AFP

Kim Jong-un zu drohender Hungersnot: „Esst weniger!“

0

Droht Nordkorea eine Hungersnot? Machthaber Kim Jong-un eröffnet, dass die Situation ernst und die Lebensmittelversorgung in seinem Land „angespannt“ sei. Klare Worte findet Kim Jong-un im Appell an die nordkoreanische Bevölkerung, bis 2025 weniger zu essen.

Beim Auftakt eines mehrtägigen Treffens des Zentralkomitees der herrschenden Arbeiterpartei in der Hauptstadt Pjöngjang nennt Kim Jong-un die sich deutlich abzeichnende Ressourcenknappheit im Lebensmittelsektor ein "Problem". Anders formuliert: Nordkorea droht, wenn sich die Situation nicht rapide verbessern sollte, eine akute Lebensmittelknappheit.

Ursachensuche

Als Ursache des Problems identifiziert der nordkoreanischen Machthaber die Taifun-Saison des letzten Jahres, welche gravierende Ernteschäden verschuldete. Besonders stark betroffen sei die Getreideproduktion gewesen. „Die Lebensmittelsituation der Menschen ist jetzt angespannt, weil der landwirtschaftliche Sektor wegen der Schäden seinen Plan zur Getreideproduktion nicht einhalten konnte.“

Lebensmittelknappheit: Corona-bedingt?

Zusätzlich könnten auch die strengen Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie für die Verknappung verfügbarer Lebensmittel kausal sein. Diese sollen die Versorgungslage in Nordkorea an ihre Grenzen gebracht haben. Wortwörtlich an ihre Grenzen, denn im Zuge der Covid-19Strategie schottete Nordkorea die Grenzen zu benachbarten Staaten ab. Eine Auslieferung von Nahrungsmitteln wurde dadurch deutlich erschwert.

UN nicht d‘accord

Nicht alle stimmen mit der Erklärung von Kim Jong-un, dass der Taifun und seine Folgen für die drohende Lebensmittelknappheit verantwortlich seien, überein. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schätzt die Lage in Nordkorea zudem weitaus schwerwiegender ein. Sie rechnet mit einem Defizit von 860.000 Tonnen benötigter Lebensmittel. Andere Schätzungen, etwa von südkoreanischen Experten, prophezeien Nordkorea bis Ende des Jahres 2021 sogar einen Lebensmittel-Mangel von 1,2 bis 1,3 Millionen Tonnen. Die Situation spitzt sich zu, dennoch wird die aktuelle Lage nicht mit vergangenen Hungersnöten in Nordkorea verglichen.

Nordkorea in Hungersnot

Hunderttausende Menschenleben forderte eine Hungersnot in Nordkorea in den 1990er-Jahren. Damals galten, vergleichbar mit der aktuellen Situation, Ernteausfälle, sowie die falsche Strategie der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung unter Kim Jong-il und die Einstellungen von Hilfszahlungen aus dem Ausland als Kernprobleme der Hungersnot.

Die FAO schreibt in einem Bericht über die derzeitige Lage in Nordkorea, dass die von Kim Jong-un aufgezeigten Witterungsbedingungen nicht Schuld an der drohenden Lebensmittelknappheit seien. Vielmehr stellen sie die Gegenthese, dass die mangelnde Bereitschaft Nordkoreas, Hilfslieferungen internationaler Organisationen anzunehmen die derzeitige Lage verschulden würde, in den Raum.

ribbon Zusammenfassung
  • Machthaber Kim Jong-un eröffnet, dass die Situation ernst und die Lebensmittelversorgung in seinem Land "angespannt" sei.
  • Klare Worte findet Kim Jong-un im Appell an die nordkoreanische Bevölkerung, bis 2025 weniger zu essen.
  • Als Ursache des Problems identifiziert der nordkoreanischen Machthaber die Taifun-Saison des letzten Jahres, welche gravierende Ernteschäden verschuldete. Besonders stark betroffen sei die Getreideproduktion gewesen.
  • Nicht alle stimmen mit der Erklärung von Kim Jong-un, dass der Taifun und seine Folgen für die drohende Lebensmittelknappheit verantwortlich seien, überein.
  • Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schätzt die Lage in Nordkorea zudem weitaus schwerwiegender ein. Sie rechnet mit einem Defizit von 860.000 Tonnen benötigter Lebensmittel.
  • Die FAO schreibt in einem Bericht über die derzeitige Lage in Nordkorea, dass die von Kim Jong-un aufgezeigten Witterungsbedingungen nicht Schuld an der drohenden Lebensmittelknappheit seien.

Mehr aus Politik