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Israel beschoss Damaskus nach Angriffen auf Drusen

Heute, 02:07 · Lesedauer 3 min

Israel hat Ziele nahe des syrischen Präsidentenpalastes in Damaskus angegriffen. Kampfflugzeuge hätten die Umgebung des Palastes getroffen, erklärte die israelische Armee am Freitag. Der Angriff erfolgte nach tödlichen Attacken auf die religiöse Minderheit der Drusen in Syrien, als deren Verbündeter sich Israel sieht. "Das ist eine klare Botschaft an das syrische Regime", hieß es in einer Stellungnahme der israelischen Regierung.

Die USA haben die Gewalt gegen die drusische Minderheit in Syrien scharf verurteilt. "Die jüngste Gewalt und hetzerische Rhetorik, die sich gegen Mitglieder der drusischen Gemeinschaft in Syrien richtet, ist verwerflich und inakzeptabel", sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Tammy Bruce, am Donnerstag vor Journalisten. Die Übergangsbehörden in Damaskus müssten "die Kämpfe einstellen". Zudem müssten sie die Täter zur Rechenschaft ziehen und "die Sicherheit aller Syrer gewährleisten".

Die USA bestätigten zudem am Donnerstag ein Treffen mit dem syrischen Außenminister Asaad al-Shaibani. Die Außenamtssprecherin sagte, dass sich US-Vertreter am Dienstag mit der syrischen Delegation in New York getroffen hätten. Demnach wurde die Übergangsregierung in Syrien von der US-Seite zur Ausübung einer Politik ermahnt, "die die Stabilität stärkt".

Jede künftige Normalisierung der Beziehungen oder Aufhebung von Sanktionen werde "von den Taten der Übergangsregierung" sowie einer "positiven Reaktion auf die spezifischen von den USA kommunizierten vertrauensbildenden Maßnahmen" abhängen, sagte Bruce.

Mehr als hundert Tote binnen zwei Tagen

In der Nacht auf Dienstag hatten in einem Vorort von Damaskus Kämpfe zwischen regierungsnahen muslimischen Truppen und drusischen Kämpfern begonnen, nachdem Aktivisten zufolge in Online-Netzwerken eine islamfeindliche, "einem Drusen zugeschriebene" Audioaufnahme veröffentlicht wurde. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden binnen zwei Tagen mehr als hundert Menschen getötet.

Der religiöse Anführer der syrischen Drusen sprach am Donnerstag von einer "Völkermordkampagne". Diese sei "durch nichts zu rechtfertigen", erklärte Scheich Hiqamt al-Hijri. Er rief "internationale Kräfte" zum Eingreifen auf, um "den Frieden aufrechtzuerhalten und den Fortgang dieser Verbrechen zu verhindern".

In Syrien leben etwa 700.000 Drusen. Sie machen etwa drei Prozent der syrischen Bevölkerung aus. Die neue syrische Führung hat wiederholt versichert, die Minderheiten im Land schützen zu wollen. Übergangspräsident Ahmed al-Sharaa gibt sich seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Bashar al-Assad Anfang im Dezember durch seine islamistische HTS-Miliz betont gemäßigt. Im März kam es jedoch in vorwiegend von Angehörigen der religiösen Minderheit der Alawiten bewohnten Regionen zu Massakern an Zivilisten. Auch der gestürzte Diktator Assad gehört der alawitischen Religion an.

Rund 1 Million Drusen im Nahen Osten

Die Drusen sind eine religiöse Minderheit, deren Mitglieder vor allem in Syrien, Israel und im Libanon leben. Nach Schätzungen gibt es rund 1 Million Drusen im Nahen Osten. In Israel dienen viele Drusen freiwillig in der Armee - der jüdische Staat sieht sie als Verbündete. In Syrien galten die Drusen unter dem früheren Assad-Regime als loyale Bürger. Im Libanon verfügt die Volksgruppe vor allem durch den mächtigen Joumblatt-Clan über politischen Einfluss.

Das Drusentum entstand im 11. Jahrhundert aus dem schiitischen Islam. Da es jedoch auch verschiedene nicht-islamische Lehren, etwa die Reinkarnation, beinhaltet, wird sie als eigenständige Religion angesehen. Die tieferen theologischen Inhalte sind nur so genannten Eingeweihten zugänglich, zu denen Männer und Frauen gehören. Ein Übertritt zur drusischen Religion ist nicht möglich, es gilt eine strikte Endogamie (Heirat nur innerhalb der Religionsgemeinschaft).

Zusammenfassung
  • Israel hat nach Angriffen auf die Drusen Ziele in der Nähe des syrischen Präsidentenpalastes in Damaskus beschossen, um eine deutliche Botschaft an das syrische Regime zu senden.
  • In Kämpfen zwischen regierungsnahen Truppen und drusischen Kämpfern wurden in einem Vorort von Damaskus mehr als hundert Menschen getötet.
  • Die USA verurteilten die Gewalt gegen die Drusen scharf und forderten die syrische Übergangsregierung auf, die Sicherheit aller Bürger zu gewährleisten.