NGOs mit 159 Menschenrechts-Forderungen an Österreich
Der UPR findet alle vier bis fünf Jahre statt. Im Herbst 2025 folgt der Staatenbericht Österreichs, im Frühjahr 2026 dann eine Sitzung des Menschenrechtsrats, bei der die UNO-Mitgliedsstaaten Empfehlungen an Österreich richten werden. Diese kann der Staat annehmen oder ablehnen. "Nicht sehr erfreulich" sei der vergangene dritte Zyklus gewesen, meinte Horn: Nur in acht Prozent der Empfehlungen, die Österreich angenommen hat, gebe es einen maßgeblichen Fortschritt. In weiteren 45 Prozent sei ein grundsätzlicher Fortschritt, in 47 Prozent gar kein Fortschritt sichtbar. "In manchen Bereichen wie zum Beispiel der Inklusion müssen wir sogar von Rückschritten ausgehen", sagte Horn. Als Positivbeispiel nannte Amnesty-International-Geschäftsführerin Shoura Zehetner-Hashemi die Einrichtung der Ermittlungsstelle gegen Polizeigewalt.
An der von der Liga für Menschenrechte koordinierten Stellungnahme haben sich Horn zufolge über 300 Organisationen entweder direkt oder über ihre Dachorganisationen beteiligt. Zu den 159 Forderungen gehören Maßnahmen gegen häusliche und sexualisierte Gewalt an Frauen, bundesweit einheitliche Qualitätsstandards in der Kinder- und Jugendhilfe, ein einheitlicher Diskriminierungsschutz auch aus Gründen des Alters, der Religion und der Weltanschauung sowie ein Abschluss der Reform des Maßnahmenvollzugs. Ein großes Problem habe Österreich bei der politischen Teilhabe: "Wir haben viele Menschen, die im politischen Prozess derzeit nicht teilnehmen dürfen, obwohl sie sich rechtmäßig in Österreich aufhalten."
Kritik gab es auch an kürzlich beschlossenen Maßnahmen der schwarz-rot-pinken Bundesregierung. Horn forderte, die Messenger-Überwachung wieder einzustellen. Zehetner-Hashemi monierte ihrerseits den Stopp der Familienzusammenführung für Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte sowie die Abschiebung eines syrischen Straftäters in sein Heimatland. Weiter aufrecht bleibt für beide die Forderung nach einer Obsorge für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge ab dem ersten Tag.
Mangelnde strategische Planung
Fehlen würde jedenfalls eine strategische Planung im Menschenrechtsbereich, betonte Horn. Er forderte einen Nationalen Aktionsplan für Menschenrechte ein. Zudem brauche es einen "Human-Rights-First-Ansatz" - die Menschenrechte sollen im Gesetzgebungsprozess an erster Stelle stehen.
Behindertenrats-Präsident Klaus Widl sah eine mangelnde Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Er forderte Lohn statt Taschengeld für Menschen mit Behinderungen, die in Werkstätten arbeiten, und eine Strategie für "Deinstitutionalisierung". Es dürfe zudem nicht vom Bundesland abhängen, welche Leistungen man erhält.
Zusammenfassung
- Über 300 NGOs haben im Rahmen des UNO-Universal Periodic Review (UPR) 159 Menschenrechts-Forderungen an Österreich gestellt, darunter die Rücknahme der Messenger-Überwachung und ein Recht auf Wohnen in der Verfassung.
- Nur acht Prozent der von Österreich angenommenen UNO-Empfehlungen aus dem letzten UPR-Zyklus wurden maßgeblich umgesetzt, während 47 Prozent der Empfehlungen völlig unbearbeitet blieben.
- Die NGOs kritisieren aktuelle Regierungsmaßnahmen wie die Messenger-Überwachung und fordern einen Nationalen Aktionsplan für Menschenrechte sowie eine stärkere strategische Ausrichtung.