puls24 Logo

Jugendschutz auf Schülerlaptops wird mit April ausgebaut

Heute, 04:01 · Lesedauer 3 min

Seit 2020 haben in Österreich über 600.000 Kinder in der 1. Klasse Mittelschule und AHS-Unterstufe über die Schule günstige Laptops oder Tablets bekommen. Vor nicht altersgerechten Inhalten im Internet waren sie bisher allerdings nur geschützt, wenn die Geräte im Schulnetzwerk genutzt wurden. Im Frühling soll sich das ändern: Künftig sollen Jugendschutzfilter unabhängig vom genutzten WLAN oder Router direkt auf dem Rechner wirken. Eltern können zusätzliche Sperren einrichten.

Über eine vom Bildungsministerium zentral bereitgestellte Sicherheitskonfiguration, die von den Schulen ab Ende März weitgehend automatisiert auf die Endgeräte der Kinder übertragen wird, werden dann Seiten mit radikalen, verstörenden, sexistischen oder pornografischen Inhalten im Webbrowser gesperrt - auch wenn sich Kinder im Zug oder Fastfoodlokal über das dortige WLAN ins Internet einwählen. Die Schulen sind per Gesetz verpflichtet, den Jugendschutz umzusetzen. Bei Bedarf können die Netzwerkadministratoren das Skript des Ministeriums aber an die Bedürfnisse der jeweiligen Schule anpassen oder auch eine eigene Lösung programmieren. Ab April soll das neue Modell flächendeckend auf allen Schülerrechnern greifen.

Alle Eltern könnten sich damit künftig auf einen "Basisschutz" verlassen, erklärte Martin Bauer, Chief Digital Officer im Bildungsministerium, im Gespräch mit der APA. Zwar konnten Eltern schon bisher theoretisch selbst auf den Rechnern, für die 25 Prozent Selbstbehalt zu bezahlen sind und die in das Eigentum der Kinder übergehen, Filtersoftware installieren. Viele seien davon aber technisch überfordert und solche Produkte würden oft auch etwas kosten. Außerdem hat es bisher in der Praxis mitunter Probleme gegeben, wenn auf den Schülerlaptops etwa Schutzsoftware installiert wurde, die sich dann mit anderen Programmen gespießt hat.

Mitunter konnten sogar Schularbeiten nicht abgehalten werden, weil Kinder wegen einer Bildschirmzeit-Beschränkung just bei der Schularbeit den Rechner nicht mehr verwenden konnten und die Eltern nicht erreichbar waren, um ihn freizuschalten. Bisher konnte die Schule in solchen Fällen nämlich nicht mehr auf den Schülerlaptop zugreifen, auch wenn sie per Gesetz eigentlich verpflichtet ist, die Geräte zu verwalten.

Künftig soll das nicht mehr passieren können, mit dem neuen Modell bleibt die Grundverwaltung immer bei der Schule. Eltern bekommen zusätzlich lokale Administratorenrechte und können über entsprechende Programme zusätzlich etwa die Bildschirmzeit einschränken. Für eine Installation privater Anwendungen, wie z.B. von Spielen, müssen Eltern mit ihrem lokalen Administratorenkonto die Zustimmung erteilen. Empfehlungen für Lösungen, die nicht zu unerwünschten Wechselwirkungen führen, soll es laut Bauer von den Schulen geben.

Eltern sollen Kinder bei Nutzung begleiten

Sollte die Elternverwaltung trotzdem für Komplikationen sorgen, kann der Rechner künftig über das Schul-Administratoren-Kennwort entsperrt oder im Notfall - etwa wenn Eltern ihr Kennwort vergessen haben - sogar komplett in den Startzustand zurückversetzt werden. Für Eltern, denen schon der vom Ministerium vorgeschlagene Webfilter etwa aus Datenschutzbedenken zu weit geht, gibt es übrigens eine Opt-out-Lösung.

Auf technische Lösungen alleine würde er sich aber beim Jugendschutz ohnehin nicht verlassen, betonte Bauer. Kinder und Jugendliche würden immer Mittel und Wege finden, technische Sperren zu umgehen. Er plädiert dafür, mit den Kindern Regeln zu vereinbaren und das Kind aktiv bei der Nutzung des Laptops zu begleiten, etwa indem man immer wieder im Browserverlauf anschaut, auf welchen Seiten das Kind unterwegs war. Und auch im Fach Digitale Grundbildung würden die Kinder lernen, wie man mit den Geräten und Anwendungen umgeht.

Zusammenfassung
  • Seit 2020 haben über 600.000 Kinder in Österreich in der 1. Klasse Mittelschule und AHS-Unterstufe günstige Laptops oder Tablets erhalten, die ab April 2025 mit einem zentralen Jugendschutzfilter ausgestattet werden.
  • Im Problemfall kann die Schule das Gerät entsperren oder zurücksetzen, während Eltern eine Opt-out-Lösung für den Webfilter angeboten wird und die Begleitung der Kinder bei der Nutzung empfohlen wird.