dpa/C3754 Sebastian Widmann

Leck an Druschba-Ölpipeline entdeckt - Reparatur in maximal zehn Tagen

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An der Ölpipeline Druschba, durch die Öl aus Russland nach Europa fließt, ist in Polen ein Leck entdeckt worden. Die Ursache sei noch unbekannt, teilte der polnische Pipeline-Betreiber Pern am Mittwoch mit.

 Nach Einschätzung des deutschen Wirtschaftsministeriums ist die Versorgungssicherheit trotz der Beschädigung gewährleistet. Die Raffinerien Schwedt in Brandenburg und Leuna in Sachsen-Anhalt erhielten weiter Rohöl über die Leitung, teilte eine Sprecherin mit.

Leck laut Russland schon behoben

Auch die Brandenburger Landesregierung beruhigte. Die Versorgung mit russischem Öl über die Pipeline Druschba nach Deutschland sei ungeachtet des Lecks in Polen gesichert. "Trotz gegenwärtig reduzierter Kapazität ist die Produktauslieferung nicht betroffen, habe ich von den Gesellschaftern erfahren", teilte Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) am Mittwoch mit. Nun gehe es darum, die Umstände aufzuklären und die Pipeline schnell zu reparieren: "Die Prognosen gehen im Moment von vielleicht zwei bis drei Tagen oder auch bis zu zehn Tagen aus. Gegenwärtig ist die Versorgung nicht gefährdet."

Nach russischer Einschätzung ist das in Polen entdeckte Leck an der Druschba-Pipeline womöglich bereits behoben. Dies scheine der Fall zu sein, sagt der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Nowak am Mittwoch. Er berichtet zudem, dass die Sicherheitsvorkehrungen an der TurkStream Pipeline, durch die Gas aus Russland in die Türkei strömt, verstärkt worden seien.

Folgen für Deutschland?

Die Raffinerie PCK im brandenburgischen Schwedt teilte mit, dass dort weniger Öl ankomme. "Aktuell findet die Rohöllieferung mit reduzierter Kapazität statt", hieß es. Die Versorgung der Region mit Treibstoffen und Heizöl sieht das Unternehmen derzeit aber nicht gefährdet.

Staatssekretär des polnischen Klimaschutzministeriums bestätigt Leck an Druschba-Ölpipeline

Die Beschädigung wurde laut dem polnischen Betreiber Pern am späten Dienstagabend an einem der beiden Stränge des westlichen Abschnitts der Leitung rund 70 Kilometer von der zentralpolnischen Stadt Plock gemeldet. Dies sei die Hauptleitung, über die das Rohöl nach Deutschland fließe. Man halte Kontakt zu den deutschen Partnern, die Lieferung an das Nachbarland liefen "im Rahmen der technischen Möglichkeiten", hieß es.

Das deutsche Wirtschaftsministerium beobachte die Lage und stehe mit allen betroffenen Stellen in engem Kontakt, sagte die Sprecherin in Berlin. "Sowohl in der PCK Schwedt wie auch in der Raffinerie Leuna wurden in den vergangenen Wochen bewusst vorsorglich die eigenen Ölvorräte vor Ort erhöht." Schwedt und Leuna bekämen zudem Öl aus den Häfen Rostock und Danzig. Wegen des beschlossenen Ölembargos gegen Russland ab 1. Jänner werden für Schwedt ohnehin Alternativen zur Ölversorgung benötigt. Die deutsche Regierung hatte die Mehrheitseigner - zwei deutsche Töchter des russischen Staatskonzerns Rosneft - im September zudem unter staatliche Kontrolle gestellt.

Der Sprecher von Rosneft Deutschland, Burkhard Woelki, sagte, da noch unklar sei, wie schwer die Leckage sei und wie lange eine Reparatur dauern werde, lasse sich das Ausmaß der Folgen für die Raffinerie in Schwedt noch nicht einschätzen. "Wir sind dabei, Vorkehrungen zu treffen, um die Versorgung sicherzustellen." Die Raffinerie versorgt weite Teile Nordostdeutschlands mit Treibstoff.

Explosionen bei Nord Stream

Ende September hatten Explosionen mehrere Löcher in die Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 in der Ostsee gerissen. Nach den Detonationen waren aus mehreren Lecks an den beiden Pipelines tagelang ununterbrochen große Mengen des klimaschädlichen Methan-Gases ausgetreten. Die Lecks lagen in internationalen Gewässern in den Ausschließlichen Wirtschaftszonen Dänemarks und Schwedens. Der Verdacht der Sabotage steht im Raum, die Bundesanwaltschaft in Deutschland ermittelt.

Das nun entdeckte Leck in der Druschba-Pipeline liegt nach Angaben der polnischen Umweltbehörde zwischen den Orten Boniewo und Chodecz. Vertreter der Umweltbehörde untersuchten die Schäden, auch ein Staatsanwalt sei anwesend.

Im Statement des Betreibers hieß es: "Die Pumpen wurden sofort abgeschaltet. Der andere Strang der Ölpipeline ist unverändert in Betrieb". Dies gelte auch für das restliche Netzwerk. An den Ort des Lecks seien Einsatzkräfte des Betreibers sowie die Feuerwehr entsandt worden.

Ein Chemie- und Umweltsanierungsteam sei am Ort, sagte ein Feuerwehrsprecher dem öffentlich-rechtlichen Sender TVP. Die Aktion könne wahrscheinlich mehrere Stunden dauern. Man konzentriere sich darauf, eine erdölbasierte Substanz aus einer Senke in einem Maisfeld abzupumpen. Bisher habe man 400 Kubikmeter Öl abgepumpt, die Durchleitung sei gestoppt, und der Druck sinke. Die Feuerwehrleute seien noch dabei, den genauen Ort der Beschädigung zu lokalisieren.

"Die Ursache für das Leck in der Druschba-Pipeline wird derzeit untersucht. Bis jetzt gibt es keine Hinweise auf die Ursache des Ausfalls. Alle Hypothesen sind möglich", schrieb der Sprecher des Koordinators der Geheimdienste, Stanislaw Zaryn, auf Twitter.

Die Pipeline Druschba (auf Deutsch Freundschaft) zählt zu den größten der Welt und liefert russisches Öl in mehrere Länder Mitteleuropas. Ihre Rohre verlaufen teils über und teils unter der Erde.

ribbon Zusammenfassung
  • An der Ölpipeline Druschba, durch die Öl aus Russland nach Europa fließt, ist in Polen ein Leck entdeckt worden. Die Ursache sei noch unbekannt, teilte der polnische Pipeline-Betreiber Pern am Mittwoch mit.
  • Nach Einschätzung des deutschen Wirtschaftsministeriums ist die Versorgungssicherheit trotz der Beschädigung gewährleistet.
  • Die Raffinerien Schwedt in Brandenburg und Leuna in Sachsen-Anhalt erhielten weiter Rohöl über die Leitung, teilte eine Sprecherin mit.
  • Die Raffinerie PCK im brandenburgischen Schwedt teilte mit, dass dort weniger Öl ankomme.
  • "Aktuell findet die Rohöllieferung mit reduzierter Kapazität statt", hieß es. Die Versorgung der Region mit Treibstoffen und Heizöl sieht das Unternehmen derzeit aber nicht gefährdet.

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