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Medien: Kurz droht EU, Kauf von 100 Millionen Impfdosen zu blockieren - BKA dementiert

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Die EU versucht, 100 Millionen Impfdosen von BioNTech/Pfizer zu kaufen. Bundeskanzler Kurz soll laut einem Medienbericht drohen, diesen Kauf zu blockieren, wenn Österreich nicht mehr Dosen erhalte.

BioNtech/Pfizer hat der EU bis Ende 2021 100 Millionen Dosen seines Impfstoffs versprochen, hat aber angeboten, 10 Millionen schon vor dem 30. Juni zu liefern. Daraufhin soll der Streit innerhalb der EU um die Verteilung eskaliert sein, wie "politico.eu" berichtet. Die Auseinandersetzung soll am Donnerstag und Freitag Thema beim EU-Video-Gipfel gewesen sein. Bundeskanzler Sebastian Kurz erzürnte EU-Vertreter mit seiner Forderung nach mehr Impfstoff. 

Mehr Dosen, oder Blockade beim Kauf

Am Freitag soll Kurz zusätzliche Dosen verlangt haben, noch bevor die Zuständigen darüber diskutieren konnten. Kurz soll gedroht haben, die Kommission beim Kauf zu blockieren, wenn Österreich keinen zusätzlichen Impfstoff bekäme. Wenn die EU bis zur Deadline Mitte April nicht reagiert, könnte die Option auf den Kauf verfallen. 

Kurz bereit "Leben von 50 Millionen Europäern aufs Spiel zu setzen"

Ein EU-Vertreter soll zornig klargestellt haben, dass Österreich damit verhindern könnte, dass Länder, die den Impfstoff "dringend brauchen, wie Lettland und Bulgarien", leer ausgehen könnten. "Das zeigt, dass Kurz bereit ist, die Leben von 50 Millionen Europäern aufs Spiel zu setzen, für etwas, das er gar nicht braucht", wird ein anderer Vertreter zitiert. Österreich nehme wenig Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer Länder. "Solidarität ist eine Einbahnstraße nach Wien - kein anderer zählt", kommt ein weiterer zu Wort. 

Rückstand aufgeholt

Mehrere EU-Länder merkten an, dass es Österreich besser gehe als den meisten der 27 Länder, sowohl was die Impfstoff-Verteilung als auch die Krankheitsfälle betrifft. Den Rückstand beim Impf-Rollout habe Österreich in den vergangenen Wochen aufgeholt. 

Kritiker vermuten leere Drohung

"Österreich hofft auf eine schnelle Lösung des Themas, damit die Kommission so schnell wie möglich bezüglich der 100 Millionen Pfizer-Dosen weiterarbeiten könne", soll das offizielle Statement zum Thema aus Wien lauten. Gegenstimmen innerhalb der EU werden laut, dass Kurz' Drohung leer sei. Trotzdem soll die Drohung dazu geführt haben, dass die Impfstoff-Verteilung nun nicht mehr in den Händen des Steering-Boards liegt, sondern bei den EU-Vertretern. 

Bundeskanzleramt: "Falschinformationen"

"Der Politico-Bericht fußt auf Falschinformationen. Wir unterstützen den portugiesischen Ratsvorsitz dabei, eine rasche Lösung zu finden", teilte das Bundeskanzleramt der "APA" mit. In einer ebenfalls Politico übermittelten Stellungnahme hieß es: Man hoffe auf eine "rasche Lösung dieser Frage, damit die Kommission so schnell wie möglich den Vertrag über die zusätzlichen 100 Millionen Pfizer-Dosen vorantreiben kann."

"Türkis-Grün hat die eigene Impfstoff-Bestellung verpfuscht", kritisierte EU-NEOS-Abgeordnete Claudia Gamon in einer Aussendung. "Die anderen EU-Staaten sind gewillt denen Ländern zu helfen, die wirklich massiv schlechter dastehen. Österreich hat sich mit seinen Rundumschlägen aber isoliert. Nun fährt Kurz die europäische Impf-Strategie an die Wand und nimmt die gesamte EU in Geiselhaft."

ribbon Zusammenfassung
  • BioNtech/Pfizer hat der EU bis Ende 2021 100 Millionen Dosen seines Impfstoffs versprochen, hat aber angeboten, 10 Millionen schon vor dem 30. Juni zu liefern.
  • Daraufhin soll der Streit innerhalb der EU um die Verteilung eskaliert sein, wie "politico.eu" berichtet.
  • Kurz soll gedroht haben, die Kommission beim Kauf zu blockieren, wenn Österreich keinen zusätzlichen Impfstoff bekäme. Wenn die EU bis zur Deadline Mitte April nicht reagiert, könnte die Option auf den Kauf verfallen. 
  • Mehrere EU-Länder merkten an, dass es Österreich besser gehe als den meisten der 27 Länder, sowohl was die Impfstoff-Verteilung als auch die Krankheitsfälle betrifft.
  • "Österreich hofft auf eine schnelle Lösung des Themas, damit die Kommission so schnell wie möglich bezüglich der 100 Millionen Pfizer-Dosen weiterarbeiten könne", soll das offizielle Statement zum Thema aus Wien lauten.

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