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Nächtliche Drohnenangriffe im Ukraine-Krieg fordern Opfer

Heute, 02:22 · Lesedauer 3 min

Russlands Militär hat die Ukraine in der Nacht erneut großflächig mit Luftangriffen überzogen. Über der Hauptstadt Kiew waren Explosionen zu hören, nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko war die Flugabwehr im Einsatz. Explosionen wurden auch aus Sumy, Dnipro und Saporischschja gemeldet. Mit dem Vordringen der Drohnen weitete sich der Luftalarm von Osten nach Westen aus, wie die staatliche Warn-App anzeigte. Ukrainische Unterhändler reisen unterdessen in die USA.

Laut dem Nachrichtenportal "Kyiv Independent" wurden Bewohner fast aller Landesteile in Schutzräume beordert, auch fernab der Frontlinie. Demnach schickten die Angreifer mehrere Wellen von Kampfdrohnen los und feuerten auch Überschallraketen sowie mindestens einen Marschflugkörper ab. Mehrere Kampfjets der russischen Luftwaffe seien im Einsatz. Allein in Kiew starben mindestens drei Menschen, darunter ein Kind. Außerdem gebe es etwa ein Dutzend Verletzte. Wohnhäuser, Schulen und Büros im ganzen Stadtgebiet seien beschädigt worden, ein fünfstöckiges Gebäudeeingestürzt. Das ganze Ausmaß der Schäden war zunächst nicht ersichtlich, die genannten Opferzahlen stiegen aber rasch an.

Gleichzeitig gab es in Russland im Gebiet Lipezk zeitweise Luftalarm wegen anfliegender ukrainischer Drohnen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass berichtete. Das russische Militär meldete den Abschuss ukrainischer Drohnen über den Gebieten Rostow, Belgorod, Smolensk und über der Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Der Flughafen der Stadt Wolgograd musste den Betrieb sicherheitshalber einschränken.

Tags zuvor hatten die russischen Luftangriffe nach offiziellen ukrainischen Angaben gezielt das Energiesystem der Ukraine beschädigt. Im nordukrainischen Gebiet Sumy sei nachts ein Umspannwerk getroffen worden, teilte das Energieministerium in Kiew auf Telegram mit. Im ostukrainischen Gebiet Poltawa wurde demnach das Gastransportsystem erheblich beschädigt. Weitere Treffer habe es in den Gebieten Tschernihiw, Charkiw und Donezk gegeben.

Die Angriffe sollten das ukrainische Energiesystem vor Beginn der Heizperiode schwächen, hieß es. Schon in den vergangenen drei Kriegswintern hatte Russland immer wieder gezielt Energieanlagen beschossen.

Allerdings könnten die russischen Angriffe auch eine Antwort auf erfolgreiche ukrainische Attacken gegen die Öl- und Gasindustrie in Russland sein. Durch Drohnentreffer auf russische Raffinerien hat Russland nach Medienberichten 17 Prozent der Kapazitäten zur Ölverarbeitung verloren. In vielen Regionen herrscht Treibstoffmangel.

Ukrainische Chefunterhändler in New York

Unterdessen schickt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seine Chefunterhändler zu Gesprächen über Sicherheitsgarantien in die USA. Präsidialamtschef Andrij Jermak und Ex-Verteidigungsminister Rustem Umjerow sollen am Freitag in New York mit Vertretern der Regierung von US-Präsident Donald Trump sprechen, wie Selenskyj in Kiew ankündigte. Seitens der Amerikaner bestätigte Trumps Russland-Unterhändler Steve Witkoff das Treffen. "Alle, die an den Sicherheitsgarantien arbeiten - an den militärischen, politischen und wirtschaftlichen Komponenten der Sicherheitsgarantien -, werden einbezogen", sagte Selenskyj in einer Videoansprache. Man müsse so rasch wie möglich vorankommen: "Die Russen müssen sehen, wie ernst es der Welt ist und wie schlimm die Folgen für Russland sein werden, wenn der Krieg weitergeht."

Jermak und Umjerow führen von ukrainischer Seite auch die laufenden Gespräche der Kriegsparteien in Istanbul. Nach Angaben Selenskyjs erkunden sie außerdem mögliche Orte für ein Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin. Dabei waren die ukrainischen Vertreter am Dienstag zu Besuch im Golfstaat Katar, am Mittwoch in Saudi-Arabien. Für Donnerstag sind Gespräche in der Schweiz geplant. Putin will indes erst dann mit einem Vertreter der Ukraine sprechen, wenn es eine fertig ausgehandelte Lösung für ein Ende des Krieges gibt.

Zusammenfassung
  • Bei nächtlichen Drohnen- und Raketenangriffen auf die Ukraine starben in Kiew mindestens drei Menschen, darunter ein Kind, und rund ein Dutzend wurden verletzt, während zahlreiche Gebäude schwer beschädigt wurden.
  • Russische Angriffe trafen erneut gezielt das ukrainische Energiesystem, darunter ein Umspannwerk in Sumy und das Gastransportsystem in Poltawa, um die Versorgung vor der Heizperiode zu schwächen.
  • Durch ukrainische Drohnenangriffe auf russische Raffinerien hat Russland laut Medienberichten 17 Prozent seiner Ölverarbeitungskapazität verloren, was zu Treibstoffmangel in vielen Regionen führte.