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Mehr Studienanfänger bei neuer Volksschullehrerausbildung

Heute, 08:49 · Lesedauer 4 min

Mit Oktober startet an den Pädagogischen Hochschulen (PH) die neue Volksschullehrerausbildung. Der Bachelor dauert nur mehr drei statt vier Jahre, der Master wird umgekehrt um eines auf zwei Jahre verlängert. Gleichzeitig soll die Ausbildung wieder praxisnäher und der Master besser berufsbegleitend studierbar sein. Bei den Studienanfängern gibt es voraussichtlich ein Plus um ein Achtel auf über 2.100, hieß es am Montag bei einer Pressekonferenz im Bildungsministerium.

Ziel der Reform war, die Ausbildung praxisnäher und damit auch attraktiver zu gestalten. Das sei den PH "ausgezeichnet geglückt", betonte Ressortchef Christoph Wiederkehr (NEOS), der die Neugestaltung auch als Hebel gegen den Lehrermangel bezeichnete. Fix ist bereits ein Absolventenschub in drei Jahren, wenn durch die Verkürzung des Bachelors zwei Jahrgänge auf einmal abschließen.

In den Studienplänen ist es den PH laut Wiederkehr gelungen, im verkürzten Bachelor das Wesentliche beizubehalten und trotzdem neue Schwerpunkte zu setzen - darunter vom Ministerium erstmals verpflichtend eingeforderte Angebote etwa zu Inklusion, Deutsch als Zweitsprache, Digitalisierung, demokratische Bildung, Medienpädagogik, Gewaltprävention und Kinderschutz.

Neue "Intensivpraxiswochen" im Ausmaß von vier Wochen an derselben Schule, die für das fünfte Semester und damit gegen Ende des Bachelorstudiums empfohlen sind, sollen die Studierenden außerdem besser auf den Berufsalltag vorbereiten. Dabei sollen sie von erfahrenen Praktikerinnen und Praktikern begleitet werden und genug Zeit für Reflexion bekommen, betonte die Rektorin der PH Steiermark und Vorsitzende der PH-Rektorenkonferenz, Beatrix Karl.

Erste Reform seit zehn Jahren

Auch abseits dieser Intensivwochen sollen Theorie und Praxis in der Ausbildung der angehenden Volksschullehrerinnen und -lehrer Karl zufolge besser verschränkt sein als bisher. Die letzte Reform der Lehrerausbildung ist gut zehn Jahre her. Die Klassen seien heute viel heterogener, Probleme mit der Unterrichtssprache hätten ebenso zugenommen wie Ausgrenzung und Gewaltbereitschaft, gleichzeitig sei Begabungsförderung wichtiger und die Elternarbeit wegen der unterschiedlichen Vorstellungen der Erziehungsberechtigten schwieriger geworden. "Die neuen Studienpläne sind die Antwort auf dieses neue Anforderungsprofil", betonte Karl.

Für jene, die nach dem Bachelor bereits an Schulen unterrichten, gibt es mit dem professionsbegleitenden Masterstudium ein neues Modell. Eine engere Zusammenarbeit von PH und Bildungsdirektionen soll hier die Kombination aus Studium und Unterricht künftig erleichtern.

Quereinstieg für Volksschule weiter Ziel

Ziel von Bildungsminister Wiederkehr bleibt weiterhin, künftig auch den Quereinstieg in den Volksschulen zu ermöglichen. Derzeit ist dieser nur in der Sekundarstufe (Mittelschulen, AHS, BMHS) möglich, wenn man ein fachverwandtes Studium abgeschlossen und geeignete Berufserfahrung hat. In Wien startet mit dem neuen Schuljahr ein Pilotprojekt für die Volksschulen. Dieses müsse erst evaluiert werden, außerdem bräuchte es für den Quereinstieg an Volksschulen auch eine Änderung des Dienstrechts, betonte Wiederkehr.

An den größeren Schrauben im Bildungsbereich soll ab dem heutigen Montag außerdem im Rahmen der Reformpartnerschaft gedreht werden. Das erste Treffen zum Teilbereich Bildung (neben Gesundheit, Energie und Entbürokratisierung) mit Vertretern von Städte- und Gemeindebund sowie Bildungsverantwortlichen aus den Ländern fand am Nachmittag statt. Als Ziele wurden u.a. klare Verantwortlichkeiten, Ausbau der Schulautonomie, zeitgemäße Ressourcensteuerung und Förderung innovativer Ansätze in Bildung und Unterricht ausgegeben. "Ich habe bei allen Anwesenden die Bereitschaft verspürt, Teil dieser Reform zu sein und gemeinsam an der Umsetzung zu arbeiten", gab sich Wiederkehr im Anschluss laut Aussendung des Ministeriums optimistisch.

Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl ging demnach u.a. mit der Forderung nach einer Entflechtung von Zuständigkeiten und Finanzflüssen in die Verhandlungen. Im Schulbereich will er die Zuständigkeit für das gesamte Assistenzpersonal abgeben und würde im Gegenzug - bei klaren Qualitäts- und Finanzierungsregeln - die Verantwortung für Kindergärten und Kleinkinderbetreuung voll übernehmen. Für Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger würde "Schulpersonal aus einer Hand" zu mehr Effizienz in der Verwaltung führen. Wesentlich sei für ihn eine nachhaltige Finanzierung und genug qualifiziertes Personal für den Bildungsbereich, wurde er zitiert.

"Keine Tabus" dürfe es auch bei der Budgetkonsolidierung geben, wiederholte Wiederkehr einmal mehr. Sollte die Regierung hier noch einmal nachbessern müssen, müsse man auch über Pensionen und die Gehaltsabschlüsse im öffentlichen Dienst sprechen. "Wichtig wird sein, ein Gesamtpaket zu finden, mit dem dann auch die Wirtschaft in Österreich wieder anspringt, um mehr Wohlstand zu haben." Das werde auch Thema bei der Regierungsklausur Anfang September sein.

Zusammenfassung
  • Mit Oktober startet an den Pädagogischen Hochschulen die neue Volksschullehrerausbildung, bei der der Bachelor auf drei Jahre verkürzt und der Master auf zwei Jahre verlängert wird.
  • Die Zahl der Studienanfänger steigt voraussichtlich um ein Achtel auf über 2.100, wobei neue praxisnahe Elemente wie Intensivpraxiswochen und verpflichtende Schwerpunkte wie Inklusion und Digitalisierung eingeführt werden.
  • Im Rahmen einer breiteren Bildungsreform werden zudem Pilotprojekte für den Quereinstieg, mehr Schulautonomie und eine nachhaltige Finanzierung diskutiert.