Kinder in GazaAPA/AFP

Israel kündigt "taktische Pausen" im Süden Gazas an

Das israelische Militär hat eine täglich mehrstündige "taktische Pause" seiner Aktivitäten im südlichen Teil des Gazastreifens verkündet.

Die Unterbrechung gelte bis auf weiteres jeweils für die Zeit von 8 bis 19 Uhr (7 bis 18 Uhr MESZ) entlang der Straße, die vom Grenzübergang Kerem Shalom bis zur Salah-al-Din-Straße und dann weiter in den Norden führe, teilten die Streitkräfte am Sonntag mit.

Die Entscheidung solle mehr Hilfslieferungen ermöglichen. Die Vereinten Nationen und andere internationale Organisationen seien an den Beratungen beteiligt gewesen.

Eine von der Armee veröffentlichte Landkarte zeigte die humanitäre Route, die sich bis zum Europäischen Spital in der Stadt Rafah erstreckt. Die Klinik liegt etwa zehn Kilometer vom Grenzübergang Kerem Shalom entfernt.

"Taktische Pausen" im GazastreifenAPA

Weiter Kämpfe in Rafah

Rechtsextreme Politiker in Israel kritisierten die Kampfpause. Polizeiminister Itamar Ben-Gvir schrieb am Sonntag auf X, wer diese Entscheidung getroffen habe, "während unsere besten Soldaten im Kampf fallen", sei "ein Narr und Dummkopf, der nicht auf seinem Posten bleiben darf". 

Die Kämpfe in Rafah, wo das israelische Militär gegen die radikal-islamische Terrororganisation Hamas vorgeht, würden allerdings weitergehen. Internationale Hilfsorganisationen warnen schon länger davor, dass sich die ohnehin schlechte Versorgungslage für die Menschen im südlichen Gazastreifen weiter zuspitzt. Tausende Menschen haben nicht genug Trinkwasser und Essen, zahlreiche Kinder leiden an akuter Mangelernährung.

Wegen der Kämpfe zwischen Israels Armee und der Hamas hatte das Welternährungsprogramm (WFP) davor gewarnt, dass die Menschen im südlichen Teil des Gazastreifens schon bald unter der gleichen katastrophalen Hunger-Lage leiden könnten wie jene in den nördlichen Gebieten zuvor.

Fehlen von Nahrungsmitteln

"Die Situation im südlichen Gaza verschlechtert sich rasch", sagte der stellvertretende WFP-Direktor Carl Skau nach einem zweitägigen Besuch der Region am Freitag.

Eine Million Menschen seien aus Rafah an der Grenze zu Ägypten vertrieben worden und bei brütender Sommerhitze in einem überfüllten Gebiet entlang des Strandes eingepfercht.

Im nördlichen Teil Gazas habe sich die Versorgung mit Hilfsgütern zwar etwas verbessert, sagte Skau. Nachhaltig abgesichert sei die Verteilung von Nahrungsmitteln aber nicht.

Am Samstag waren nach Angaben des israelischen Militärs acht Soldaten bei einer Explosion im Süden des Gazastreifens gestorben. Zuvor hatte die Hamas erklärt, bei einem Angriff auf einen Truppentransporter in Rafah mehrere israelische Soldaten getötet und verletzt zu haben.

Video: Befreiung von vier Hamas-Geiseln

Krieg seit 7. Oktober

Am 7. Oktober hatten Terroristen der Hamas und anderer Palästinensergruppen den Süden Israels überfallen, rund 1.200 Menschen ermordet und weitere 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Im Zuge des dadurch ausgelösten Krieges wurden nach - unabhängig nicht überprüfbaren - Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden mehr als 37.000 Palästinenser getötet. Rund vier Fünftel der Bevölkerung innerhalb des abgeriegelten Küstenstreifens haben ihr Zuhause zurücklassen müssen.

ribbon Zusammenfassung
  • Das israelische Militär hat eine täglich mehrstündige 'taktische Pause' im südlichen Gazastreifen angekündigt, um mehr Hilfslieferungen zu ermöglichen.
  • Eine Million Menschen wurden aus Rafah vertrieben und sind nun bei brütender Sommerhitze in einem überfüllten Gebiet entlang des Strandes untergebracht.
  • Seit dem Überfall der Hamas am 7. Oktober wurden mehr als 37.000 Palästinenser getötet und rund vier Fünftel der Bevölkerung des Gazastreifens mussten ihr Zuhause verlassen.