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Irakischer Regierungschef übersteht Drohnenangriff

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Der irakische Ministerpräsident Mustafa al-Kadhimi hat einen Drohnenangriff auf seine Residenz unbeschadet überstanden. Nach Behördenangaben traf eine mit Sprengstoff beladene Drohne Sonntagfrüh Kadhimis Residenz in Bagdad, zwei weitere Drohnen wurden demnach abgefangen. Der Anschlag bedeutet eine weitere Eskalation der Sicherheitslage in dem Land. Die US-Regierung sprach von einem "offensichtlichen Terrorakt". Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand.

Der Regierungschef sei bei dem "fehlgeschlagenen Attentat" im als Grüne Zone bekannten Regierungsviertel von Bagdad nicht verletzt worden, teilte sein Büro am Sonntag mit. Kadhimi selbst twitterte, es gehe ihm gut. "Zum Wohle des Irak" rief er zu "Ruhe und Zurückhaltung" auf.

Nach Angaben aus Sicherheitskreisen waren in der Nacht auf Sonntag von einer Brücke über den Tigris aus drei mit Sprengladungen versehene Drohnen in Richtung des Regierungsviertels gestartet. Zwei von ihnen wurden demnach im Flug abgeschossen, die dritte schlug in Kadhimis Residenz ein und verletzte zwei Personenschützer. Auf von dem Büro des Regierungschefs veröffentlichten Fotos waren eine herausgerissene Holztür, Trümmer und eine beschädigte Außentreppe zu sehen.

Die US-Regierung verurteilte den Angriff und sprach von einem "offensichtlichen Terrorakt", der sich "gegen das Herz des irakischen Staates" richte. Washington habe den irakischen Sicherheitskräften Unterstützung bei der Aufklärung des Angriffs angeboten, erklärte US-Außenministeriumssprecher Ned Price. Auch Österreich missbilligte die Attacke. "Wir verurteilen unmissverständlich das Attentat auf den irakischen Premierminister Mustafa al-Kadhimi. Die Anwendung von Gewalt zur Beilegung politischer Streitigkeiten ist niemals akzeptabel. Die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden", twitterte das Außenministerium in Wien.

Das iranische Außenministerium machte die USA für den Angriff verantwortlich: "Solche Vorfälle liegen im Interesse derjenigen, die in den vergangenen 18 Jahren die Stabilität, Sicherheit, Unabhängigkeit und territoriale Integrität des Irak verletzt haben", erklärte Ministeriumssprecher Said Chatibsadeh.

Seit der Parlamentswahl im Oktober herrschen im Irak starke politische Spannungen. Am Samstag hatten mehrere hundert Anhänger pro-iranischer Gruppen in Bagdad gegen das Wahlergebnis demonstriert. Einige verbrannten dabei ein Porträt des Regierungschefs und bezeichneten ihn als "Verbrecher". Am Freitag waren bei Zusammenstößen zwischen pro-iranischen Demonstranten und der Polizei mindestens ein Mensch getötet und 125 weitere verletzt worden.Hashd-al-Shaabi

Bei der Wahl hatte der politische Arm des Hashd-al-Shaabi-Netzwerks pro-iranischer Milizen vorläufigen Ergebnissen zufolge zahlreiche Parlamentssitze verloren. Anführer des Netzwerks fochten das Ergebnis an.

Großer Gewinner der Abstimmung war den vorläufigen Ergebnissen zufolge die Bewegung des einflussreichen schiitischen Geistlichen Moqtada al-Sadr, der als nationalistisch und Iran-kritisch auftritt. Sadr bezeichnete das Attentat auf den Regierungschef am Sonntag als Angriff "auf den Irak und das irakische Volk".

Staatschef Barham Salih forderte "eine einheitliche Haltung gegenüber den bösen Akteuren, die versuchen, die Sicherheit dieses Landes und die Sicherheit seiner Bevölkerung zu gefährden". Die Mission der Vereinten Nationen für den Irak (Unami) rief "alle Seiten" zur Deeskalation und zum Dialog auf, "um die politischen Spannungen abzubauen und das nationale Interesse des Irak zu wahren".

ribbon Zusammenfassung
  • Der Regierungschef sei bei dem "fehlgeschlagenen Attentat" im als Grüne Zone bekannten Regierungsviertel von Bagdad nicht verletzt worden, teilte sein Büro am Sonntag mit.
  • "Zum Wohle des Irak" rief er zu "Ruhe und Zurückhaltung" auf.
  • Seit der Parlamentswahl im Oktober herrschen im Irak starke politische Spannungen.
  • Sadr bezeichnete das Attentat auf den Regierungschef am Sonntag als Angriff "auf den Irak und das irakische Volk".

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