APA/HERBERT NEUBAUER

IS-Prozess: Ex-"Hassprediger" Mirsad O. offenbar geläutert

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Ein auf Deradikalisierung spezialisierter Verein untermauert die Aussage von Mirsad O, dass er sich von seiner ehemals radikalislamistischen Einstellung abgewandt hat.

Der auf Deradikalisierung und Extremismusprävention spezialisierte Verein Derad hält die Angaben des früheren islamistischen "Hasspredigers" Mirsad O. alias Ebu Tejma, er habe sich vom radikalislamistischen Gedankengut distanziert, für glaubwürdig.

Er steht zurzeit am Wiener Landesgericht vor Gericht. Der Prozess läuft seit 7. Juli gegen ihn, sowie gegen zwei mutmaßliche Foreign Fighters der Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) und deren Frauen. 

Seit sieben Jahren in Haft

Mirsad O. verbüßt in der Justizanstalt (JA) Garsten eine 20-jährige Freiheitsstrafe, seit mittlerweile sieben Jahren befindet sich der vormalige radikalislamistische Prediger in Haft. Zwei Mal monatlich trifft er sich in der JA zu Terminen mit Derad. Der Verein schickte ans Wiener Landesgericht einen Bericht in dem er auf ein "respektvolles und konstruktives Gesprächsklima" verweist und die Kooperation des 39-Jährigen betont.

Mirsad O. halte sich von "problematischen Insassen bewusst fern", distanziere sich von seiner vormaligen Weltanschauung und wolle seine früheren Vorträge und Predigten, die auf Video aufgezeichnet wurden, "am liebsten aus dem Internet löschen", zitierte der vorsitzende Richter aus der ausführlichen schriftlichen Stellungnahme des Vereins.

Schlechter Ruf bei Radikalislamisten 

Laut Derad wird über Mirsad O. in radikalislamistischen Kreisen inzwischen "schlecht geredet", weil sich herumgesprochen haben dürfte, dass er seine früheren Positionen aufgegeben hat. Im Gefängnis arbeitet der 39-Jährige in der Schlosserei, seit April 2018 trifft er sich regelmäßig mit dem katholischen Seelsorger in der Werkstätte, im Spazierhof und im Zellentrakt zu "ethisch-philosophischen Gesprächen und theologischen Fragestellungen", wie Derad festhält. Einen katholischen Mithäftling soll er bei Exerzitien des Heiligen Ignatius unterstützt haben.

Den Terror-Anschlag in Wien vom 2. November 2020, bei dem vier Passanten erschossen wurden, verurteilt Mirsad O. laut Derad als "unislamisch und unmenschlich". Der Anschlag habe ihn "erschüttert". Mirsad O. befürchte, dass das Attentat zu einer "gesellschaftlichen Zuspitzung" und antimuslimischen Stimmung führen werde.

Mirsad O. hatte sich in dem Wiener Verfahren zum Vorwurf schuldig bekannt, Turpal I., den mutmaßlichen Kommandanten einer in Syrien operierenden tschetschenischen Kampftruppe des IS, und einen zweiten Foreign Fighter zum Jihad bewogen zu haben. Derad hält die Umkehr des früheren Predigers für "authentisch, ohne dass der Eindruck entstehen würde, er würde sich anbiedern".

ribbon Zusammenfassung
  • Ein auf Deradikalisierung spezialisierter Verein untermauert die Aussage von Mirsad O, dass er sich von seiner ehemals radikalislamistischen Einstellung abgewandt hat.
  • Mirsad O. verbüßt in der Justizanstalt (JA) Garsten eine 20-jährige Freiheitsstrafe, seit mittlerweile sieben Jahren befindet sich der vormalige radikalislamistische Prediger in Haft.
  • Er steht zurzeit am Wiener Landesgericht vor Gericht. Der Prozess läuft seit 7. Juli gegen ihn, sowie gegen zwei mutmaßliche Foreign Fighters der Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) und deren Frauen. 
  • Mirsad O. verbüßt in der Justizanstalt (JA) Garsten eine 20-jährige Freiheitsstrafe, seit mittlerweile sieben Jahren befindet sich der vormalige radikalislamistische Prediger in Haft.
  • Zwei Mal monatlich trifft er sich in der JA zu Terminen mit dem Verein Derad.
  • Mirsad O. halte sich von "problematischen Insassen bewusst fern" und wolle seine früheren Vorträge und Predigten, die auf Video aufgezeichnet wurden, "am liebsten aus dem Internet löschen", zitierte der Richter.