APA/APA/AFP (Archivbild vom 18. Mai)/DELPHINE MAYEUR

Unruhen in Neukaledonien: Straßenblockaden geräumt

Nach tagelangen schweren Unruhen im französischen Überseegebiet Neukaledonien sich die Lage am Sonntag leicht entspannt. Mehrere hundert Polizisten räumten am Sonntag die Straße von der Hauptstadt Nouméa zum internationalen Flughafen der Inselgruppe im Südpazifik frei, teilte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin auf X mit. Unabhängigkeitsbefürworter hatten dort in den vergangenen Tagen etwa mit ausgebrannten Autowracks über 70 Straßenblockaden errichtet.

Die Straße ist allerdings derzeit nicht normal befahrbar. Es könnte noch Tage dauern, bis der Flughafen wieder öffnet, sagte der französische Hochkommissar der südpazifischen Inselgruppe, Louis Le Franc, am Sonntag. Zunächst müssten noch Trümmer von der Straße geräumt werden. Laut Darmanin konnten auch mehrere Lebensmittelgeschäfte wieder öffnen. Die Schulen bleiben hingegen noch bis nächsten Freitag geschlossen.

Wegen der Unruhen, bei denen sechs Menschen getötet wurden, haben Airlines die Flugverbindungen gestoppt. Flüge von und nach Neukaledonien sind seit Dienstag ausgesetzt. Am Samstag hatte die Regierung erklärt, dass 3.200 Menschen wegen der Flugausfälle festsitzen.

"Mit den Kräften, die mir zur Verfügung stehen, werden wir in der Lage sein, die republikanische Ordnung wiederherzustellen", sagte Le Franc. Seinen Angaben zufolge hat sich die Lage im Vergleich zu den vorangegangenen Nächten beruhigt.

Angesichts der Unruhen in Neukaledonien hatte kurz zuvor Innenminister Darmanin den Einsatz von hunderten Sicherheitskräften in dem französischen Überseegebiet am Sonntag verkündet. Laut Darmanin wurden mehr als 600 Polizisten mobilisiert, um die Barrikaden auf der Flughafenstraße zu räumen. Dazu gehören auch rund 100 Gendarmen einer besonders bewaffneten Spezialeinheit, teilte der Innenminister am Samstagabend auf der Online-Plattform X mit.

Die Proteste, bei denen Autos in Brand gesteckt wurden und es zu Plünderungen kam, hatten sich an der geplanten Wahlrechtsreform entzündet, die es Franzosen erlauben soll, an Provinzwahlen in Neukaledonien teilzunehmen, wenn sie dort mindestens zehn Jahren gelebt haben. Die indigene Bevölkerung der Kanaken befürchtet, dass dadurch ihr Einfluss und ihre Hoffnungen auf einen eigenen Staat schwinden. Die Nationalversammlung in Paris hatte die Wahlrechtsreform verabschiedet, Präsident Emmanuel Macron hat sie aber noch nicht unterzeichnet. Seine Regierung argumentiert, mit der Reform würden demokratische Prinzipien bei der Wahl gesichert.

Der Neukaledonien-Konflikt schwelt bereits seit Jahrzehnten. Rund 41 Prozent der knapp 270.000 Einwohner gehören der indigenen Bevölkerung der Kanaken an, 24 Prozent haben europäische - zumeist französische - Wurzeln. In drei Volksabstimmungen sprachen sich die Wahlberichtigen in den vergangenen Jahren gegen eine Unabhängigkeit von Frankreich aus.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach schweren Unruhen in Neukaledonien hat die Polizei über 70 Straßenblockaden geräumt, die zuvor von Unabhängigkeitsbefürwortern errichtet wurden.
  • Die Unruhen, die durch eine geplante Wahlrechtsreform ausgelöst wurden, führten zu einer vorübergehenden Einstellung der Flugverbindungen und ließen 3.200 Menschen stranden.
  • Die Wahlrechtsreform, die es in Neukaledonien lebenden Franzosen ermöglichen soll, an Provinzwahlen teilzunehmen, wird von der indigenen Bevölkerung der Kanaken abgelehnt, da sie eine Verringerung ihres Einflusses befürchten.