Netanyahu äußert "tiefes Bedauern" wegen Angriff auf Spital
"Ich bin darüber nicht glücklich. Ich will das nicht sehen. Gleichzeitig müssen wir diesen Alptraum beenden", sagte Trump am Montag im Weißen Haus. Sein französischer Kollege Emmanuel Macron sprach von einem "unerträglichen" Angriff. UNO-Generalsekretär António Guterres forderte eine "sofortige, unparteiische Untersuchung" der Tötungen. Einem Sprecher zufolge verurteilte er den Angriff aufs Schärfste und pochte darauf, dass medizinisches Personal und Journalisten ihrer wesentlichen Arbeit ohne Einmischung oder Schädigung nachkommen können.
"Ich bin entsetzt über den israelischen Angriff auf das Nasser-Krankenhaus im Gazastreifen", erklärte der britische Außenminister David Lammy auf X. "Zivilisten, medizinisches Personal und Journalisten müssen geschützt werden. Wir brauchen einen sofortigen Waffenstillstand." Auch das deutsche Außenministerium zeigte sich "schockiert" über den Angriff und forderte eine Untersuchung. "Die Arbeit von Journalisten ist unverzichtbar, um die verheerende Realität des Krieges in Gaza abzubilden", betonte das Außenministerium.
WHO-Chef fordert Waffenstillstand
Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Gebreyesus, betonte: "Wir können es nicht laut genug sagen: Stoppt die Angriffe auf das Gesundheitswesen. Waffenstillstand jetzt!" Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) zeigte sich empört über den Angriff, von dem auch eigene Mitarbeiter betroffen gewesen seien. "Während Israel weiterhin das Völkerrecht missachtet, werden die einzigen Zeug:innen ihrer genozidalen Kampagne gezielt angegriffen. Das muss sofort aufhören."
Netanyahu versicherte, dass Israel die Arbeit von Journalisten, Gesundheitsmitarbeitern und allen Zivilisten wertschätze. Auch die israelische Armee hatte zuvor ihr Bedauern geäußert, dass bei dem Einsatz unbeteiligte Personen zu Schaden gekommen seien. Die Truppen zielten nicht absichtlich auf Journalisten ab. Generalstabschef Eyal Zamir habe eine rasche vorläufige Untersuchung des Vorfalls angeordnet.
AP-, Reuters- und Al-Jazeera-Journalisten getötet
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) war auch eine freie Mitarbeiterin, Mariam Dagga (33), unter den Getöteten. Sie habe einen zwölfjährigen Sohn, der zuvor während des Kriegs aus dem Gazastreifen evakuiert worden sei, hieß es. "Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um unsere Journalisten im Gazastreifen zu schützen, während sie unter schwierigen und gefährlichen Bedingungen weiterhin entscheidende Augenzeugenberichte liefern", erklärte AP.
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, ihr freier Mitarbeiter Hussam al-Masri sei bei dem Angriff getötet worden. Ein weiterer Fotograf der Agentur - ebenfalls ein freier Mitarbeiter - wurde demnach verletzt. Beide Nachrichtenagenturen zeigten sich erschüttert über den Tod ihrer Mitarbeiter.
Der Fernsehsender Al Jazeera berichtete, der Journalist Mohamed Salama sei tödlich getroffen worden. Es war zunächst unklar, für welches Medium der vierte getötete Journalist arbeitete. Der Fünfte war nach Angaben aus Gaza freier Mitarbeiter mehrerer arabischer Medien. Berichten der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa zufolge kamen bei dem Angriff auf die Klinik auch Sanitäter zu Tode.
Augenzeugen berichteten, es habe einen Angriff auf den vierten Stock im Empfangsgebäude des Nasser-Krankenhauses gegeben, in dem sich die Journalisten aufhielten. Als Sanitäter und Mitarbeiter des Zivilschutzes zur Rettung eilten, habe es einen weiteren Angriff gegeben. In sozialen Medien kursierten Videoaufnahmen von dem blutigen Vorfall. Der arabische Sender Al-Ghad zeigte ein Video, in dem zu sehen war, wie eine Gruppe von Menschen bei einem Angriff getroffen wurde. Dabei handelte es sich offenbar um die zweite Attacke.
Schon fast 200 getötete Journalisten im Gaza-Krieg
Mit dem Angriff auf das Spital wurden laut Informationen des Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ) seit Beginn des Gaza-Kriegs vor knapp zwei Jahren fast 200 Journalisten getötet, die meisten davon Palästinenser.
Erst am Samstag war nach Angaben von Wafa ein palästinensischer Kameramann im nördlichen Gazastreifen von israelischen Soldaten getötet worden. Der palästinensische Journalistenverband sprach von einer "fortwährenden israelischen Kampagne gegen Journalisten, deren Ziel es ist, die palästinensischen Schilderungen zum Schweigen zu bringen".
Mitte des Monats waren vier Mitarbeiter des Senders Al-Jazeera in der Stadt Gaza getötet worden. Israels Militär hatte die Tötung des Korrespondenten Anas al-Sharif bestätigt. Der 28-Jährige habe sich zwar als Al-Jazeera-Journalist ausgegeben, er habe aber eine Terrorzelle der islamistischen Hamas angeführt, erklärte die Armee damals - ohne dafür eindeutige Beweise vorzulegen.
Bericht: Israels Militärchef verschärft Warnung vor Gaza-Einnahme
Unterdessen warnte Generalstabschef Zamir laut einem Medienbericht eindringlich vor Gefahren der geplanten Einnahme der Stadt Gaza. Der israelische TV-Sender Channel 13 berichtet, Zamir habe dazu gedrängt, einen Vermittlungsvorschlag über eine Gaza-Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge anzunehmen. Die Armee habe die Bedingungen für einen Geisel-Deal geschaffen, jetzt liege es in den Händen von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu. Eine Einnahme der Stadt Gaza würde das Leben der Geiseln gefährden.
Wadephul kritisiert Israels Regierung wegen Gaza-Plänen
Der deutsche Außenminister Johann Wadephul kritisierte die israelische Regierung wegen ihrer Pläne zum Vorrücken in die Stadt Gaza. Die deutsche Glaubwürdigkeit als globaler europäischer Akteur hänge von der Konsistenz der deutschen Politik ab - bei der Verteidigung des Völkerrechts, der Ablehnung des Terrors und beim Schutz des zivilen Lebens, sagte er bei einem Besuch in der kroatischen Hauptstadt Zagreb. "Unserer Ansicht nach fördert die Entscheidung des israelischen Kabinetts, Gaza-Stadt zu übernehmen und die Bodenoperationen zu intensivieren, keines dieser Ziele", kritisierte er.
Nach Schätzungen drängen sich etwa eine Million Menschen in der Küstenstadt Gaza. Israel plant eine Räumung der Stadt vor der neuen Offensive. Auch Geiseln der Hamas werden in der Stadt vermutet.
Zusammenfassung
- Beim Angriff auf das Nasser-Spital im Gazastreifen wurden am Montag 19 Menschen getötet, darunter fünf Journalisten.
- Israels Premier Netanyahu äußerte "tiefes Bedauern" und sprach von einem "tragischen Missgeschick", während internationale Stimmen wie Trump, Macron und Guterres scharfe Kritik und eine unabhängige Untersuchung fordern.
- Die Nachrichtenagenturen AP, Reuters und Al Jazeera bestätigten, dass eigene Mitarbeiter unter den Todesopfern sind, darunter Mariam Dagga (33), Hussam al-Masri und Mohamed Salama.
- Seit Beginn des Gaza-Kriegs wurden laut Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) fast 200 Journalisten getötet, die meisten davon Palästinenser.
- Israels Militärchef warnt vor einer Offensive auf die Stadt Gaza, in der sich etwa eine Million Menschen aufhalten, und empfiehlt einen Vermittlungsvorschlag für einen Geisel-Deal.