Österreicher fürchten Ausweitung des russischen Krieges
Die Zahl jener, die "weniger" (22 Prozent) bzw. "gar keine" Sorgen (10 Prozent) vor einer Ausweitung des Kriegs haben, umfasst ein gutes Drittel. Vor zwei Jahren waren noch 34 Prozent der Befragten der Meinung, dass die USA für Österreich ein Partner sei, dem man vertrauen könnte. Aktuell hat sich diese Zahl auf 15 Prozent mehr als halbiert. Der Anteil der Skeptiker ist seit April 2023 von 47 auf 69 Prozent gestiegen.
17 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher betrachten laut der Umfrage China als Partner (April 2023: 12 Prozent), dem mit Vertrauen begegnet werden kann, 57 Prozent (April 2023: 72 Prozent) sehen dies jedoch nicht so. Die Vertrauenswerte für Russland bewegen sich weiter im einstelligen Bereich. 8 Prozent sehen Moskau als vertrauenswürdigen Partner (2023: 9 Prozent), 75 Prozent widersprechen diesem Befund. Dass die Ukraine für Österreich ein vertrauenswürdiger Partner ist, sagen 22 Prozent der Befragten und damit um 6 Prozentpunkte weniger als 2023. 55 Prozent sind in dieser Hinsicht skeptisch (April 2023: 50 Prozent).
Das Ex-EU-Mitglied Großbritannien genießt sehr hohe Vertrauenswerte: Sechs von zehn Befragten (59 Prozent) sehen das Vereinigte Königreich als Partner für Österreich, ein Fünftel (21 Prozent) stimmt nicht zu.
Geteilte Meinung zur Ukraine-Hilfe
Vor diesem Hintergrund halten es 44 Prozent für "sehr" (22 Prozent) oder "eher wichtig" (22 Prozent), dass die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten die Ukraine weiter in ihrem Kampf gegen den russischen Angriff unterstützen. Ein praktisch ebenso hoher Anteil in der Bevölkerung erachtet dies jedoch als "eher nicht" (16 Prozent) oder "gar nicht wichtig" (28 Prozent). Seit der letzten Befragung im April 2023 ist die Zustimmung der Hilfe für Kiew um insgesamt 7 Prozentpunkte zurückgegangen, die Ablehnung dagegen um 8 Prozentpunkte angestiegen.
Fast zwei Drittel gegen EU-Erweiterung
Eine Erweiterung der EU um neue Länder innerhalb der kommenden fünf Jahre findet in Österreich laut der ÖGfE-Umfrage keine Mehrheit. 63 Prozent sprechen sich dagegen aus, 21 Prozent wären dafür und 16 Prozent haben dazu keine Meinung.
42 Prozent der Befragten sind dafür, dass das Ausmaß der Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Union vertieft werden sollte. 18 Prozent halten das aktuelle Ausmaß für gerade richtig, und 27 Prozent möchten weniger intensive Kooperation.
"In Zeiten allgemeiner Verunsicherung, in der auch die Sorgen vor einer Ausweitung des russischen Angriffskrieges groß sind, suchen die Menschen Stabilität, was sich auch im Wunsch nach einer stärkeren Zusammenarbeit in der EU widerspiegelt", analysierte Paul Schmidt, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik. "Die disruptive Politik der US-Administration hat zur Folge, dass die transatlantische Partnerschaft als nicht mehr selbstverständlich angesehen wird. Wie stark derzeit die Bedenken gegenüber dem unberechenbaren Kurs der USA sind, zeigt sich auch daran, dass die Volksrepublik China hierzulande nunmehr im gleichen Ausmaß als Partner für Österreich betrachtet wird."
ÖGfE-Schmidt: Zusammenrücken in Europa wichtiger denn je
Dass die britisch-europäischen Beziehungen einen Neustart erleben, sieht Schmidt als positive Nachricht. "Wenn sich die Welt neu ordnet, ist ein Zusammenrücken in Europa wichtiger denn je." Europa müsse weiterhin die Ukraine unterstützen und sich selbst gegen mehrdimensionale Attacken wappnen. "Vor diesem Hintergrund ist auch der von der Bundesregierung geplante sicherheitspolitische Dialog mit der Bevölkerung ein Gebot der Stunde", sagte Schmidt. Auch die Perspektive einer weiteren EU-Erweiterung dürfe nicht außer Acht gelassen werden. "Eine Anbindung unserer Nachbarn an die Union führt zu mehr Sicherheit und Stabilität. Ein Zusammenhang, über den noch großer Gesprächsbedarf besteht", so Schmidt.
Die aktuelle Umfrage wurde vom market-Institut vom 23. bis 28. April im Auftrag der ÖGfE durchgeführt. Befragt wurden österreichweit online 1000 Personen zwischen 16 und 80 Jahren. Die maximale statistische Schwankungsbreite beträgt 3,16 Prozent.
Zusammenfassung
- Fast zwei Drittel der Österreicher befürchten eine Ausweitung des russischen Krieges, wobei 20 % sehr große Sorgen haben.
- Das Vertrauen in die USA ist stark gesunken, nur noch 15 % der Österreicher sehen sie als vertrauenswürdigen Partner an.
- Während 63 % der Österreicher gegen eine EU-Erweiterung sind, genießt Großbritannien hohe Vertrauenswerte mit 59 % Zustimmung.