Inhaftierte Friedensnobelpreisträgerin Suu Kyi ist 80
Aris wird seine Mutter zu ihrem Geburtstag nicht sehen, sie ist in Myanmars Hauptstadt Naypyidaw isoliert. Er habe seit der Inhaftierung nur einmal, vor zwei Jahren, einen Brief von ihr erhalten. "Wir haben keine Ahnung, in welchem Zustand sie ist", sagte Aris. Er befürchtet, dass seine Mutter an unbehandelten gesundheitlichen Problemen leidet, unter anderem am Herzen.
Im Vorfeld des Geburtstags hatte es nach Medienberichten in der Stadt Mandalay im Zentrum von Myanmar eine spontane Protestaktion gegeben. Maskierte Demonstranten hielten Flugblätter mit der Aufschrift "Frei von Angst" und "Happy birthday", wie Bilder in Onlinenetzwerken zeigen.
Wie Kathpress am Donnerstag berichtete, erreichte eine weltweite Kampagne zum 80. Geburtstag der Friedensnobelpreisträgerin unterdessen ihr Ziel von 80.000 Videobotschaften. "Einen Tag vor Mutters Geburtstag haben wir bereits 80.000 Glückwünsche erhalten. Wir danken allen herzlich, die uns ihre Glückwünsche geschickt und dazu beigetragen haben", sagte Suu Kyis Sohn Aris, Initiator der Kampagne "Suu 80. Geburtstag", demnach zu Radio Free Asia.
Im Rahmen der Aktion wurden Unterstützer aufgerufen, Suu Kyi 30-sekündige Geburtstagsglückwünsche zu senden. Weltweit folgten Demokratieaktivisten, Politiker, Akademiker und Künstler dem Aufruf. Ob die Kampagne den offiziellen Weltrekord für die größte Sammlung von Geburtstagsgrüßen aufstellt, will das Guinness-Buch der Rekorde voraussichtlich in den kommenden Tagen mitteilen. Der aktuelle Rekord liegt bei mehr als 32.000 Geburtstagsgrüßen und wurde 2016 für den indischen Guru Gurmeet Ram Rahim Singh aufgestellt.
Junta rief zur Überwachung auf
Auf der anderen Seite hat die Junta von Myanmar auf pro-militärischen Social-Media-Plattformen zur Überwachung und Verhaftung von Personen aufrufen, die an Suu Kyis Geburtstag Gedenkveranstaltungen und symbolische Proteste wie Blumen im Haar planen. Eine Blume im Haar gilt als Suu Kyis Markenzeichen.
In den Monaten vor dem Geburtstag seiner Mutter hatte Aris bei einer Reise durch die USA zu myanmarischen Diaspora-Gemeinden in Städten von New York über Los Angeles bis nach Texas mehr als 400.000 Dollar Spenden für Flüchtlinge, Binnenvertriebene und Opfer von Inhaftierungen nach dem Putsch und dem Erdbeben in Myanmar gesammelt.
Viele Jahre in Hausarrest und Haft
1990 gewannen Aung San Suu Kyi und ihre Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) haushoch die erste Wahl seit dem Putsch von 1962. Die Junta annullierte jedoch die Wahl und stellte Suu Kyi über einen Zeitraum von 21 Jahren fast 15 Jahre lang unter Hausarrest. Den 1991 verliehenen Friedensnobelpreis nahmen ihre Söhne Alexander und Kim Aris entgegen.
2015 und 2020 gewannen Suu Kyi und die NLD die Parlamentswahlen klar gegen die Militärpartei Union Solidarity and Development Party. Im Februar 2021 stürzte die Armee die demokratisch gewählte Regierung unter Suu Kyi und übernahm die Macht. Proteste gegen den Staatsstreich wurden vom Militär teils gewaltsam niedergeschlagen. Seither wird das Land von einem Bürgerkrieg erschüttert, in dem einander verschiedene Konfliktparteien bekämpfen. Das Image der früheren Freiheitsikone und Politikerin Suu Kyi gilt seit einigen Jahren als angekratzt: Vor allem wegen der staatlichen Diskriminierung der Rohingya und ihres Schweigens zur Gewalt gegen die muslimische Minderheit stand sie international am Pranger.
Zusammenfassung
- Die in Myanmar inhaftierte Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi verbringt ihren 80. Geburtstag am Donnerstag isoliert in Naypyidaw, wobei ihr Sohn Kim Aris seit zwei Jahren keinen Kontakt zu ihr hatte und sich Sorgen um ihre Gesundheit macht.
- Eine weltweite Kampagne sammelte zum Anlass ihres Geburtstags 80.000 Videobotschaften, deutlich mehr als der bisherige Weltrekord von über 32.000, wobei das Guinness-Buch der Rekorde in den kommenden Tagen über die Anerkennung entscheiden will.
- Die Militärjunta rief zur Überwachung und Verhaftung von Personen auf, die an Suu Kyis Geburtstag Protestaktionen oder symbolische Gesten wie Blumen im Haar planten, während in Mandalay spontane Proteste stattfanden.