Bericht: Viele Tote bei israelischen Angriffen in Gaza
Auch Augenzeugen berichteten von einem israelischen Drohnenangriff in der Nähe des Krankenhauses in Gaza. Dabei seien auch Frauen und Kinder ums Leben gekommen. Einwohner sagten, Mitglieder einer Familie seien auf der Flucht in Richtung Süden getroffen worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Israels Armee erklärte zudem, sie habe in der Stadt Gaza in den vergangenen zwei Tagen mehr als 150 Ziele angegriffen, darunter "Terroristen" und "militärische Strukturen". Mehrere israelische Medien berichteten unter Berufung auf die Armee, die Luftwaffe habe in der Nacht rund 50 Ziele im Gazastreifen ins Visier genommen, darunter Tunnel und militärisch genutzte Gebäude. Die meisten Angriffe soll es demnach in der Stadt Gaza gegeben haben, wo Israel seit der Nacht auf Dienstag auch eine große Bodenoffensive durchführt.
Die israelische Armee hat unterdessen die Öffnung einer neuen, zeitlich begrenzten Evakuierungsroute für Bewohner der Stadt Gaza angekündigt. Ab Mittwoch zu Mittag um 12.00 Uhr (Ortszeit, 11.00 Uhr MESZ) werde eine Fluchtroute "entlang der Straße Salah al-Din und südlich vom Wadi Gaza geöffnet", erklärte der Armeesprecher Avichay Adraee am Mittwoch im Onlinedienst X. Die Route werde "nur für 48 Stunden geöffnet" und am Freitag um 12.00 Uhr (Ortszeit, 11.00 Uhr MESZ) wieder geschlossen.
Die israelische Armee hatte am Dienstag im Krieg gegen die militante Palästinenser-Organisation Hamas eine massive Großoffensive mit Bodentruppen in der Stadt Gaza gestartet. Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz erklärte, die Armee gehe dort "mit eiserner Faust" gegen "terroristische Infrastruktur" vor. Die Ausweitung der israelischen Offensive löste international scharfe Kritik aus.
Monatelanges Leid prognostiziert
Die Bodenoffensive in Gaza-Stadt könnte Armeeangaben zufolge viele Monate dauern. Das israelische Militär geht laut einem Sprecher davon aus, dass es zunächst mehrere Monate brauchen wird, ehe es dort die Kontrolle über die wichtigsten Gegenden übernommen haben wird. Zudem werde es dann mehrere weitere Monate dauern, die Infrastruktur von Terrororganisationen in der im Norden des Gazastreifens gelegenen Stadt zu beseitigen, sagte Effie Defrin.
"Unter den Straßen verläuft ein ausgedehntes Tunnelnetz, das Kommandozentralen, Raketenwerfer und Waffenlager miteinander verbindet", sagte der Armeesprecher weiter. "Alles absichtlich unter Zivilisten und ziviler Infrastruktur versteckt." Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Geiselappell
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu warnte die Hamas rund um die neue Offensive eindringlich davor, den aus seinem Land verschleppten Geiseln etwas anzutun. Sollten die Entführer den Geiseln Schaden zufügen, werde Israel sie bis an ihr Lebensende jagen, drohte Netanyahu. "Und dieses Ende wird viel früher kommen, als sie denken."
Laut Medienberichten soll die Hamas mehrere Geiseln, die zuvor in Tunneln festgehalten worden seien, in Zelte und Häuser gebracht haben, um die israelische Armee an Einsätzen in bestimmten Gebieten zu hindern. Die Geiseln seien an Orten untergebracht, die für sie gefährlich sein könnten, sagte Netanyahu. Das habe auch US-Präsident Donald Trump schockiert, sagte er weiter. Trump hatte zuvor die Hamas gewarnt, dass sie teuer dafür bezahlen müsse, sollten sie Geiseln als menschliche Schutzschilde benutzen.
Zusammenfassung
- Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen wurden laut palästinensischen Angaben seit Mittwochmorgen mindestens 45 Menschen getötet, darunter mindestens 13 nahe dem Al-Shifa-Spital und auch Frauen, Kinder sowie eine schwangere Frau.
 - Die israelische Armee griff in den vergangenen zwei Tagen mehr als 150 Ziele in Gaza an, darunter Tunnel, militärische Strukturen und 'Terroristen', und kündigte eine neue Evakuierungsroute an, die für 48 Stunden geöffnet ist.
 - Israels Militär rechnet damit, dass die Bodenoffensive in Gaza-Stadt sowie die Beseitigung der Terrorinfrastruktur mehrere Monate dauern wird, während Premier Netanyahu die Hamas eindringlich vor Angriffen auf Geiseln warnte.
 
