Inn nicht als Polizeiinspektion, sondern als spezielle Bildungsstätte für die Polizei zu nutzen. Er glaube nämlich, dass bei der Ausbildung der Polizisten noch zu wenig Wert auf die Vermittlung der Grund- und Menschenrechte gelegt werde.

Das Hitler-Geburtshaus fiel dem Innenministerium im Zuge einer Enteignung zu, nachdem man sich mit der langjährigen Besitzerin des Objekts nicht einigen hatte können.

ribbon Zusammenfassung
  • Das Innenministerium geht nun auf die Debatte rund um den Verbleib des Gedenksteins vor dem Hitler-Geburtshaus in Braunau ein, die nach der Präsentation der Pläne zur Neugestaltung des Hauses entfacht ist.
  • Man stelle der Stadtgemeinde als Eigentümer des Gedenksteins Experten zur Verfügung, um "einen möglichst breiten Diskussionsprozess" zu ermöglichen, heißt es am Sonntag.
  • Jabloner und Rathkolb argumentieren in dieselbe Richtung.

Mehr aus Politik