APA/APA/HARALD SCHNEIDER/HARALD SCHNEIDER

ÖGK-Obmann fordert Ausbau der niedergelassenen Versorgung

10. Juli 2025 · Lesedauer 3 min

Lange Wartezeiten und Probleme, einen Kassenarzt zu finden - nach Ansicht des Obmanns der österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Andreas Huss, sind nun rasch Strukturreformen nötig, um hier gegenzusteuern. Er urgierte am Donnerstag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Wolfgang Panhölzl, dem Leiter der Abteilung Sozialversicherung in der Wiener Arbeiterkammer, Maßnahmen für einen Ausbau der niedergelassenen Versorgung. Dies würde auch Spitäler entlasten, versichert er.

Huss ist Vertreter der Arbeitnehmerseite in der ÖGK, die seit Juli wieder Obmannschaft innehat. Er geißelte heute einmal mehr die Fusion der Gebietskrankenkassen durch die frühere türkis-blaue Bundesregierung. Statt der versprochenen Patientenmilliarde sei viel Geld verloren worden. So seien etwa die Verwaltungskosten gestiegen. Das sei etwas, vor dem man schon damals gewarnt habe. "Jetzt darüber verwundert zu sein, ist einigermaßen überraschend."

Es sei angestrebt worden, den Zugang Privater zum öffentlichen Gesundheitssystem zu erleichtern. Dies habe mit einem solidarischen System aber nichts mehr zu tun. "Die öffentliche Krankenversicherung wurde in den letzten Jahren ausgehungert", bekrittelte Huss. Zugleich würden die Menschen immer mehr aus eigener Tasche für die Gesundheit zahlen. Im Vorjahr seien dafür 11,5 Mrd. Euro von den Haushalten aufgewendet worden. Profitieren würden davon vor allem die Privatversicherungen, meinte der ÖGK-Obmann.

Laut seinen Angaben stößt inzwischen aber auch das private System an seine Grenzen. Es sei bei weitem nicht so leistungsfähig wie das öffentliche. Wartezeiten, etwa auf Termine, würden damit auch dort länger. Ein zusätzliches Problem im System sei die mangelnde Versorgung chronisch erkrankter, oft älterer Menschen, wurde kritisiert. Diese würden häufig im Spital behandelt, was diese Einrichtungen deutlich belasten würde. Ein Ausbau des niedergelassenen Sektors würde hier ebenfalls für eine deutliche Verbesserung sorgen, hieß es heute.

Schwierige Versorgung bei Diabetes

Wolfgang Panhölzl verwies etwa auf die schwierige Lage bei der Diabetes-Versorgung. Von 800.000 in Österreich erkrankten Menschen seien nur 100.000 ordentlich versorgt. Abhilfe könnten hier etwa Diabeteszentren schaffen. Um diese entsprechend personell auszustatten, wären 2.500 Posten in nicht ärztlichen Gesundheitsberufen bundesweit nötig, rechnete er vor. Dazu gehören etwa Fachkräfte aus den Bereichen Pflege oder Diätologie. Alle Berufsgruppen sollten zudem mit der Kasse abrechnen dürfen.

Auch der Ausbau von Primärversorgungszentren generell bzw. solche für psychische Erkrankungen wurde gefordert. Jene Einheiten, die es schon gebe, seien sowohl bei den Mitarbeitern als auch bei den Patienten beliebt, wurde heute versichert. Huss und Panhölzl zeigten sich prinzipiell zufrieden damit, dass im Regierungsprogramm im Bund hier Maßnahmen vorgesehen seien. Nötig sei aber auch noch ein Finanzierungsplan und eine Bedarfserhebung. Gleichzeitig versicherte der ÖGK-Obmann jedoch, dass auch die Einzelordination weiterhin ihre Bedeutung haben werde.

Ob die für die Stärkung des niedergelassenen Bereichs nötigen Mittel durch höhere SV-Beiträge oder Steuern aufgebracht würden, sei eine politische Entscheidung, betonte Huss. Er betonte jedoch, dass zugleich die privaten Gesundheitsausgaben der Haushalte reduziert werden könnten und wohl auch die Kosten für Folgeerkrankungen bei chronischen Leiden reduziert würden.

Zusammenfassung
  • Der ÖGK-Obmann Andreas Huss fordert rasche Strukturreformen und einen Ausbau der niedergelassenen Versorgung, um lange Wartezeiten zu verkürzen und die Spitäler zu entlasten.
  • Im Vorjahr gaben österreichische Haushalte 11,5 Milliarden Euro für private Gesundheitsleistungen aus, während die Versorgung chronisch Kranker, wie etwa der 800.000 Diabetes-Patienten, weiterhin unzureichend bleibt.
  • Für eine bessere Betreuung von Diabetes-Betroffenen werden 2.500 zusätzliche Posten in nicht ärztlichen Gesundheitsberufen gefordert, und es wird ein Finanzierungsplan für die geplanten Maßnahmen angemahnt.