Kanada wählt ein neues Parlament - Trump mischt sich ein
Die Menschen in Kanada forderte er auf, den Mann zu wählen, der "die Kraft und Weisheit" habe, unter anderem ihre Steuern zu halbieren und ihre Militärmacht zu erhöhen - also ihn selbst, "wenn Kanada der geschätzte 51. Staat der Vereinigten Staaten wird".
Die USA könnten Kanada nicht mehr länger subventionieren, wenn Kanada nicht zu einem Bundesstaat seines Landes werde, schrieb Trump, der bei der Parlamentswahl in Kanada natürlich nicht auf dem Wahlzettel steht. Wirtschaftsexperten auf beiden Seiten der Grenze haben allerdings immer wieder betont, dass auch wenn Kanada historisch von den USA als Nachbar profitiert habe, die USA Kanada nicht im traditionellen Sinn subventionieren.
Die ersten Wahlberechtigten konnten am Montag in der Früh in Neufundland im Osten des riesigen Landes mit sechs Zeitzonen ihre Stimme abgeben. Mit ersten Ergebnissen wird in der Nacht auf Dienstag (MESZ) gerechnet. Mehr als sieben Millionen Kanadier haben ihre Stimme bereits im Voraus abgegeben - nach Angaben der Wahlbehörde so viele wie nie zuvor. Insgesamt sind 29 Millionen Menschen wahlberechtigt.
In Umfragen deutete sich zuletzt ein sehr enges Rennen zwischen den regierenden Liberalen unter Ministerpräsident Mark Carney (60) und den oppositionellen Konservativen mit Spitzenkandidat Pierre Poilievre (45) an. Lange Zeit lagen die Konservativen klar vorn - doch dann sorgten die aggressive Zollpolitik und Annexionsdrohungen von US-Präsident Trump für überraschenden Aufwind bei den Liberalen unter Carney. Weitere zentrale Wahlkampfthemen waren der starke Anstieg der Lebenshaltungskosten, steigende Mieten, der Zugang zu bezahlbarem Wohneigentum sowie Gesundheitsfürsorge und Migration.
Beide Parteien wollen mindestens 172 Sitze
Beide großen Parteien streben mindestens 172 Sitze an, was der absoluten Mehrheit im Parlament in Ottawa entspricht. Insgesamt werden 343 Sitze vergeben. Die Abgeordneten werden nach dem Mehrheitswahlrecht direkt in den Wahlkreisen gewählt. Kommt es zu einer ebenfalls möglichen Minderheitsregierung, wären Carney oder Poilievre auf die Unterstützung kleinerer Parteien angewiesen - etwa der Sozialdemokraten, der Grünen oder auch der Regionalpartei Bloc Québécois.
Die Liberale Partei regiert Kanada, ein G7-Staat mit rund 40 Millionen Einwohnern, seit etwa zehn Jahren - zunächst mit absoluter Mehrheit, dann mit einer Minderheitsregierung. Bis vor kurzem stand die Partei unter der Führung von Justin Trudeau. Angesichts schwacher Wirtschaftsdaten und steigender Preise hatte Trudeau Anfang des Jahres seinen Rückzug angekündigt und den Parteivorsitz sowie das Amt des Premierministers an Carney abgegeben.
Carney rief daraufhin Neuwahlen aus und kam damit einem erwarteten Misstrauensvotum im Parlament in Ottawa zuvor. Ursprünglich hätten die Wahlen laut Gesetz spätestens im Herbst stattfinden müssen - vier Jahre nach den letzten Wahlen im Oktober 2021.
Die Wahl findet nun auch unter dem Eindruck eines tragischen Vorfalls in der Westküstenmetropole Vancouver am Wochenende statt: Bei einem Straßenfest der philippinischen Gemeinde fuhr ein Mann mit einem Auto in eine Menschenmenge und tötete mindestens elf Menschen. Ein verdächtiger 30-Jähriger wurde festgenommen. Die Polizei geht derzeit nicht von einem Terrorakt aus.
Zusammenfassung
- US-Präsident Donald Trump hat Kanada aufgefordert, sich den USA anzuschließen, und behauptet, die USA würden Kanada subventionieren, was von Wirtschaftsexperten bestritten wird.
- Ein tragischer Vorfall in Vancouver, bei dem ein Auto in eine Menschenmenge fuhr und mindestens 11 Menschen tötete, überschattet die Wahlen. Die Polizei vermutet keinen Terrorakt.