NeukaledonienAPA/AFP

Neukaledonien

Frankreich schafft einen neuen Staat für die Kanak

14. Juli 2025 · Lesedauer 3 min

Frankreich hat ein "historisches Abkommen" mit den Bewohnern der französischen Pazifikinsel Neukaledonien geschlossen. Die Ureinwohner Neukaledoniens, die Kanaken oder Kanak, sollen einen eigenen Staat erhalten, der allerdings "in Frankreich integriert" ist.

Vergangenes Jahr kam es auf der französischen Pazifikinsel Neukaledonien zu schweren Unruhen von Separatisten, bei denen 14 Menschen zu Tode kamen. Frankreich entsandte damals Polizei- und Armeeeinheiten auf die Insel.

Nun wurde ein "historisches Abkommen" zwischen Frankreich und Neukaledonien erzielt. Am Wochenende hat die französische Regierung bekanntgegeben, dass die Insel von einem autonomen französischen Staatsgebiet zu einem eigenen Staat mit Selbstverwaltung werden soll. Der selbstständige Staat mit eigener Flagge, Hymne und Währung soll allerdings weiter "in Frankreich integriert" bleiben.

Neukaledonien soll "Kanaky" werden

Die indigenen Ureinwohner Neukaledoniens, der Stamm der Kanaken oder Kanak, machen heute 45 Prozent der Bevölkerung aus. Sie kämpft seit Jahrzehnten für die Unabhängigkeit von Frankreich. Sie wollen die Insel in "Kanaky" umbenennen, eine entsprechende Flagge gibt es bereits seit Jahrzehnten.

Die Flagge der Kanaken NeukaledoniensAPA/AFP

Das Abkommen ist ausgehandelt, aber noch nicht beschlossen. Die Bewohner Neukaledoniens müssen noch zustimmen. Dort sind die Loyalisten, die bei Frankreich bleiben wollen, politisch aktuell noch in der Überzahl. Vor allem die jüngeren Kanak wollen eine vollständige Unabhängigkeit

Die größte separatistische Partei, die "kanakische und sozialistische nationalen Freiheitsfront" (FLNKS) pflegt Kontakte zu China und Aserbaidschan. Das sorgte unter anderem auch für den Vorwurf, die Unabhängigkeitsbewegung sei eine Manipulation Chinas, um seinen Einfluss im Pazifik auszuweiten.

Neukaledonien ist nicht zuletzt aufgrund großer Nickelvorkommen, die 25 Prozent der weltweiten Nickel-Reserven ausmachen, für Frankreich strategisch bedeutend. Aktuell machen Zahlungen der französischen Regierung ein Drittel des Haushalts der Insel aus. Die Landeswährung ist aktuell der pazifische bzw. CFP-Franc, der an den Euro gekoppelt ist.

Seit 1853 bei Frankreich

Die pazifische Inselgruppe Neukaledonien wurde 1774 von Europäern entdeckt. Seit 1853 ist sie Teil von Frankreich, das sie zunächst als Strafkolonie nutzte. Ein großer Teil der Ureinwohner Neukaledoniens starb an eingeschleppten Krankheiten. 

Die Kanak machen heute noch rund 45 Prozent der Bewohner der Insel aus. Den Rest der Bevölkerung machen Nachfahren von französischen Einwanderern aus.

Das im deutschsprachigen Raum geläufige, fremdenfeindliche Schimpfwort leitet sich vom Stamm der Kanaken ab. Die Bezeichnung stammt aus dem Hawaiianischen, wo es schlicht "Mensch" oder "Person" bedeutet und wurde von Europäern verallgemeinernd für alle Indigenen im Pazifikraum verwendet. 

Über die deutschen Pazifikkolonien im 19. und frühen 20. Jahrhundert fand es als abfällige Bezeichnung seinen Weg in die deutsche Sprache.

Zusammenfassung
  • Frankreich hat ein "historisches Abkommen" mit den Bewohnern der französischen Pazifikinsel Neukaledonien geschlossen.
  • Die Ureinwohner Neukaledoniens, die Kanaken oder Kanak, sollen einen eigenen Staat erhalten, der allerdings "in Frankreich integriert" ist.
  • Die Bewohner der Insel müssen dem Abkommen noch zustimmen.
  • Vor allem die jüngeren Kanak wollen eine vollständige Unabhängigkeit. Vergangenes Jahr kam es deshalb zu Unruhen, bei denen 14 Menschen starben.